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Der afrikanische Euro

Erik Albrecht26. November 2001

Der CFA-Franc bringt die europäische Währung auch nach Afrika.

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Der Tschad ist einer der 15 Staaten des CFA-Francs.

"Momentan sind auch französische Franc-Scheine in der CFA-Zone in Umlauf", sagt Emmanuel Carrère, bei der französischen Zentralbank zuständig für die CFA-Zone: "Vom 1. Januar 2002 werden es vielleicht Euro sein. Auf jeden Fall werden aber die afrikanischen Zentralbanken Maßnahmen ergreifen, um die französischen Francs einzusammeln." Große Werbekampagen sollen außerdem die Bevölkerung auf den Euro vorbereiten.

Bis 1999 war der CFA-Franc mit festem Wechselkurs an den französischen Franc gekoppelt - ein Relikt aus Kolonialzeiten. Seitdem haben 15 frankophone Staaten vom Senegal in Westafrika über die Elfenbeinküste bis in die zentralafrikanische Republik den "Franc de la Communauté Financière Africaine" oder den "Franc der afrikanischen Währungsgemeinschaft", kurz CFA-Franc, als Zahlungsmittel haben.

Doch den französischen Franc gibt es nicht mehr. Er ist mit der europäischen Währungsunion am 1. Januar 1999 im Euro aufgegangen, und seitdem ist der CFA-Franc an den Euro gebunden - eine rein technische Umstellung, wie die Verantwortlichen betonen.

50 Jahre Bindung an den Franc

Denn auch nach dem Eintritt in die europäische Währungsunion kann gelten die alten CFA-Verträge weiter. Das CFA-System, das in seinen Grundzügen schon 50 Jahre lang besteht, wird von der EU als Kreditabkommen und nicht als Währungsunion betrachtet: Die west- und zentralafrikanischen Zentralbanken lagern 65 Prozent ihrer Währungsreserven beim französischen Schatzamt ein, das im Gegenzug dem CFA-Franc freie Konvertibilität garantiert.
Einzige Änderung: Wer heute CFA-Franc umtauschen will, bekommt eben Euro und keine französischen Franc mehr.

Trotzdem: Nach dem Abwertungsschock von 1994, als der CFA-Franc über Nacht 50 Prozent seines Wertes verlor, herrscht in den CFA-Ländern die Sorge vor weiteren Abwertungen durch den Euro. Emmanuel Carrère, von der französischen Zentralbank, sieht dafür aber keine Gründe: "Die Wirtschaftsdaten in den CFA-Länder rechtfertigen in keinem Fall eine Neubewertung des Wechselkurses. Der Übergang zum Euro hat bereits (1999) stattgefunden. Am 1. Januar 2002 wird der Euro nur praktisch eingeführt, aber das wird keine Effekte auf den Wechselkurs zwischen CFA-Franc und Euro haben."

Geldpolitisch bringt der Euro also zunächst einmal wenig Neues für die CFA-Zone. Gesamtwirtschaftlich erwartet man aber vor allem Vorteile - zumindest auf lange Sicht. Denn was früher nur für den Handel mit Frankreich galt, gilt jetzt für alle zwölf Euro-Länder: Unternehmer brauchen sich um Wechselkursschwankungen keine Sorge mehr zu machen. Und immerhin rund 50 Prozent der Exporte der CFA-Länder gehen in die EU.

Ungleiche Investitionen

Deshalb geht die französische Zentralbank davon aus, dass sich die Wirtschaftsbeziehungen zwischen der EU und der CFA-Zone langfristig intensivieren werden. Doch bislang sind es weiterhin vor allem französische Unternehmer, die in den CFA-Ländern West- und Zentralafrikas investieren.

Auch für Dirk Kohnert vom Institut für Afrikakunde in Hamburg erleichtert die Anbindung an den Euro den CFA-Ländern den Zugang zum europäischen Kapitalmarkt und erhöht ihre Absatzchancen in Europa. Doch der Wirtschaftswissenschaftler übt generelle Kritik am CFA-System: "Die jahrzehntelange Überbewertung des Franc-CFA bis zur Abwertung 94 hat dazu geführt, dass die Absatzchancen für die Agrarprodukte, Exportprodukte Kakao, Kaffee usw. immer mehr sanken. Gelitten haben darunter die Armen, die noch ärmer geworden sind." Die ökonomischen Unterschiede und Disparitäten seien immer größer geworden, zieht Kohnert Fazit.

Denn die westafrikanischen Bauern verkaufen ihren Kaffee und Kakao auf dem Weltmarkt nicht in Euro, sondern in US-Dollar. Ein überbewerteter CFA-Franc drückt da die Preise. Dirk Kohnert: "Die Armut wird größer und das ist eine politische Frage: Will man das als afrikanischer Staatsmann in Kauf nehmen? Und es gibt durchaus auch ernstzunehmende afrikanische Ökonomen und Wissenschaftler, die vehement dagegen plädieren."

Für Emmanuel Carrère von der französischen Zentralbank war die Anbindung an den Euro richtig: "Das ist eine Entscheidung für die Glaubwürdigkeit." Aber auch wenn ein fester Wechselkurs sicherlich wünschenswert sei, müssten die Länder der CFA-Zone trotzdem ihre Produktpalette weiter verbreitern, indem sie beispielsweise ihre Rohprodukte wie Kakao und Kaffee gleich vor Ort weiterverarbeiteten, fordert Carrère: "Daran arbeiten die Länder zwar schon; die Bestrebungen müssen aber noch ausgeweitet werden, damit die CFA-Zone auch wirklich von den festen Wechselkursen profitiert."

Kurz: Der Euro bietet für die CFA-Länder zwar bessere Absatzchancen in Europa; die grundsätzlichen Probleme aber bleiben.

Dass Europa sich gerade auf den Euro vorbereitet, haben die Menschen in der CFA-Zone dann doch zeitweise zu spüren bekommen: In Westafrika wurden die kleinen CFA-Scheine knapp, weil die französische Zentralbank mit dem Druck der neuen Euro-Noten beschäftigt war. Der CFA-Franc musste warten.