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Dennis Schröder, Retter der Löwen Braunschweig

21. Mai 2020

NBA-Star Dennis Schröder wird alleiniger Gesellschafter seines Heimatvereins Basketball Löwen Braunschweig. Die zwischenzeitlichen Missstimmungen zwischen Schröder und der Vereinsführung sind offenbar ausgeräumt.

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Deutschland Basketball Dennis Schröder
Bild: Imago Images/Camera 4/T. Wiedensohler

Es ist gar nicht so lange her, da knirschte es heftig zwischen Dennis Schröder und den Basketball Löwen Braunschweig. Der NBA-Profi zürnte wegen der Entlassung seines Entdeckers Liviu Calin und drohte während der Basketball-WM 2019 in China mit Konsequenzen. Doch jetzt ziehen anscheinend alle wieder an einem Strang. Schröder hat seinen Heimatklub aus Braunschweig finanziell gerettet, zum 1. Juli wird er alleiniger Gesellschafter des Bundesligisten. "Existenz gesichert", meldete der Klub am vergangenen Mittwoch.

In der durch die Coronakrise "wirtschaftlich angespannten Situation" heißt die Lösung also Dennis Schröder. Der Nationalspieler, in der NBA bei Oklahoma City Thunder unter Vertrag, gehört seit gut zwei Jahren zu den Gesellschaftern des Vereins bei dem er groß wurde. Durch das Engagement des solventen Profis, der 2016 einen mit 70 Millionen Dollar dotierten Vierjahresvertrag unterschrieben hatte, ist nach Klubangaben "die Teilnahme am Lizenzierungsverfahren für die kommende BBL-Saison sichergestellt".

Die Pandemie hatte den Braunschweigern wirtschaftlich zugesetzt und die Zukunft des Erstliga-Standorts infrage gestellt. Daraufhin folgten mehrere Verhandlungsrunden unter den bisherigen vier Gesellschaftern, zu denen auch der 26-jährige Schröder gehörte. Dabei beschlossen die drei anderen Parteien, ihre Gesellschaftsanteile an der GmbH für eine "einheitliche strategische Ausrichtung in eine Hand" zu geben. Alles Schröder also in Braunschweig? 

"Euer Ernst?" 

Deutschland | Basketball | Löwen Braunschweig | Paul Anfang
Braunschweigs Aufsichtsratsvorsitzender Paul Anfang lag lange im Clinch mit Dennis Schröder Bild: imago images/Hübner

Im Spätsommer hatte es noch nach einem Bruch ausgesehen. Die Löwen kündigten Schröders Mentor Calin nach 28 Jahren Klubzugehörigkeit. Der Talententwickler ging dagegen juristisch vor. "Euer Ernst? Schämt euch!", kritisierte der NBA-Spielmacher den Klub damals: "Wer Liviu nicht respektiert, respektiert auch mich nicht." Die Löwen wehrten sich. Schröder habe Gesprächsangebote "nicht wahrgenommen oder ignoriert", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende Paul Anfang. Und weiter: "In dieser Form tut er dem Braunschweiger Basketball ganz gewiss keinen Gefallen." Schröders möglichem Ausstieg sah Anfang damals gelassen entgegen: "Wir können auf eine starke finanzielle Basis der Hauptsponsoren bauen, zu denen Dennis Schröder im Übrigen nicht gehört." Die Kündigung Calins wurde aber dennoch zurückgenommen.

Alles vergessen? Schaut fast so aus. "Braunschweig ist meine Heimatstadt, ich möchte der Region etwas zurückgeben. Ich bin überzeugt davon, dass wir den Standort weiterentwickeln und zu einem Top-Klub in der Liga machen können", wird Schröder zitiert. Er sei "sehr glücklich, jetzt alleiniger Gesellschafter der Löwen" zu werden. Der Klub verzichtet dennoch darauf, am Finalturnier der Bundesliga in München (6. bis 28. Juni) teilzunehmen. Für Aufsichtsratschef Anfang war "besonders wichtig, dass die großen Sponsorenverträge, die maßgeblich für den Erhalt der Lizenz sind, in der nächsten Saison unangetastet bleiben." Die Treue der Fans und der Sponsoren könne man "in diesen für den Sport schweren Zeiten nicht hoch genug schätzen". Ob das Kontrollgremium fortbesteht und wenn ja, in welcher Zusammensetzung, wurde von Schröder noch nicht entschieden. "Dennis wünsche ich als Alleingesellschafter eine glückliche Hand, den Standort nachhaltig zu entwickeln", sagte Anfang.

Hallensport soll mit BBL-Konzept "überleben"

Deutschland | Basketball | Stefan Holz
"Konzept teilen" - BBL-Geschäftsführer Stefan HolzBild: imago images/Wolter

Schröders Braunschweiger sind nicht der einzige Klub in der BBL, für den es in der aktuellen Situation um die Existenz gehen könnte. Und auch Vereine aus vielen anderen Sportarten, wie zum Beispiel dem Handball, blicken in eine ungewisse Zukunft. Die Basketball-Bundesliga will deswegen ihre Erfahrungen mit dem genehmigten Hygiene- und Sicherheitskonzept für Spiele ohne Zuschauer mit europäischen Ligen und anderen Sportarten in Deutschland teilen. "Wir müssen schauen, dass der Basketballsport in Europa überlebt, dass in Deutschland der Hallensport überlebt", sagte BBL-Geschäftsführer Stefan Holz in einem Podcast des Telekom-Sportangebots "Magentasport" und kündigte eine Zusammenarbeit mit der Handball-Bundesliga (HBL) und der Deutschen Eishockey Liga (DEL) an: "Ich werde das Konzept mit Frank Bohmann vom Handball und Gernot Tripcke vom Eishockey teilen. Da haben wir überhaupt nichts davon, wenn wir darauf sitzen." 

Die BBL hatte am Dienstag die Zustimmung von der bayerischen Staatskanzlei für ihr Hygiene- und Sicherheitskonzept bekommen. So soll die Saison mit einem Turnier mit zehn Teams vom 6. Juni an in München trotz der Corona-Krise zu Ende gebracht werden. Der erste Corona-Fall in der BBL gefährdet die Finalturnier-Pläne indes nicht. Der Spieler sei "unmittelbar nach der Einreise in Deutschland" positiv getestet worden und habe "zu keiner Zeit Kontakt zum Team" gehabt teilte die Liga, die ihr Konzept nach der Genehmigung veröffentlicht hatte, mit. BBL-Chef Holz berichtete, dass er die Pläne auch bei einer Sitzung des europäischen Ligenverbands "ULEB" vorgestellt habe. Zudem habe auch die israelische Top-Liga "Interesse" bekundet. "Was Christian Seifert für das DFL-Konzept öffentlich sagte, dass er aus der ganzen Welt Anfragen bekommt, das haben wir auch", sagte Holz: "Das teilen wir alles, da haben wir nicht das Copyright und wollen auch kein Geld dafür."

dvo (SID/dpa)