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Debatte um neue Kontrollen auf Flughäfen

29. Dezember 2010

Sollen die Kontrollen der Passagiere an deutschen Flughäfen völlig neu organisiert werden? Die Betreiber der Airports haben die Debatte angezettelt. "Profiling" ist das Stichwort, doch die Politik reagiert ablehnend.

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Polizist am Flughafen in München (Foto: dapd)
Mehr Sicherheit durch neue Kontrollen?Bild: AP

Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger hat sich in der Debatte über Anti-Terror-Kontrollen auf Flughäfen gegen eine Einteilung von Passagieren in Risikogruppen ausgesprochen. Die FDP-Ministerin warnte im Gespräch mit der "Frankfurter Rundschau" (29.12.2010) vor einer Stigmatisierung von Fluggästen, wenn man sie planmäßig nach ihrer Herkunft oder Religion einteile. Leutheusser-Schnarrenberger sieht in diesem Verfahren, das man international "Profiling" nennt", auch einen Verstoß gegen das deutsche und europäische Gleichheitsgebot.

Bundesjustizministerin Leutheusser-Schnarrenberger (Foto: picture alliance/dpa)
Lehnt Profiling am Flughafen ab: Justizministerin Leutheusser-SchnarrenbergerBild: picture-alliance/Sven Simon

"Gut ausgebildetes Flughafenpersonal kann mit gesundem Menschenverstand und breiter Erfahrung situationsangemessen entscheiden, wer wie kontrolliert wird", sagte die FDP-Politikerin weiter.

Vorstoß des Flughafenverbandes

Damit hat der designierte Präsident des Deutschen Flughafenverbandes (ADV), Christoph Blume, für seinen Vorstoß breiten Widerspruch geerntet. Blume, der auch Chef des Düsseldorfer Flughafens ist, hatte die israelische Praxis als Vorbild genannt. Bei dem so genannten Profiling werden die Passagiere nach Kriterien wie Alter, Geschlecht und ethnischer Herkunft unterteilt und unterschiedlich scharf kontrolliert. Auf diese Weise könnten nach Ansicht Blumes die Kontrollsysteme zum Wohle aller Beteiligten effektiver eingesetzt werden. Für ein neues Kontrollsystem hatte sich zuletzt auch der internationale Airline-Verband IATA stark gemacht.

Bundesinnenminister de Maiziere im Körperscanner am Hamburger Flughafen (Foto: dapd)
Fachleute setzen auf den KörperscannerBild: dapd

Neben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) reagierte auch das Bundesinnenministerium zurückhaltend. "Wir sind gut aufgestellt an den Flughäfen", sagte ein Sprecher. Es werde nahezu ständig überprüft, wie die Kontrollen verbessert werden könnten. An den Flughäfen seien sehr gute Beamte eingesetzt.

Christoph Blume (Foto: picture alliance/dpa)
Der Geschäftsführer des Düsseldorfer Flughafens, Christoph BlumeBild: picture-alliance/ dpa

"Diskriminierende Wirkung"

Auf Kritik stieß der Vorschlag der Flughafenbetreiber auch beim innenpolitischen Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion, Dieter Wiefelspütz. "Ich halte das für unzulässig", sagte Wiefelspütz dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Die Idee habe eindeutig diskriminierende Wirkung. "So etwas wird es in Deutschland auch nicht geben." Der Sozialdemokrat wies darauf hin, dass nun international mit der flächendeckenden Einführung von Körperscannern begonnen werde. Das werde mehr Sicherheit bringen. In Deutschland sei die Technik zwar noch nicht ausgereift, das werde sich aber ändern.

Autor: Marko Langer (mit dpa, afp)
Redaktion: Stephan Stickelmann