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Auf der Gewinnspur

Insa Wrede (mit dpa, rtr, Handelsblatt, BDI)18. März 2013

Die Unternehmen in den Krisenländern Europas haben schwer zu kämpfen. Dagegen haben sich die meisten deutschen Dax-Konzerne in wahre Gewinnmaschinen verwandelt. Das verdanken sie vor allem dem nichteuropäischen Ausland.

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Die Anzeigetafel hält am 08.03.2013 in der Börse in Frankfurt am Main den bis dahin erreichten Dax-Höchstwert fest. Erstmals seit Anfang 2008 kletterte der Dax wieder über die Marke von 8000 Punkten. Foto: Frank Rumpenhorst/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Dax-Höchstwert 8000 PunkteBild: picture-alliance/dpa

Krise? Welche Krise? Das könnte man sich angesichts der Gewinne der deutschen Dax-Konzerne fragen. Fast alle der 30 im Deutschen Aktienindex (Dax) notierten Unternehmen haben 2012 Milliarden-Gewinne in ihren Bilanzen stehen. Sieben von ihnen fuhren sogar das beste Ergebnis ihrer Geschichte ein: darunter VW, BMW, Lanxess und Henkel. Nur die Deutsche Telekom und der Stahlkonzern Thyssen Krupp passen nicht in die Reihe der Erfolgreichen. Bei der Telekom sorgte vor allem das US Geschäft für Abschreibungen in Milliardenhöhe und damit für Verlust. Und auch Thyssen Krupp musste Abschreibungen tätigen, weil die Kosten beim Bau von Stahlwerken in den USA und Brasilien aus dem Ruder gelaufen waren.

Zwar verdienten die 30 Dax-Konzerne mit 65,5 Milliarden Euro nur zwei Prozent mehr im Vergleich zum Vorjahr, das sieht aber anders aus, wenn man die beiden Ausreißer rausrechnet. Ohne die Telekom und Thyssen Krupp haben sich die Gewinne der restlichen 28 Großkonzerne gegenüber 2011 um 18 Prozent erhöht. Der bisherige Rekordwert liegt bei 72 Milliarden Euro und stammt aus dem Jahr 2007.

Optimismus für 2013

Gute Aussichten für 2013 haben die Konzerne, deren Exportquote hoch ist, denn der Export wird um 3,5 Prozent wachsen, so der Außenwirtschaftsreport des Bundesverbandes der Deutschen Industrie. "Wir erwarten im beginnenden Aufschwung eine deutliche Belebung der weltweiten Nachfrage nach deutschen Produkten", sagte BDI-Hauptgeschäftsführer Markus Kerber am Montag (18.03.2013). In Europa habe sich die Lage trotz des unsicheren Wahlausgangs in Italien etwas beruhigt und das Vertrauen nehme langsam zu. In den USA werde trotz der Haushaltsdebatte eine weitere Belebung der Konjunktur erwartet. "Auch in China rechnen wir damit, dass der Exportmotor das zuletzt schwache Wachstum wieder auf Touren bringt", so Kerber.

Im vergangenen Jahr wurden Waren im Rekordwert von 1,1 Billionen Euro ausgeführt, mehr als jemals zuvor. Dabei nehmen die deutschen Produkte einen größeren Teil am Welthandel ein, nämlich rund 8,6 Prozent. Rund ein Drittel der deutschen Ausfuhren gehen in Länder außerhalb der EU. Europa bleibt allerdings der Heimatmarkt der deutschen Exportwirtschaft, acht der zehn wichtigsten Abnehmerländer deutscher Exporte liegen in Europa. Allerdings sieht das Bild bei den Dax-Konzernen zum Teil anders aus. So machen Bayer, BMW, Linde, Infineon, Merck und SAP mehr als die Hälfte ihrer Umsätze in Nicht-EU-Ländern.

Von den Erfolgreichen

Trotz der BDI Prognose und trotz guter Rekordzahlen 2012 - im laufenden Jahr rechnet Volkswagen mit Widrigkeiten auf dem Weg zum Weltmarktführer. Dieses Ziel will der Autobauer bis 2018 erreicht haben. 2013 werde für die gesamte Branche zum Jahr der Bewährung, sagte VW-Chef Martin Winterkorn. Er bekräftigte die Prognose, wonach der Konzern 2013 zwar mehr umsetzen und mehr Fahrzeuge absetzen wolle, aber nicht davon ausgehe, dass das laufende Geschäft mehr Ergebnis abwirft. Es sei das Ziel "wieder das hohe Vorjahresniveau zu erreichen", erklärte Winterkorn. 2012 hatte VW vor Zinsen und Steuern (Ebit) 11,5 Milliarden Euro eingefahren. Der Überschuss war wegen Sondereffekten aus der Porsche-Übernahme um knapp 40 Prozent auf die Rekordzahl von fast 22 Milliarden Euro geschnellt.

BMW profitierte 2012 vor allem von dem guten Geschäft in Asien und den USA. Optimistischer gibt sich der Münchner Autobauer BMW. Er peilt auch in diesem Jahr wieder einen neuen Verkaufsrekord an.

Auch Europas größte Fluggesellschaft Lufthansa nimmt nach Angaben ihres Vorstands Kurs auf nie dagewesene Gewinne. Bis zum Jahr 2015 soll das laufende Sparprogramm "Score" das operative Ergebnis von zuletzt 524 Millionen auf die Rekordmarke von 2,3 Milliarden Euro nahezu vervierfachen, kündigte Lufthansa-Chef Christoph Franz an.

Auch die Chefs profitieren

Nicht nur in den Kassen der Konzerne hat es kräftig geklingelt 2012. Auch viele der Vorstandschefs der Dax-Konzerne konnten sich 2012 über mehr Geld freuen. Die Vergütung des Allianz-Vostandes stieg um fast ein Drittel, die des Merck-Vorstandes um 31 Prozent und Johannes Teyssen, Chef bei E.On erhielt immerhin noch 29 Prozent mehr Vergütung für das Jahr 2012. Allerdings musste einige der Chefs auch auf Einkommensteile verzichten. So bekamen die Vorstände bei Infineon, Volkswagen, Adidas und der Lufthansa mindestens 23 Prozent weniger an Vergütung.