Das Wirtschaftsjahr 2013
Wirtschaft war 2013 Thema, in den Medien und in der Straßenbahn. Nicht immer Grund für schlechte Laune: Dem Arbeitsmarkt geht's gut, wer sich Twitter-Aktien gekauft hat, kann die Kurse bezwitschern. Ein Rückblick.
Januar: Jedem Kind ein Krippenplatz?
Schluss mit dem Geschrei zuhause: Seit Januar 2013 hat jeder Zweijährige das Recht auf einen Krippenplatz. Durchzusetzen ist es in der Praxis allerdings kaum. Also: Weiter selbst vorlesen...
Februar: Aufstand gegen Amazon
... aber die Märchenbücher besser nicht bei Amazon bestellen. Die Belegschaft streikt gegen unzumutbare Arbeitsbedingungen, Gewerkschaften protestieren - und die Geschäftsleitung droht mit der Abwanderung ins europäische Ausland.
März: Zypern lässt zahlen
In Zypern werden im März 2013 erstmals private Gläubiger zur Kasse gebeten. Bei Einlagen unter 100.000 Euro wird eine Abgabe von knapp sieben Prozent fällig, bei höheren Summen sind es fast zehn - als Eigenbeitrag zur Bewältigung der Finanzkrise.
April: Konsum gegen Krise
Die Europäische Zentralbank hält den Leitzins auf historischem Tiefstand. Das Kalkül: Wenn Sparen kaum verzinst wird, macht Konsumieren mehr Sinn - und mehr Spaß, denn Kredite sind billig. Kunden bringen Geld auf den Markt - die Konjunktur zieht an. Der Nachteil: Rentenkassen und Lebensversicherungen können versprochene Renditen nicht einhalten.
Mai: Karstadt kippt
Der Kaufhauskonzern Karstadt will aus dem Tarifvertrag aussteigen. Die Karstadt-Mitarbeiter gehen auf die Straße - doch bis Jahresende wird klar sein: Der Konzern erholt sich nicht mehr. Zuletzt wird Investor Nicolas Berggruen ankündigen, zentrale Teile der Marke abstoßen zu wollen.
Juni: Solarsparte schlingert
Die Sonne strahlt über Deutschland - der Solarbranche geht's schlecht. Das Sterben deutscher Solarhersteller, das bereits 2012 mit der Pleite von Q-Cells, Sovello und Inventux begonnen hat, setzt sich fort - First Solar muss deutsche Standorte aufgeben, Siemens und Bosch wickeln ihre Solarsparte ab. Solarworld rettet sich knapp via Kapitalschnitt.
Juli: Siemens strauchelt
Ein Unternehmenskrimi findet sein vorläufiges Ende: Nach unternehmerischen Fehlentscheidungen und internen Intrigen wird Siemens-Chef Peter Löscher medienwirksam dem angeschlagenen Konzernimage geopfert. Nachfolger Joe Kaeser soll's richten.
August: Byebye, Ballmer!
Auf Nachfolgersuche geht auch Steve Ballmer: Unter Tränen kündigt der Microsoft-Chef an, innerhalb eines Jahres den Stab zu übergeben - nur: an wen? Noch als Student war Ballmer von Bill Gates angeworben worden, ab den 1980er Jahren war er Microsofts erster Manager, 2000 folgte er Gates als CEO nach, laut, energisch - und sehr schwer zu beerben.
September: Microsoft schluckt Nokia-Handys
2013 gibt es erstmals mehr Smartphones als Computer. Entsprechend schwungvoll entwickelt sich der Mobilfunk-Markt: Im September kauft Microsoft die Handy-Sparte von Nokia auf, Vodafone übernimmt Kabel Deutschland, E-plus bereitet sich vor auf eine Übernahme durch O2.
Oktober: Fed am Drucker, Yellen am Drücker
Die Fed kommt unterdessen mit dem Gelddrucken kaum noch hinterher - und trotzdem ändert sich ab Oktober etwas: Auf Ben Bernanke wird Janet Yellen folgen. Die nach ihrem Amtsantritt im Februar 2014 sofort weiter Geld drucken wird.
November: Twitter toppt alles
Es ist der Börsengang des Jahres: Twitter geht an die Wall Street. Die Aktie schießt in die Höhe, ganz ohne die anfänglichen Einbrüche, die Facebook ein Jahr zuvor vorgemacht hatte. Auch der Dax klettert im Herbst beständig. Kaum ein Tag vergeht ohne neuen Höchststand.
Dezember: Meilenstein Mindestlohn
Die große Koalition beendet das Jahr mit einer schweren Geburt - und einer womöglich historischen Entscheidung: Deutschland soll erstmals einen Mindestlohn bekommen, ganz nach französischem Vorbild. Die neue Regierung will dem Lohndumping bei 8,50 Euro eine Grenze setzen.