Europäischer Filmpreis 2022: Gewinner und Nominierte
Er gilt als Europas Pendant zu den Oscars. Ruben Östlunds "Triangle of Sadness" war der große Gewinner des Abends. Die als beste Darstellerin nominierte Meltem Kaptan ging leer aus.
Der Abräumer: "Triangle of Sadness"
Bester Film, beste Regie, bestes Drehbuch, bester Hauptdarsteller (Zlatko Buric): Gleich vier der wichtigsten Trophäen gewann "Triangle of Sadness" (deutsch: "Dreieck der Traurigkeit"). Der schwedische Regisseur Ruben Östlund hatte mit seiner schrillen Satire auf den Kapitalismus und die Welt des Geldadels im Mai bereits die Goldene Palme der Filmfestspiele von Cannes gewonnen.
Beste Darstellerin: Vicky Krieps als Sisi
Im Historiendrama "Corsage" stellt die österreichische Regisseurin Marie Kreutzer die historische Kaiserin Sisi in den Mittelpunkt, bekannt aus unzähligen romantischen Filmen und Serien. Doch Kreutzer erzählt keine Liebesgeschichte, sondern zeigt, wie einengend das Leben für Frauen am österreichischen Hof im 19. Jahrhundert war. Die Luxemburgerin Vicky Krieps überzeugt als diese andere Sisi.
Beste Komödie: "El buen patrón"
Der spanische Film "El buen patrón" (deutsch: "Der perfekte Chef") von Fernando León de Aranoa wurde als beste europäische Komödie ausgezeichnet. Javier Bardem (in Höchstform) verkörpert Julio, einen kompetenten Vorzeigeboss. Alles läuft gut im Familienunternehmen - bis ein gekündigter Mitarbeiter ein Protestcamp an den Start bringt und Julio eine Affäre mit der neuen Praktikantin beginnt...
Beste Dokumentation: "Mariupolis 2"
Regisseur Mantas Kvedaravičius reiste im Jahr 2022 ins umkämpfte Mariupol, um vom Krieg zu berichten. Bei den Dreharbeiten, Ende März 2022, wurde er dabei von russischen Soldaten getötet. Nach seinem Tod schloss sein Team den Film ab - nun wurde "Mariupolis 2" als bester Dokumentarfilm ausgezeichnet. Geehrt wurden zudem die Filmproduzentinnen und Filmproduzenten aus der Ukraine.
Kritiker-Preis: "Piccolo Corpo"
Der "European Discovery - Prix Fipresci" wird von der internationalen Filmkritiker- und Filmjournalisten-Vereinigung vergeben. Die Wahl fiel auf die französisch-italienisch-slowenische Koproduktion "Piccolo Corpo". Das poetische Filmdebüt von Laura Samani erzählt von der Selbstbestimmung einer Frau, die ein totes Baby zur Welt bringt und auf ein Wunder hofft.
Animation: "No Dogs or Italians allowed"
Als bester europäischer Animationsfilm wurde "No Dogs or Italians allowed" von Alain Ughetto ausgezeichnet. Mit der Puppenanimation setzt er seinen Großeltern ein Denkmal. "Man entstammt keinem Land, sondern seiner Kindheit", sagt seine Oma. Es geht um Armut, Glück und Liebe. Der Film ist eine Reflexion über das Geschichtenerzählen selbst, die Hände des Regisseurs sind regelmäßig im Bild zu sehen.
Nominiert: Meltem Kaptan als Rabiye Kurnaz
Meltem Kaptan brillierte in Andreas Dresens "Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush" über eine Bremer Mutter, die ihren Sohn aus dem berüchtigten Guantanamo-Gefängnis befreien will. Für ihre Leistung war sie als beste Schauspielerin nominiert, ging aber leer aus. Der Film beruht auf wahren Begebenheiten. Alexander Scheer spielt den Menschenrechtsanwalt Bernhard Docke.
Nominiert: "Alcarràs" von Carla Simón
Wie jedes Jahr reist die Solé-Familie in den Sommerferien in ihr kleines Haus im katalanischen Dorf Alcarràs. Dieses Jahr könnte jedoch das letzte sein: Man droht ihnen mit einer Zwangsräumung. Regisseurin Carla Simón wuchs in ebenso einem kleinen Dorf in Katalonien auf. "Alcarràs" gewann bei der Berlinale 2022 den Goldenen Bären, bei den European Film Awards war er als bester Film nominiert.
Nominiert: "Close" von Lukas Dhont
Auch "Close" (Deutsch: "Nah") des belgischen Regisseurs Lukas Dhont war ins Rennen um den Besten Europäischen Film gegangen. Er erzählt die Geschichte einer engen Freundschaft zwischen zwei 13-jährigen Jungen, die plötzlich ins Wanken gerät. "Close" war Teil des offiziellen Wettbewerbs bei den Filmfestspielen in Cannes 2022, wo er den Nebenpreis Grand Prix gewann.
Nominiert: "Holy Spider" von Ali Abbasi
Der iranische Regisseur Ali Abbasi war bereits für mehrere European Film Awards nominiert, gewonnen hat er aber noch keinen - auch 2022 nicht. In seinem düsteren Film "Holy Spider" (Deutsch: "Heilige Spinne") erzählt er von einer iranischen Journalistin, die versucht, einem Serienmörder auf die Spur zu kommen, der in der heiligen Stadt Maschhad Sexarbeiterinnen ermordet.