Das magische Kaleidoskop des Emil Nolde
Vor 150 Jahren geboren, wurde der Maler durch seinen rigorosen Einsatz von Farben berühmt. Die Nazis verbannten die Arbeiten des deutschen Expressionisten. Die Bedeutung seines Vermächtnisses konnte das nicht schmälern
Der missverstandene Künstler
Der deutsche Maler Emil Nolde (1867-1956) gilt als eine der zentralen Figuren der europäischen Avantgarde. Sein expressiver Stil und seine gewagte Verwendung von Farben mit Einflüssen des Impressionismus, wie hier zu sehen im Gemälde "Hohe See" von 1948, verstand die Kunstwelt nicht sofort. Die Akademie der Bildenden Künste in München lehnte Noldes Bewerbung 1898 sogar ab.
Die Kluft überbrücken
Kurz darauf ist Noldes Talent wahrgenommen worden: 1906 lud ihn eine Gruppe junger Expressionisten ein, ihr beizutreten. "Die Brücke" hatte sich ein Jahr zuvor in Dresden gegründet. Nolde nahm an zwei Wanderausstellungen der Gruppe teil, zog sich aber bald darauf zurück und verließ das Kollektiv im darauf folgenden Jahr. Hier zu sehen ist das Ölgemälde "Brücke" von 1910.
Das Auge muss wandern
Nolde war ein Einzelgänger und reiste leidenschaftlich. Viele seiner bekannten Bilder tragen Einflüsse seiner Ausflüge in die Natur. Seine pittoresken Berglandschaften stammen von zahlreichen Wanderungen durch Europa, während einige seiner Aquarelle von Reisen nach Afrika, in den Südpazifik, Russland und China geprägt sind. Dieses Stillleben mit einer gestreiften Ziege stammt von 1920.
Der deutsche van Gogh
Kunst entsteht nicht in einem Vakuum, und selbst Nolde suchte bei anderen Künstlern nach Inspiration. Besonders interessiert war er am Werk des niederländischen Malers Vincent van Gogh (1853-1890) und dessen Blumenbildern. Da Bilder mit Blumen einen großen Anteil am Gesamtwerk Noldes einnehmen, so wie der "Große Mohn", stellen sie seine spannenderen Werke und Porträts häufig in den Schatten.
Die wertvollen Blumen
Nolde hinterließ der Kunstwelt ein reiches Vermächtnis. Sein Portfolio umfasst mehr als 500 Arbeiten, die heute einen außergewöhnlichen Wert haben. 2012 verkaufte das Londoner Auktionshaus Sotheby’s das Gemälde "Blumengarten" von 1908 für mehr als drei Millionen US-Dollar.
Der Meister der Farben
Sein beeindruckender Einsatz von Farben machte Nolde zu Lebzeiten berühmt. "Es gibt Silberblau, Himmelblau und Donnerblau. Jede Farbe beherbergt ihre Seele, die mich glücklich macht oder abstößt - und die als Anreiz wirkt", sagte Nolde einmal. Hier zu sehen ist seine "Gesellschaft" von 1911.
Die verfemte Kunst
Im Nazionalsozialismus wurden Noldes Werke beschlagnahmt und als "entartet" gebrandmarkt - obwohl Nolde ein Unterstützer des Regimes war. Die Nazis verbannten Kunst, die als zu modern oder experimentell galt. Einige Arbeiten, wie diese "Kerzentänzerinnen" von 1912, wurden zudem als zu erotisch gesehen. Während des Kriegs malte Nolde privat Aquarelle, die er als "ungemalte Bilder" bezeichnete.
Die weltweite Anerkennung
Nolde erhielt in den 1950er Jahren zahlreiche Auszeichnungen in der Bundesrepublik. Heute können Werke wie "Schwüler Abend" (1930) im Museum der Nolde-Stiftung in Seebüll bewundert werden, wo der Künstler starb. Zahlreiche seiner Bilder sind aber auch in Galerien und Museen rund um die Welt zu sehen, darunter in Ausstellungen im MoMa in New York, dem Kunstmuseum Basel oder der Albertina in Wien.