Bundesjazzorchester in Westafrika
7. Mai 201325 Jahre alt ist das Bundesjazzorchester 2013 geworden. Gegründet 1988 vom deutschen Jazzmusiker Peter Herbolzheimer war es schon immer Talentschmiede. Aus seinen Reihen sind prominente Musiker wie Till Brönner und Roger Cicero hervorgegangen. Gleichzeitig wird im BuJazzO die Kreativität durch kulturelle Begegnungen gefördert. Das zeigte sich 2011, im Deutsch-Indischen-Jahr, als der Pianist, Arrangeur, Komponist und Produzent Mike Herting das Orchester auf einer Indien-Tournee leitete. Unter dem Projektnamen "GlobalMusicOrchestra" spielten die jungen Musiker mit einheimischen Künstlern zusammen. Jetzt ließen sie das Projekt in Afrika wieder aufleben.
Wie funktioniert das? Das BuJazzO spielte in Big Band-Formation, mit Dirigent und nach Noten, dabei durften einzelne Mitglieder Solostrecken spielen. Eine im Wesentlichen strukturierte Musik also. Die Afrikaner, die mitreisten und mitmischten, sind keine Jazzer im eigentlichen Sinne, sondern pflegen eher traditionelle Musikstile. Zu ihnen zählten der Balafon-Virtuose Djiby Diabaté, die Sängerin Goundo Cissokho, der Kora-Spieler Ablaye Cissoko und der Multi-Instrumentalist Pape Samory Seck.
Wird es swingen?
Da klaffen Welten auseinander. Aber nicht so sehr wie man zunächst meint, sagt der multikulturell erfahrene Mike Herting. Im Auftrag des Goethe-Instituts reiste er bereits nach Brasilien und war 1988 musikalischer Botschafter bei der Olympiade in Seoul. Im Interview mit der DW erklärte er: "Der Jazz entstand aus dem Zusammenklang der europäischen und der afrikanischen Kultur. Er kam von Europa und Afrika nach Amerika, kam dann von Amerika zurück zu uns nach Europa, und wir bringen ihn jetzt wieder nach Afrika. Wir wollen dieses Spannungsverhältnis auf die Bühne bringen und dabei Spaß haben."
Die Tournee begann mit einem zehntägigen Workshop in der senegalesischen Stadt Saint-Louis und beinhaltete einen Auftritt bei einem renommierten Jazzfestival. Weitere Reisestationen waren Dakar, Kaolack und Ziguinchor im Senegal, bevor die Konzertreise in der Stadt Bissau in Guinea-Bissau endete. Wenige Wochen vor dem Abflug traf Mike Herting, der in der Nähe von Köln zu Hause ist, mit Ablaye Cissoko zusammen, um die Parameter - auch die musikalischen - zu besprechen. Auch um zu spielen. Dabei fiel die besondere Art der Kommunikation auf, die Musiker in die Lage versetzen, auch ohne Worte Originelles spontan zu kreieren.
Ein bisschen verrückt…
Der Senegalese Ablaye Cissoko spielt auf einer schmucken selbstgebauten Kora und gehört einer Familie an, die seit Generationen die einheimische Tradition pflegt. Ihm geht es nicht nur um traditionelle Musik. Er ist ein durchaus abenteuerlustiger Künstler: "Ich finde es wichtig, dass die Menschen zusammen etwas voranbringen - wie bei diesem Projekt", sagte Cissoko. "Das ist wie bei einem Gemälde, bei dem die unterschiedlichen Farben zusammenpassen müssen. Das Projekt ist auch eine große Herausforderung und man muss ein wenig verrückt sein, um sie anzunehmen."
Auf dem ersten Blick erschiehn auch das Programm der Tournee "ein wenig verrückt", mit Kompositionen von Herting und von afrikanischen Musikern sowie "klassischen" Jazzstandards. Wie und ob das zusammenpassen wird, wusste vorher niemand. Dass die Klänge harmonisieren werden, ließ die spontane Jam-Session zwischen Herting und Cissoko erahnen.
Begegnungen mit den Einheimischen
Und die jungen Jazzer? Im Orchester spielen Musiker, die zwischen 19 und 24 Jahre alt sind. Maximal zwei Jahre darf jeder mitmachen, sodass bei jeder Arbeitsphase neue Talente hinzukommen. Das allein erzwingt eine ständige Umorientierung. Hinzu kommen die Tourneen. Der Posaunist Robert Hedemann begab sich voller Vorfreude auf seine erste Afrikareise: "Ich freue mich ganz doll, die Einheimischen zu treffen und die Musik, die man nachmacht, irgendwie in den Ursprüngen kennenzulernen", sagte er der DW, "halt mal weg vom reinen Programmkontext hin zur spontanen Kommunikation. Und das über vier Wochen, das ist eine lange Zeit."
Hedemanns Mitmusiker, der Saxophonist Pascal Bartoszak, ist trotz seiner 20 Jahre bereits Afrika-Erfahrener: "Ich war selbst vor drei Jahren schon im Senegal. Wir haben dort auch Workshops in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut gegeben. Das wird super aufgenommen. Das war wirklich eine sehr schöne Begegnung - was man hier in Deutschland manchmal ein bisschen vermisst."
Die Reise wurde vom Deutschen Musikrat unterstützt. Für den weltweit größten Dachverband der Musik hat die Förderung des musikalischen Nachwuchs eine große Bedeutung. Die DW ist Medienpartner der GlobalMusicOrchestra-Tournee nach Senegal und Guinea-Bissau. Der deutsche Auslandssender kuratiert Eindrücke und multimediale Kostproben während der Reise in einem Blog. Autoren sind drei Mitglieder des Orchesters. Die Adresse: www.dw.de/bujazzo-blog.