1906 betrug der Umsatz der Fifa noch 500 Schweizer Franken. Doch wenn am 9. Juni Anstoß ist, dann rollt für den Weltverband vor allem eins: Der Rubel. Der Einfluss der Fifa reicht bis in die Nachbarschaft der Stadien.
Was kann FIFA-Präsident Sepp Blatter aus dem Ball heraus holen?
Die Fifa hat sich zu einem mächtigen Wirtschaftsunternehmen entwickelt, dessen Einfluss weit über die Fußballstadien hinaus reicht: So musste zum Beispiel in Hamburg für die WM der Schriftzug "AOL Arena" vom Stadion entfernt werden.
Die Fifa trete als "Besatzungsmacht" auf, entrüsten sich deutsche Unternehmen und Politiker, weil in den "Bannmeilen" um die Stadien nur die offiziellen Sponsoren werben dürfen – noch nicht einmal Milch darf an Spieltagen dort ausgeschenkt werden, weil es das Revier von Coca-Cola ist. Laut Fifa-Marketingchef Gregor Lentze spült allein das Geld der 15 Großsponsoren rund 700 Millionen Euro in die Verbandskasse.
Mit solchen Maßnahmen strapaziere die Fifa ihre Möglichkeiten über, findet Peter Danckert, Vorsitzender des Sportausschusses im Bundestag. Ihn ärgert vor allem die WM-Fanmeile, die auch durch das Berliner Regierungsviertel verlaufen soll. "Aber die Fifa hat das Monopol auf Fußball und ist in der Position, Forderungen zu stellen", sagt er, "das ist der Preis, den die Austragungsorte bedauerlicherweise dafür zahlen müssen."
Die Rote Karte erhielt die Fifa allerdings kürzlich vom Bundesgerichtshof: Sie wollte sich die Begriffe "WM 2006" und "Fußball WM 2006" als Marken für mehr als 850 Waren und Dienstleistungen schützen lassen. Unzulässig, hieß es dazu im BGH-Urteil. "Da könnte man ja auch für Weihnachten oder Ostern Markenschutz beantragen", so Götz Jordan, der einen klagenden Süßwarenhersteller vertrat.
Trotzdem wird Fifa-Präsident Joseph Blatter gute Nachrichten haben: Einnahmen von rund 1,86 Milliarden Euro erhofft man sich von der WM, allein die Hälfte davon stammt aus der Vermarktung der Fernsehrechte.
GLOSSAR:
Wirtschaftsunternehmen, das – profitorientierte Firma
verhüllen – abdecken, zudecken, so dass das Objekt nicht mehr sichtbar ist
auftreten – sich geben als
Besatzungsmacht, die – eine Armee, die ein fremdes Land besetzt. Hier: aber nur im übertragenen Sinne zu verstehen
sich entrüsten – sich ärgern
Bannmeile, die – Werbefläche rund um die Fußballstadien
ausschenken – Getränke verteilen, servieren
Revier, das – eigentlich der abgegrenzte Lebensraum von Tieren. Hier: die Werbezone von Coca-Cola
Geld in die Kasse spülen – Geld einbringen, Geld verdienen
überstrapazieren – übertreiben, ausreizen
Monopol haben – wenn jemand ein Monopol auf etwas hat, dann hat er als einziger das Recht diese Sache zu nutzen oder auszuüben
in der Position sein – in der Lage sein/ die Mittel haben etwas zu tun oder zu fordern
Austragungsort, der – Ort, an dem die WM-Spiele stattfinden werden
bedauerlicherweise – leider
für etwas einen Preis zahlen müssen – im übertragenen Sinne gemeint: Der Nachteil einer Sache
die Rote Karte erhalten – im übertragenen Sinne gemeint: aufgehalten werden, gestoppt werden
Begriffe schützen lassen – ein Patent anmelden, um sich ein exklusives Nutzerrecht zu sichern (für diese Begriffe)
unzulässig – verboten
(gesetzlich) vertreten – als Anwalt jemanden vor Gericht vertreten
stammen aus – kommen aus; beinhalten
Vermarktung der Fernsehrechte – nur die Fernsehsender, die sich das Recht von der FIFA erkaufen, dürfen von der Fußball-WM berichten