Davos Arabiens
18. Mai 2007Es reiche nicht, nur Frieden im Nahen Osten zu suchen, die Region und alle Beteiligten müssten sich ernsthafte Gedanken darüber machen, was "am Tag nach dem Frieden" geschehen solle. Mit dieser Botschaft eröffnete der jordanische König Abdullah II. am Freitag (18.5.07)das "Weltwirtschaftsforum Nahost" am Toten Meer.
Die Konferenz bringt dieses Jahr wieder über tausend Teilnehmer aus über 50 Staaten zusammen, darunter 16 Staatschefs. Sie ist ein Ableger des jährlichen Weltwirtschaftsgipfels in Davos und dient in erster Linie der Begegnung von Politikern, Wirtschaftlern und NGOs aus der Region, aus Europa und den Vereinigten Staaten. Wie bei früheren Weltwirtschaftsforen werden auch dieses Jahr Vereinbarungen zwischen Wirtschaftlern und der Politikern getroffen, die von gemeinsamen Aktionen gegen AIDS über den verstärkten Einsatz von Computern auf dem Bildungssektor bis hin zu Fragen ausländischer Investitionen reichen.
Vertreten sind auf der Konferenz auch Israelis und Palästinenser sowie andere Araber, die sich offiziell mit Israel im Kriegszustand befinden. Die Konferenz findet deswegen unter striktesten Sicherheitsvorkehrungen statt: Das Tote Meer ist weiträumig zur Sperrzone erklärt worden, die Straße von Amman zum Toten Meer ist von einem Großaufgebot an Militär und Polizei abgesichert, und Teilnehmer wie Journalisten müssen wiederholte Kontrollen über sich ergehen lassen, bevor sie am Konferenzort eintreffen.
Israelis und Palästinenser gründen Wirtschaftsrat
Am Toten Meer selbst ist von all dem dann aber nur noch wenig zu spüren: So hatten sich bereits Stunden vor der offiziellen Eröffnung Israelis und Palästinenser zur Gründung einer gemeinsamen Initiative zusammengefunden – einem "Israelisch-Palästinensischen Wirtschaftsrat". Palästinenserpräsiden Mahmud Abbas, der bei der Eröffnung nach König Abdullah auftreten sollte, blieb der Veranstaltung fern. Er hatte es wegen der Auseinandersetzungen in Gaza vorgezogen, nicht nach Jordanien zu reisen.
Der jordanische Monarch mahnte Araber wie Israelis, die Gelegenheit zu nutzen: Seit den Friedensvorschlägen der Arabischen Liga in Riad gebe es eine historische Gelegenheit für einen dauerhaften Frieden in der Region. Sicher werde dies nicht leicht sein, aber Frieden sei nicht mehr unmöglich.
Der Nahe Osten und die arabische Welt insgesamt wollten Frieden, hiermit allein sei es aber nicht getan. Die Region brauche mehr Aufmerksamkeit für die Umwelt, für die Infrastruktur, besonders die Jugend der Region aber verdiene es, eine Perspektive geboten zu bekommen:
Abdullah II. übt deutliche Kritik an arabischen Staaten
Zunächst einmal müsse dieser Jugend die Chance auf gute Bildung geboten werden, dann auf berufliches Fortkommen und schließlich Sicherheit, eine eigene Familie aufbauen und ernähren zu können, sagte der Monarch. Die meisten arabischen Staaten erfüllten diese Anforderungen heute nicht, müssten aber die Bemühungen intensivieren: "Wenn uns das nicht gelingt, dann werden wir nicht mehr um Frieden kämpfen, sondern um unser Leben", warnte Abdullah.