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Das Chaos geht, der Winter bleibt

26. Dezember 2010

Straßen und Autobahnen waren spiegelglatt, Bahngleise von Schneewehen versperrt und Oberleitungen vereist. Zahlreiche Flüge fielen aus, Reisende saßen auf Flughäfen fest. Auch die Weihnachtspost wurde ausgebremst.

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Hochgeschwindigkeitszug ICE der Deutschen Bahn im Schnee (Foto: dpa)
Der Winter fordert von Pendlern und Reisenden viel GeduldBild: picture-alliance/dpa

Die weiße Weihnacht ist auch in Deutschland vielen Reisenden zum Verhängnis geworden. Inzwischen normalisiert sich die Lage nach dem weihnachtlichen Schneechaos aber wieder. Der zweite Weihnachtstag (26.12.2010) brachte weitgehend Entspannung und nur noch regional begrenzte Probleme. Der Bahnverkehr ist weitgehend störungsfrei angelaufen.

Reisende stehen auf einem Bahnsteig vor einem ICE (Foto: dapd)
Fliegen war auch nicht unbedingt besser...Bild: dapd

"Alle größeren bundesweiten Fernstrecken sind frei befahrbar", sagte ein Bahnsprecher am Sonntagmorgen. Allerdings könne es noch vereinzelt Verspätungen geben. Auf Deutschlands größter Insel Rügen sind die Gleise nach Angaben der Bahn inzwischen von Schneeverwehungen freigeräumt. Der Zugverkehr laufe dort, auch die Stadt Binz sei wieder erreichbar. Einzelne Sperrungen wegen Verwehungen gab es zunächst nur noch auf Nebenstrecken in Mecklenburg-Vorpommern. Trotz des zu erwartenden erhöhten Passagieraufkommens wegen Rückreiseverkehrs rechnet die Bahn damit, dass alle Reisenden sicher und zuverlässig ihr Ziel erreichen werden.

Schneefräse der Bahn auf der Insel Fehmarn (Foto: dapd)
Schneefräse auf der Insel FehmarnBild: dapd

In der Nacht zu Heiligabend hatte Eisregen fünf Schnellzüge zwischen Hannover und Berlin gestoppt, erst am Vormittag des 24. Dezembers konnten auf dieser wichtigen Ost-West-Achse wieder Züge fahren. Im Norden hatten am Freitag und am ersten Weihnachtstag immer wieder vereiste Oberleitungen und umgestürzte Bäume den Verkehr blockiert. In Mecklenburg-Vorpommern, vor allem auf Rügen, mussten mehrere Streckenabschnitte erst von Schneefräsen geräumt werden. Zugausfälle und teils mehrstündige Verspätungen hatten den üblichen Dominoeffekt: Die Störungen setzten sich bis ins Rheinland und nach Süddeutschland fort. Am ersten Weihnachtstag waren in Sachsen Züge in Schneewehen stecken geblieben, auch sie mussten von Schneefräsen befreit werden.

Nahverkehr und Autos saßen fest

Ein LKW hat auf der Autobahn A2 Berlin-Hannover die Leitplanke durchbrochen - der verkehr staut sich (Foto: dpa)
Nach einem Unfall auf der Autobahn Berlin-Hannover staut sich der VekehrBild: picture alliance/dpa

Auch der Autoverkehr in Deutschland läuft wieder besser, wobei örtlich noch heikle Straßenverhältnisse herrschen. Abgebrochene Äste und spiegelglatte Straßen halten auch am Sonntag die Straßenmeistereien und Feuerwehren in Südniedersachsen in Atem. Auf der Ostsee-Insel Fehmarn konnten die Straßen zwar von meterhohen Schneeverwehungen befreit werden, von normalen Verhältnissen ist man dort aber noch weit entfernt. An den Weihnachtstagen waren Autofahrer oft nur mühsam voran gekommen - manchmal war nicht mal Schritttempo möglich: Blitzeis, Schnee und Verwehungen blockierten Landstraßen im Norden und in Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen, Bayern, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Autos blieben in Schneewehen stecken, es gab zahlreiche Glätte-Unfälle.

Im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen sind die Straßen nach Angaben der Polizei inzwischen recht gut geräumt. Ähnliches berichtet die Polizei aus Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz sowie aus der Hauptstadt Berlin. Auch im Nahverkehr nehmen die Probleme langsam ab. An den Weihnachtstagen war vielerorts der öffentliche Nahverkehr zusammengebrochen. In Düsseldorf, Braunschweig und Magdeburg fuhren schon Heiligabend keine Straßenbahnen mehr, am Samstag auch nicht mehr in Zwickau, Leipzig, Erfurt und Halle/Saale. In Nordrhein-Westfalen blieben in Aachen und anderen Städten die Busse in den Depots.

Kaum noch Flugausfälle

Auch auf den Flughäfen in Deutschland ist weitgehend Normalität eingezogen, zumal wegen der Feiertage sowieso weniger Flüge als sonst geplant waren. Am größten deutschen Flughafen in Frankfurt am Main gab es Heiligabend und am ersten Feiertag nur noch wenige Ausfälle. Ein Sprecher nannte die Lage ruhig und normal.

Ein Flugzeug der Lufthansa wird vor dem Start auf dem Flughafen in Frankfurt am Main mit Enteisungsmittel besprüht (Foto: dapd)
Eine Lufthansa-Maschine wird in Frankfurt am Main enteistBild: dapd

Auch der Düsseldorfer Flughafensprecher Christian Hinkel sagte, es sei ein "ganz normaler Wintertag". Er fügte aber hinzu: "Wir sagen ganz fairerweise, dass mit Beeinträchtigungen durch das Wetter immer mal wieder zu rechnen ist." Es gebe hin und wieder einen Schneeschauer, und dann müssten die Rollbahnen erst geräumt werden. Im Vergleich zu Heiligabend, als Düsseldorf stundenlang geschlossen war und hunderte Flüge ausfielen, herrschte am zweiten Feiertag aber Weihnachtsfrieden.

Die Meteorologen erwarten, dass es in den nächsten Tagen deutlich weniger schneien wird als bisher. Allerdings bleibt es kalt, und der Deutsche Wetterdienst prognostiziert für die Nacht zum Montag örtliche Tiefstwerte um minus 20 Grad. Zehntausende Haushalte, vor allem im Nordosten Deutschlands, die Heiligabend und am ersten Feiertag ohne Strom oder Heizung waren, werden inzwischen wieder versorgt.

Autor: Hartmut Lüning
Redaktion: Sabine Faber