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Gegen Gewalt beim Lauf

10. April 2008

Der Dalai Lama hat die gewaltsamen Proteste während des olympischen Fackellaufs verurteilt. Doch könne niemand den Demonstranten den Mund verbieten. IOC-Chef Rogge äußerte unterdessen erstmals deutliche Kritik an China.

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Dalai Lama (AP Photo/Manish Swarup)
Der Dalai Lama kann sich vorstellen, die Olympischen Spiele zu besuchenBild: AP

Die Proteste während des Fackellaufs sollen friedlich bleiben, forderte der Dalai Lama. Bei einem Zwischenstopp in Tokio hob er am Donnerstag (10.4.2008) vor Journalisten erneut hervor, dass er sich nicht gegen die Olympischen Spiele in China ausspreche: Die Chinesen als größtes Volk der Erde mit einer Jahrtausende alten Geschichte verdienten es, Gastgeber der Spiele zu sein.

Demonstranten beim Fackellauf in San Francisco (AP Photo/Paul Sakuma)
Demonstranten während des Fackellaufs in San FranciscoBild: AP

Zugleich forderte er eine unabhängige Untersuchung der jüngsten Unruhen in Tibet. Nach seinen Kenntnissen wurden Hunderte von Menschen getötet und Tausende inhaftiert. Es müsse zwischen Straftätern und solchen, die friedlich protestieren, klar unterschieden werden, verlangte der Dalai Lama. "Nicht gewaltsame Proteste dürfen nicht als Verbrechen angesehen werden", sagte er.

Olympisches Komitee kritisiert China

Der Chef des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Jacques Rogge, der sich bisher eher zurückhaltend zur chinesischen Politik geäußert hatte, schlägt im Zuge der massiven weltweiten Proteste deutlichere Worte an: Er forderte China Worten auf, sein Versprechen zur Verbesserung der Menschenrechtslage einzulösen. Dies sei eine "moralische Verpflichtung", sagte Rogge in Peking.

IOC-Präsident Jacques Rogge (AP Photo/Keystone, Fabrice Coffrini)
Rogge kritisiert Chinas Politik

Vor der Vergabe der Sommerspiele nach Peking hätten die chinesischen Vertreter versichert, die Ausrichtung Olympias in ihrem Land werde die soziale Frage und besonders die Menschenrechte voranbringen, so Rogge. Er rufe China nun auf, "diese moralische Verpflichtung einzuhalten". Er sei "betrübt" über die gewaltsamen Proteste gegen den olympischen Fackellauf in London und Paris, sagte Rogge weiter und sprach von einer "Krise". Der IOC-Chef zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass diese überwunden werde.

Als Reaktion rief China das IOC umgehend auf, "belanglose politische Faktoren" von den Sommerspielen in Peking fernzuhalten. "Ich denke, dass die IOC-Funktionäre die Olympischen Spiele in Peking unterstützen", sagte Außenamts-Sprecherin Jiang Yu. Allerdings hoffe sie, dass die IOC-Offiziellen sich an die Olympische Charta hielten, die politische Stellungnahmen an olympischen Stätten verbietet.

EU für möglichen Boykott der Olympia-Eröffnung

In einer mit großer Mehrheit angenommenen Resolution forderten die Parlamentarier des EU-Parlaments, die EU-Staaten müssten sich eine Nicht-Teilnahme an der Eröffnungsfeier am 8. August in Peking offenhalten, wenn China den Dialog mit dem Dalai Lama nicht wieder aufnehme. Zudem solle der slowenische EU-Ratsvorsitz in der Frage an einer einheitlichen Haltung der 27 EU-Staaten arbeiten, "mit der Option einer Nicht-Teilnahme, falls es keine Wiederaufnahme des Dialogs gibt".

Keine großen Zwischenfälle beim Fackellauf

Nach gewaltsamen Protesten in London und Paris verlief der olympische Fackellauf in San Francisco am Mittwoch ohne größere Zwischenfälle. Allerdings geleiteten hunderte Polizisten mit Gummiknüppeln die Fackelträger durch die Straßen der Stadt. Zudem wurde die Laufstrecke kurzfristig verändert und abermals verkürzt. Die Abschlussfeier wurde abgesagt. Nächste Station des olympischen Feuers ist Buenos Aires. (lk)

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