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Da Mbabi: "Wir wollen den Titel"

Schalling, Herbert8. Juli 2013

Zur Fußball-EM der Frauen in Schweden reist Deutschland zwar als Titelverteidiger, aber mit Verletzungssorgen. Dennoch herrscht im Team Optimismus, sagt Stürmerin Célia Okoyino da Mbabi im DW-Interview.

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DW: Célia Okoyino da Mbabi, Sie sind mit 25 noch eine junge Spielerin und trotzdem schon recht lange dabei in der Nationalelf. Die Europameisterschaft in Schweden ist bereits ihr viertes internationales Turnier. Wie schätzen Sie die Qualität der aktuellen Elf ein?

Célia Okoyino da Mbabi: Wir haben eine sehr große Qualität im Kader, vor allem technisch beschlagene Spielerinnen auf jeder Position. Wir können gut Fußball spielen und gut kombinieren. Das haben wir in den letzten Spielen auch gezeigt und uns dabei noch gesteigert. Das wollen wir bei der EM jetzt umsetzen.

Zuletzt sind wichtige Spielerinnen ausgefallen. Stattdessen fahren nun auch Spielerinnen mit zur EM, die in der Öffentlichkeit noch gar nicht so bekannt sind. Woher rührt aus ihrer Sicht diese neue Breite des Kaders?

Die neuen Spielerinnen sind jetzt nicht irgendwo plötzlich rausgekrochen. Sie haben sich kontinuierlich weiter entwickelt seit der U-20-WM 2010 in Deutschland, wo sie Weltmeister geworden sind. Bei der letzten U-20-WM in Japan haben sie das Finale nur knapp verloren [0:1 gegen das Team der USA, Anm. d. Red.]. Es war klar, dass diese Spielerinnen nun nach und nach ans A-Team der Nationalmannschaft herangeführt werden. Die jungen Spielerinnen machen das bisher super und sie helfen uns auf jeden Fall.

Zwei Jahre sind seit der Weltmeisterschaft im eigenen Land vergangen. Deutschland schied im Viertelfinale gegen den späteren Weltmeister Japan aus. Wie groß war die Enttäuschung bei Ihnen persönlich?

Die war natürlich groß, weil wir uns viel vorgenommen hatten, weil ein Erfolg im eigenen Land etwas Besonderes gewesen wäre. Da ging der Finger tief in die Wunde: Jetzt habt ihr das WM-Viertelfinale verloren, jetzt dürft ihr auch nicht zu Olympia. Das war noch mal ein Schlag oben drauf. Aber so sind die Regeln, damit mussten wir fertig werden. Es gilt jetzt nach vorne zu schauen, die EM zu fokussieren und aus der Situation das Beste zu machen.

Die Heim-WM sollte einen Aufschwung für den Frauenfußball in Deutschland bringen. Wie haben Sie die letzten zwei Jahre erlebt, hat sich etwas geändert?

Für mich persönlich war klar, dass es so wie bei der WM 2011 nicht weitergehen konnte. Das war schon eine Ausnahmesituation. Ich denke dennoch, das Turnier hat etwas gebracht. Die Art und Weise wie die Leute den Frauenfußball betrachten, hat sich geändert und auch die Präsenz einzelner Spielerinnen ist größer. Ich denke, der Entwicklung kann man schon etwas Positives abgewinnen.

Die Resonanz des Frauenfußballs in den Medien ist aber nicht unbedingt größer geworden...

Das heißt für uns, wir müssen uns in den Spielen weiterhin gut präsentieren. Wir müssen den Anreiz schaffen, darüber zu berichten und schöne Spiele zu zeigen. Das wollen wir in Schweden tun. Natürlich ist es schwierig, sich gegen andere Sportarten durchzusetzen um Sendezeiten zu bekommen - vor allem gegen die Männer-Bundesliga. Ich denke, wenn wir weiter guten Fußball spielen und den Leuten auch einen Grund geben einzuschalten, dann wird das auch noch kommen.

Wie dringend braucht der deutsche Frauenfußball den Titel bei der EM in Schweden? Würde ein drittes Turnier ohne Titel die Aufmerksamkeit für den Frauenfußball hierzulande nicht noch mehr drücken?

Man kann von uns nicht erwarten, dass wir jedes Turnier mit einem Titel abschließen. Es wäre wahnsinnig zu behaupten, dass man alle zwei Jahre einen Titel holen muss, gerade weil diesmal viele gute Mannschaften dabei sind. Gerade in den K.-o.-Spielen braucht es nur eine blöde Situation und dann kann alles vorbei sein, auch wenn man vorher alles richtig gemacht hat. Deswegen wird es darauf ankommen, wie wir dieses Turnier spielen. Natürlich wollen wir ins Finale, natürlich wollen wir den Titel holen. Aber die Art und Weise wird auch wichtig sein.

Célia Okoyino da Mbabi ist Tochter eines Kameruners und einer Französin. Mit 18 Jahren entschied sie sich für die deutsche Staatsangehörigkeit, da sie in Deutschland aufwuchs. Sie spielt für den 1.FFC Frankfurt und ist seit 2005 Nationalspielerin. In ihren bisher 79 Länderspielen erzielte sie 41 Tore. Mit dem National-Team gewann sie 2008 Olympia-Bronze und wurde 2009 Europameisterin.

Das Interview führte Herbert Schalling.