„CryptoParties“: Hackern das Handwerk legen
15. Mai 2014
„Man kann Kommunikation abhören, indem man beispielsweise einen neuen Rechner auf dem Versandweg abfängt und ihn durch ein Gerät ersetzt, das auf der Hardware-Ebene nahezu identisch ist.“ Eine schier unglaubliche Geschichte, die Jochim Rolf Selzer, einer der Initiatoren der Köln-Bonner CryptoParty, erzählt. Und er bekräftigt: „Das ist möglich! Diese Angriffe zielen auf bestimmte Personen. Im Prinzip lässt sich jeder Schutz aushebeln“, weiß der 45-jährige Internetadministrator. Seit 2013 führt er auf ehrenamtlicher Basis gemeinsam mit anderen Engagierten diese Veranstaltungen durch: „Wir erklären Leuten so praxisnah wie möglich Mail-, Datenträger- und Chatverschlüsselungen oder die sichere Verwaltung ihrer Passwörter.“
Auf Bewährtes setzen
Für Journalisten steige man tiefer in die Materie ein, sagt Selzer, „denn die Fragen nach Daten- und Informantenschutz stellen sich dieser Berufsgruppe täglich“. Er warnt davor, auf „jeden neuen Zug“ aufzuspringen. Er und seine Mitstreiter greifen bei ihren Veranstaltungen bisweilen auf ältere und erprobte Technik zurück. „Wir wählen nur Software, der wir vertrauen können.“ Das bedeutet allerdings auch, sich ständig auf dem Laufenden zu halten und über neue Entwicklungen zu informieren.
Die „CryptoParties“ beim Global Media Forum zielen auf den Journalistenalltag: „Wir können den Teilnehmern immer nur sagen: Bei allen Quellen, die ihr nutzt, müsst ihr recherchieren, ob sie vertrauenswürdig sind.“ Dies gelte insbesondere beim Thema Whistleblower. Der Journalist sollte eine Idee vom technischen Hintergrund haben, so Selzer: „Wenn er denkt, was mache ich da eigentlich? Wie und warum wirkt jetzt dieser Verschlüsselungsalgorithmus? Wenn ich darauf keine Antwort weiß, lasse ich lieber die Finger davon, bevor ich sie mir verbrenne.“ Und er weist eindringlich darauf hin: „Wer unausgegorene Verschlüsselungstechnik empfiehlt, zum Beispiel für Dissidenten, der riskiert Menschenleben.“
Jochim Selzer tut sich schwer mit einem Blick in die Glaskugel, denn: „Wir haben die Überwachungstechnik gewaltig unterschätzt. Bis vor einem Jahr haben wir die Warner und Mahner für übergeschnappt erklärt und das Ganze für Verschwörungstheorien gehalten. Heute sind sie wahr.“
Die Termine der „CryptoParties“:
Montag, 30. Juni, 16 bis 17.30 Uhr: „Verschlüsselung von E-Mails“. Lernen Sie, wie Sie ihre E-Mail-Kommunikation erfolgreich sichern.
Dienstag, 1. Juli, 16 bis 17.30 Uhr: „Wie man im Netz anonym surft und liest“. Lernen Sie, wie Sie Online-Dokumente lesen und surfen, ohne Ihre Identität preiszugeben.
Mittwoch, 2. Juli, 16 bis 17.30 Uhr: „Whistleblowing verstehen“. Lernen Sie wichtige technische Grundlagen des Quellenmanagements im digitalen Zeitalter.
Die Teilnehmerzahl ist jeweils auf 30 begrenzt. Die Teilnahme wird nach dem Prinzip „First come, first serve“ behandelt. Bitte bringen Sie Ihren Laptop oder Ihr Tablet mit.