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Krise in Thailand

20. Mai 2010

Bei den Zusammenstößen zwischen den sogenannten Rothemden und der thailändischen Armee sind bisher mehr als 80 Menschen getötet worden. Eine Chronik der Ereignisse.

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Ein Regierungsgegner wirft einen Stein in Richtung Soldaten (Foto: AP)
Eskalierende Gewalt zwischen Demonstranten und ArmeeBild: AP

Die Wurzel für die Unruhen liegt im September 2006 begründet, als der damalige Ministerpräsident Thaksin Shinawatra gestürzt wurde. Seitdem ist Thailand politisch gespalten. Die Anhänger Thaksins, nach der Farbe ihrer T-Shirts als "Rothemden" bezeichnet, und ihre Gegner, die alteingesessene Elite "die Gelben", stehen sich unversöhnlich gegenüber.

19. September 2006: Regierungschef Thaksin Shinawatra ist auf einer Auslandsreise in New York. Das Militär nutzt seine Abwesenheit zum Putsch. Die Militärjunta setzt eine provisorische Regierung und ihren eigenen Ministerpräsidenten ein. Thaksin flüchtet ins Exil.

23. Dezember 2007: Freie Parlamentswahlen finden statt, aus denen die PPP, eine Nachfolgepartei von Thaksins Partei, als Sieger hervorgeht. PPP-Chef Samak Sundaravej wird Ministerpräsident. Thaksin kündigt seine Rückkehr aus dem Exil an.

28. Februar 2008: Thaksin Shinawatra kehrt aus dem Exil nach Thailand zurück. Da gegen ihn mehrere Strafverfahren, u.a. wegen Korruption eingeleitet werden, verlässt er das Land kurze Zeit darauf schon wieder. In Abwesenheit wird er im Oktober wegen Amtsmissbrauchs zu zwei Jahren Haft verurteilt.

23. November: Der Protest der Gelbhemden, eine lose Gruppe aus Royalisten, Militärs, Geschäftsleuten und Angehörigen der Ober- und Mittelschicht, gegen die Regierung der Thaksin-Anhänger wird radikaler. Sie umstellen das Regierungsgebäude und blockieren die Flughäfen. Hunderttausende ausländische Touristen und Geschäftsleute sitzen in Thailand fest.

15. Dezember: Mit den Stimmen von Überläufern aus der alten Koalition wählt das Parlament Oppositionsführer Abhisit Vejjajiva zum neuen Regierungschef. Thaksins Anhänger, die sich vornehmlich aus der ärmeren, wenig gebildeten Landbevölkerung, Studenten und Mitgliedern der Mittelschicht zusammen setzen, protestieren.

11. April 2009: Die Rothemden stürmen den ASEAN-Gipfel im thailändischen Pattaya. Er wird abgebrochen. In Bangkok kommt es zu Straßenschlachten. Premierminister Abhisit ruft den Ausnahmezustand für Bangkok aus.

12. März 2010: Protestierende Rothemden strömen in Bangkok zusammen, um den Rücktritt von Ministerpräsident Abhisit zu fordern. Die Demonstranten, die sich selbst als "Habenichtse" und "gemeines Volk" bezeichnen, betrachten Abhisit als Vertreter der Elite, der sich um die arme Bevölkerungsmehrheit nicht kümmert.

16. - 17. März: Demonstranten schleudern Behälter, die mit Blut gefüllt sind, auf Abhisits Amts- und Wohnsitz.

28. März: Abhisit trifft sich mit führenden Vertretern der Rothemden, eine Einigung kommt allerdings nicht zustande.

7. April: Die Regierung verhängt den Ausnahmezustand in Bangkok.

10. April: Militär und Polizei versuchen, die Demonstranten aus dem Altstadtviertel zu vertreiben, wo sie sich festgesetzt haben. 25 Menschen werden getötet, mehr als 800 verletzt.

15. - 18. April: Die Rothemden sammeln sich nun im Geschäfts- und Touristenviertel der Hauptstadt und verbarrikadieren sich dort.

22. April: Gegendemonstranten werden mit Granaten angegriffen. Es gibt einen Toten und 75 Verletzte.

28. April: Soldaten stoppen auf einer Schnellstraße den Versuch von Demonstranten, den Protest in die Vororte zu tragen. Bei den Zusammenstößen wird ein Soldat getötet.

3. Mai: Abhisit bietet Neuwahlen im November an, unter der Bedingung, dass die Demonstranten die Besetzung des Geschäftsviertels beenden.

7. - 8. Mai: Bei Schießereien und Explosionen außerhalb der von Demonstranten besetzten Zone werden zwei Polizeibeamte getötet.

10. Mai: Die Oppositionellen nehmen Abhisits Neuwahl-Angebot an. Sie wollen ihre Protestaktion aber erst beenden, wenn der stellvertretende Ministerpräsident wegen der gewaltsamen Zusammenstöße strafrechtlich verfolgt wird.

12. Mai: Die Regierung zieht das Angebot vorgezogener Neuwahlen zurück und verlegt sich auf eine Belagerungstaktik: In dem besetzten Viertel sollen Strom und Wasser abgestellt und die Lebensmittelversorgung unterbunden werden.

13. Mai: Die Armee beginnt damit, das besetzte Geschäftsviertel abzuriegeln. Der zu den Demonstranten übergelaufene Generalmajor Khattiya Sawasdiphol wird während eines Gesprächs mit Reportern in den Kopf geschossen und schwebt in Lebensgefahr. Das löst weitere Zusammenstöße aus.

14. Mai: Es kommt zu schweren Straßenschlachten, bei denen 16 Menschen sterben und mehr als 140 verletzt werden.

15. Mai: Die Unruhen auf den Straßen in Bangkok dauern an. Weitere Menschen werden dabei getötet.

16. Mai: Die thailändische Regierung kündigt zunächst einen sechsstündigen Ausnahmezustand für Teile Bangkoks an, zieht diese Maßnahme aber nur Stunden später zurück. Nach abflauenden Kämpfen sei die Lage derzeit unter Kontrolle, heißt es zur Begründung. Die Deutsche Botschaft in Bangkok schließt und hält nur noch einen Not-Konsulardienst in den Räumen der französischen Botschaft außerhalb des umkämpften Gebietes aufrecht.

17. Mai: Der vor vier Tagen angeschossene, zur Opposition übergelaufene Generalmajor Khattiya erliegt seinen Verletzungen. Insgesamt sind seit der Eskalation des Konflikts vor vier Tagen mindestens 36 Menschen gestorben. Wegen der aktuellen Krise bleiben die Schulen in Bangkok für die gesamte Woche geschlossen. Eigentlich wäre nach den großen Ferien am Montag der erste Schultag gewesen.

Autorin: Ursula Kissel, Arne Lichtenberg (apn, dpa)
Redaktion: Manfred Goetzke, Pia Gram