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Christliche Religionsgemeinschaften in Europa

10. April 2009

Die EU achtet den Status, den Kirchen und religiöse Vereinigungen oder Gemeinschaften in den Mitgliedstaaten nach deren Rechtsvorschriften genießen, und beeinträchtigt ihn nicht.

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Blick von oben in eine Kirche, in der gerade ein Gottesdienst abgehalten wird (Foto: Conny Paul)
82 Prozent der Europäer sind christlichBild: Martin Meuthen

In allen Ländern der EU herrscht Religionsfreiheit. Eine der gemeinsamen Wurzeln in Europa ist aber bis heute das Christentum - dem in der EU 82 Prozent der Menschen angehören. Davon sind zwei Drittel Katholiken, das andere Drittel ist protestantisch. Aber die jüngsten Ereignisse in der katholischen Kirche haben in beiden Großkirchen für Aufregung gesorgt.

Die Williamson- Affäre

Es war Ende Januar, als Papst Benedikt XVI ein Dekret erließ, dass die Exkommunizierung der vier Bischöfe der Pius-Bruderschaft beendete, unter ihnen auch der Holocaust-Leugner Williamson. Ein Sturm der Entrüstung brach los. Und auch wenn der Papst inzwischen in der Affäre Pannen eingeräumt und ein Erklärungsschreiben verbreiten ließ, die Kritik verstummt in Deutschland und auch in Frankreich nur langsam.

Keine Kondome für Afrika

Dazu kamen die Äußerungen des Papstes auf seiner Afrikareise, dass man mit Kondomen das Aids-Problem nicht lösen könne. Es verschlimmere das Problem nur noch. Das hat dazu geführt, dass in Frankreich inzwischen weniger als ein Drittel der Gläubigen das Kirchenoberhaupt positiv bewerten. Vor einem halben Jahr waren es noch über 50 Prozent.

Italiener vergeben schneller

In Italien hingegen genießen der Papst und die katholische Kirche ein ungebrochen hohes Ansehen. Und fragt man die Gläubigen, so haben sie Benedikt XVI die jüngsten Aussagen verziehen. Die Kirchen sind voll, die Italiener suchen in der Kirche Werte. Und kleine Verfehlungen werden dabei nicht so ernst genommen.

Erinnerung an frühere Skandale

In Österreich hingegen sind viele Menschen nur noch "auf dem Papier" katholisch. Sie besuchen die Kirchen nicht mehr und fühlen sich angesichts der aktuellen Skandale in der katholischen Kirche an die Vorfälle aus den 1990er-Jahren erinnert. Damals hatten sich Vorwürfe gegen den ehemaligen Wiener Erzbischof wegen sexuellen Missbrauchs von Schülern als wahr erwiesen. Von der Kirche gab es aber "nur" eine Entschuldigung. Und nur wenige Jahre später gab es einen weiteren Skandal um kinderpornograpische Fotos, die auf einen Computer im Priesterseminar St. Pölten heruntergeladen worden waren. Außerdem ging es um homosexuelle Beziehungen zwischen dem Seminarleiter und minderjährigen Zöglingen. Und der zuständige Bischof Krenn spielte die Affäre als "Bubendummheiten" herunter.

Auswirkungen auf die Ökomene

Die jüngsten Ereignisse um den Papst allerdings lassen auch bei der evangelischen Kirche Befürchtungen aufkommen, dass die katholische Kirche sich von der Ökomene wegbewegen könnte. Die Landesbischöfin der evangelisch-lutherischen Landeskirche in Hannover Margot Käßmann hofft deshalb, dass die Ökomene sich, die an der Basis, also bei den Gläubigen, schon gut funktioniert, weiter entwickeln kann.

Unkompliziertes Zusammenleben

In Slowenien stellen die Katholiken die Mehrheit. Nur rund zwei Prozent der Bevölkerung gehört der protestantischen Kirche an. Der Dialog zwischen den beiden Konfessionen verläuft aber reibungslos. Und in "Prekmurje" im äußersten Nordosten Sloweniens, wo es eine Vielzahl von Religionsgemeinschaften gibt konnte unsere Reporterin gelebte Toleranz erleben.