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Chinas neuer Premier reist nach Indien und Pakistan

Zhu Yuhan19. Mai 2013

Seine erste Auslandsandsreise führt den chinesischen Ministerpräsident Li Keqiang nach Indien. Trotz ungelöster Grenzprobleme stehen Bemühungen um Stabilität und Kooperation im Vordergrund.

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Li Keqiang (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Als Geste von symbolischer Bedeutung haben China und Indien ihre Soldaten aus den umstrittenen Grenzregionen im Himalaya zurückgezogen, bevor Chinas neuer Ministerpräsident am Sonntag (19.05.2013) Indien einen offiziellen Besuch abstattet.  Die Beziehungen zwischen den beiden asiatischen Riesen sind traditionell durch Misstrauen geprägt. Dem will Li Keqiang entgegenwirken, indem er den Subkontinent zum Ziel seiner ersten Auslandsreise gewählt hat. Für den Besuch stimme zur Zeit das politische Klima, glaubt Dietmar Rothermund, Südasien-Experte und emeritierter Professor an der Universität Heidelberg.  "Der gute Wille ist da", so Rothermund. "Beide Länder müssen Mittel und Wege finden, um gemeinsam zu leben und gemeinsam zu agieren."

(Infografik: DW)

Kooperation statt Konfrontation

China und Indien haben nach Ansicht von Rothermund bei vielen Themen ähnliche Positionen. Ein Beispiel ist das gemeinsame Interesse an der Arktis. Am Mittwoch (15.05.2013) gab der Arktische Rat beiden Ländern permanenten Beobachterstatus. "Die internationale Gemeinschaft hat eingesehen, dass beide Mächte mit am Tisch sitzen sollen", so Rothermund im Gespräch mit der Deutschen Welle. "Da sind die Grenzstreitigkeiten zu vernachlässigen."  China und Indien hatten 1962 einen Krieg geführt und noch immer haben sie sich auf keine feste Grenzziehung geeinigt. Eine indisch-chinesische Arbeitsgruppe verhandelt zwar seit Ende der 80er Jahre regelmäßig, konnte aber bisher keinen Durchbruch vermelden.

Trotz des politischen Stillstands aufgrund der ungelösten Grenzfrage wachsen die beiden Mächte auf wirtschaftlicher Ebene enger zusammen. China will stärker in Indien investieren und Indiens Unternehmen planen, ihre Präsenz auf dem chinesischen Markt ausbauen. "Auch in Sicherheitsfragen haben Peking und Neu Delhi ein gemeinsames Interesse", sagt Christian Wagner, Südasien-Experte der Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP) in Berlin. "Beide Länder wollen gegen militante separatistische Organisationen vorgehen. Sie haben auch ein gemeinsames Manöver von Spezialeinheiten durchgeführt." Indien ist mittlerweile auch Beobachter in der "Shanghai Cooperation Organization", zu der China, Russland, Usbekistan, Kasachstan, Kirgisien und Tadschikistan gehören.

"Indien will China nicht eindämmen"

Vor dem Besuch Li Keqiangs in Indien sagte der indische Außenminister Salman Kurshid gegenüber der deutschen Tageszeitung "Die Welt": "Wir sind realistisch genug, zu erkennen, dass das 'asiatische Jahrhundert' nicht allein das Jahrhundert Indiens sein kann. Es wird Indien und China gehören. Wir arbeiten zusammen daran."

Indisches Militärposter (Fight to win) in Ladakh an der Grenze zu Pakistan und Indien (Foto: Getty Images)
Den Parolen zum Trotz will Indien gute Nachbarschaft mit ChinaBild: Getty Images/Daniel Berehulak

Indien habe alle Versuche abgelehnt, sich an einer "Eindämmung" Chinas zu beteiligen, so Kurshid gegenüber der "Welt". Das ist auch die Einschätzung von Indien-Experte Rothermund: Die Idee der USA, China mit amerikanischen Verbündeten zu umzingeln, widerspreche der indischen Außenpolitik. Es gebe Kreise in den USA, die glaubten, Indien als Gegengewicht zu China aufbauen zu können. "Indien wird sich nicht instrumentalisieren lassen. Es freut sich auf bessere Beziehungen mit den USA, aber es will sie auch mit China haben", sagt Rothermund.

Der ständige Dialog auf höchster politischer Eben sei auch im Interesse Chinas. Davon ist der Berliner Wissenschaftler Christian Wagner überzeugt: "Je stärker man in Peking auf Konfrontationskurs mit Indien ginge, umso mehr würde man Indien in die Arme der USA treiben."

Einbeziehung Pakistans

Nach seinem Besuch in Indien wird Li Keqiang zum langjährigen Verbündeten Pakistan weiterreisen. Indien erwartet, dass Peking Pakistan dazu drängen werde, sich verstärkt um regionale Stabilität auf dem Subkontinent zu bemühen. Der neue Ministerpräsident Nawaz Sharif hat angekündigt, seine Regierung werde die Beziehungen zu Indien verbessern. Rothermund geht davon aus, dass es kein konfliktgeladenes Dreieck China-Pakistan-Indien geben wird. Die drei Atommächte müssten und würden sich um Ausgleich ihrer Interessen bemühen.

Nawaz Sharif (Foto: Reuters)
Pakistans Pemier Sharif will Beziehungen zu Indien verbessernBild: Reuters