Chinesischer Dissident bittet US-Kongress um Hilfe
4. Mai 2012Chen sagte in einem Telefongespräch mit dem Abgeordneten Chris Smith während dieser im US-Repräsentantenhaus eine Ausschusssitzung zu China leitete: "Ich möchte Ministerin Clinton treffen und hoffe, dass ich weitere Hilfe von ihr bekommen kann."
Chen ist einer von zahlreichen autodidaktischen Anwälten, die sich in der kommunistischen Volksrepublik China für die Menschenrechte engagieren. Den Zorn von Chinas Führung zog er sich vor allem mit Kritik an deren Ein-Kind-Politik zu. Nach einer Haftstrafe stand der Bürgerrechtler seit 2010 unter Hausarrest.
Flucht in US-Botschaft
Am 22. April gelang ihm die Flucht und er suchte in der US-Botschaft in Peking Zuflucht. Am Mittwoch (2. Mai) verließ Chen die Botschaft und begab sich zur Behandlung eines gebrochenen Fußes in ein Krankenhaus. In Korrespondenten-Berichten hieß es dazu, der Dissident habe der Regierung in Peking Sicherheitsgarantien abgerungen und werde in China bleiben.
Am Donnerstag dann kündigte Chen an, er wolle mit seiner Familie in die USA ausreisen. Dem Sender CNN sagte der Bürgerrechtler: "Ich fühle mich sehr unsicher. Meine Rechte und meine Sicherheit können hier nicht garantiert werden." Er habe seine Meinung nach Gesprächen mit seiner Frau geändert. Diese habe ihm geschildert, wie sie geschlagen worden sei, nachdem er in die US-Botschaft geflohen sei. "Ich bitte Präsident Obama alles in seiner Macht stehende zu tun, damit unsere Familie raus kann",sagte Chen.
Clinton trifft Präsident Hu
Das Schicksal des Dissidenten überschattet den strategischen und wirtschaftlichen Dialog zwischen China und den USA, zu dem sich US-Außenministerin Hillary Clinton und Finanzminister Timothy Geithner in Peking aufhalten. Bei einem Treffen mit Staats- und Parteichef Hu Jintao hob Clinton - ohne Chen namentlich zu nennen - die Bedeutung der Menschenrechte hervor, deren Achtung Aufgabe aller Regierungen und aller Länder sei. Auch Hu ging auf den Fall nicht direkt ein. Angesichts verschiedener nationaler Bedingungen könnten beide Seiten nicht in jeder Frage übereinstimmen, sagte der chinesische Präsident. "Wir sollten angemessen mit unseren Differenzen umgehen." - Was dies für Chen bedeutet, ist offen.
wl/SC (afp,dpa,rtr,dapd)