"Chemie-Ali" erneut zum Tode verurteilt
17. Januar 2010Diesmal stand bei der Urteilsverkündung am Sonntag (17.01.2010) der Giftgasangriff auf die nordirakische Stadt Halabdscha im Mittelpunkt. Der 68-jährige und frühere irakische Gouverneur Ali Hassan al-Madschid wurde wegen des Angriffs auf die überwiegend von Kurden bewohnte Stadt zum Tode verurteilt. Dabei wurden 1988 bis zu 5.000 Menschen getötet.
Wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit ist der frühere Gouverneur in den irakischen Nordprovinzen bereits drei Mal zum Tode verurteilt worden, darunter schon einmal wegen Völkermordes gegen die kurdische Bevölkerung. Madschid wurde im August 2003 verhaftet, fünf Monate nach der Invasion des Irak durch US-Truppen. Im Juni 2007 wurde er wegen seiner Verantwortung für eine Militäroffensive gegen Kurden von Februar bis August 1988 ebenfalls zum Tode verurteilt. Weitere Todesstrafen erhielt er im Dezember 2008 wegen der Niederschlagung eines Schiitenaufstands nach dem Golfkrieg 1991 und für seine Beteiligung an der Ermordung und Vertreibung schiitischer Muslime 1999.
Unter Saddam Hussein sehr einflußreich
Der Vetter des früheren langjährigen Machthabers Saddam Hussein war in den 90er Jahren Innen- und Verteidigungsminister, kurz vor dem Einmarsch der alliierten Truppen 2003 wurde er zum Oberbefehlshaber im Südirak ernannt. Im ersten Golfkrieg 1991 war er Gouverneur im vom Irak annektierten Kuwait. Nach dem Krieg war er für die Niederschlagung des schiitischen Aufstands in Basra verantwortlich.
Ein Gerichtssprecher teilte mit, dass bei dem aktuellen Prozess auch der frühere Verteidigungsminister Sultan Haschem wegen des Angriffs in der Kurdenstadt Halabdscha zu 15 Jahren Haft verurteilt worden sei.
Autorin: Annamaria Sigrist (ap, rtr, afp)
Redaktion: Stephan Stickelmann