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Bücher gehen nach Beijing

Andreas Ebel20. September 2003

Lange Zeit besaß der chinesische Buchmarkt aus Sicht ausländischer Verlage kaum Potenzial. Doch das war einmal. Heute arbeiten private und staatliche Verlage zusammen. Auch ausländische Investoren zeigen Interesse.

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Europäische Verlage möchten den asiatischen Buchmarkt erobern.Bild: AP

Am 17. September fiel der Startschuss für Asiens wichtigste Buchmesse, die noch bis 21. September andauert. Zum zehnten Mal sind Verlagsrepräsentanten aus aller Herren Länder zur "Beijing International Book Fair" (BIBF) nach China gekommen, um das Lizenzgeschäft anzukurbeln oder auszubauen. Im letzten Jahr konnten fast 1000 Aussteller aus 35 Ländern rund 120.000 Besucher anlocken. Immer mehr europäische Verlage erkennen das Potenzial des chinesischen Buchmarktes und wollen dort Fuß fassen. Die BIBF bietet dafür exzellente Möglichkeiten.

Der "zweite Kanal"

Vor ein paar Jahren schien der chinesische Buchmarkt noch alles andere als vielversprechend für europäische Verlage. Ein verstaatlichtes Verlagswesen und das damit verbundene Verbot von privaten Verlagen hemmten sowohl Import- als auch Exportgeschäfte deutlich.

Doch während Verlage in China früher noch eine Art Außenstellen von Ministerien waren, haben sie sich mittlerweile zu Wirtschaftsbetrieben entwickelt. Außerdem ist ein "zweiter Kanal" für den Vertrieb von Büchern entstanden: Private Verlage arbeiten mit staatlichen zusammen, um ihre Titel veröffentlichen zu können. Importierte Bücher werden über die staatliche Kette "Foreign Languages Bookstore" vertrieben, da ausländische Verlage oder Agenturen in China nicht selbstständig arbeiten dürfen.

Lizenzmarkt boomt

Seit 1998 verkaufen deutsche Verlage mehr Lizenzen ins chinesischsprachige Ausland als in irgendein anderes Land. "Das Interesse an klassischer deutscher Literatur ist in China seit jeher sehr groß. Deutschland gilt als das Land der Dichter und Philosophen", berichtet Claudia Kaiser, die fünf Jahre lang für das BIZ (Buchinformationszentrum) Peking arbeitete. Das BIZ gilt als Anlauf- und Vermittlungsstelle für deutschen und chinesischen Verleger. "China ist ein Leseland", so Claudia Kaiser. "Besonders gefragt sind Bücher zur Bildung und Ausbildung, Ratgeber, Philosophie, Architektur und natürlich Belletristik."

Mit einem Umsatz von rund 5,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2002 liegt der chinesische Buchmarkt vor Großbritannien auf Platz vier, hinter den USA, Japan und Deutschland. Ein Grund für diesen Positivtrend dürfte nicht nur der geringe Buchpreis in China sein, der ungefähr ein Fünftel des in Deutschland üblichen Preises beträgt. Auch der "zweite Kanal", 2002 legitimiert, trägt dazu bei. Des Weiteren ist es ausländischen Investoren nun gesetzlich nicht länger verboten, am Vertrieb von Büchern, Zeitungen und Zeitschriften in China teilzunehmen.

Nachfrage gestiegen

Die "Beijing International Book Fair" findet seit 1986 statt. Während zur ersten Messe gerade einmal knapp über 200 Aussteller zusammenkamen, eröffneten im letzten Jahr fast fünfmal so viele Aussteller ihre Stände. Wegen der großen Nachfrage wird die BIBF seit 2002 jährlich veranstaltet. Messeorganisator ist die "China National Publications Import and Export Co." (CNPIEC), Chinas größter Buchimporteur. Die Buchmesse wird gemeinsam mit dem GAPP (General Administration of the Press and Publication) ausgerichtet.

Ursprünglich sollte die Messe dieses Jahr bereits Mitte Mai stattfinden. Sie wurde jedoch wegen der Lungenkrankheit SARS auf September verschoben.