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Bundeswehr bildet irakische Jesiden aus

22. Juni 2015

Deutschland verstärkt sein Engagement gegen den "Islamischen Staat". Nach kurdischen Peschmerga werden jetzt im Nordirak Jesiden im Kampf an der Waffe geschult. Von den IS-Terroristen werden sie gnadenlos verfolgt.

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Bundeswehrsoldat schult kurdischen Kämpfer (Foto: dpa)
Kurdischer Kämpfer übt mit einem G3-SturmgewehrBild: Bundeswehr/Sebastian Wilke/dpa

"Ab heute bildet die Bundeswehr auch Jesiden im Krisengebiet aus, die als Bataillon ihre verlorene Heimat vom IS zurückerobern wollen", sagte Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) der "Bild"-Zeitung mit Blick auf den Vormarsch des "Islamischen Staates". Die Ausbildung der 200 Jesiden-Kämpfer im Nordirak soll demnach "bis in den Juli hinein" dauern. Nach Angaben des Ministeriums gibt es zwei Bataillone der Jesiden, die den kurdischen Peschmerga-Kämpfern unterstellt sind. Die Kurden wollten damit deutlich machen, dass alle Volksgruppen und Religionen im Irak gemeinsam gegen den IS aufstünden, erklärte von der Leyen.

87 Bundeswehrsoldaten im Nordirak

Im Kampf gegen die Dschihadisten-Miliz unterstützt Deutschland im Rahmen einer internationalen Allianz seit September vergangenen Jahres den Kampf der nordirakischen Peschmerga-Verbände mit Waffen und Schulungen. Nach Bundeswehrangaben sind derzeit 87 deutsche Soldaten im Nordirak im Einsatz.

Kurdische Peschmerga im April im nordirakischen Erbil zum Abschluss ihrer vierwöchigen Ausbildung durch die Bundeswehr (Foto: dpa)
Kurdische Peschmerga im April in Erbil zum Abschluss ihrer vierwöchigen Ausbildung durch die BundeswehrBild: picture-alliance/dpa/J. Kuhlmann

Zur Frage nach möglichen Waffenlieferungen an die Jesiden hieß es im Bundesverteidigungsministerium, die Jesiden seien Teil der Peschmerga-Streitkräfte. "Die Peschmerga können die Waffen innerhalb ihrer Streitkräfte so verteilen, wie sie es für richtig halten."

Jesiden: meistverfolgte Volksgruppe

Die Jesiden sind eine religiöse Minderheit mit einem eigenständigen monotheistischen Glauben. Sie sind mehrheitlich ethnische Kurden und lebten bisher vor allem in der Region um die nordirakische Stadt Mossul und im nahe gelegenen Sindschar-Gebirge. Die Jesiden zählen zu den am meisten vom IS verfolgten Volksgruppen. Die IS-Terroristen und andere militante Sunniten bezeichnen sie als "Teufelsanbeter".

Bei seiner Blitzoffensive im Nordirak im vergangenen Sommer verübte der IS Massaker unter den Jesiden, zwang Zehntausende von ihnen in die Flucht und verschleppte Tausende Mädchen und Frauen, die als Sexsklavinnen missbraucht wurden. Nach Einschätzung des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte kommen die systematischen Angriffe des IS auf die religiöse Minderheit im Irak einem Genozid gleich.

Panzerabwehrwaffe "Milan" ein Erfolg

Verteidigungsministerin von der Leyen bezeichnete den Einsatz der Bundeswehr im Nordirak insgesamt als Erfolg. Besonders der Einsatz der Panzerabwehrwaffe "Milan" habe sich bewährt: "Die Peschmerga können damit erstmals die mit Sprengstoff beladenen Autos der Islamisten, die auf Stellungen und Dörfer der Kurden zurasen, Kilometer vor dem Ziel stoppen." Dafür seien die Kurden Deutschland "unendlich dankbar".

se/mak (afp, Welt.de, dpa)