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Scholz fordert DFB zu Equal Pay auf: "Etwas Politisches"

9. August 2022

Die Gleichbezahlung von Männer- und Frauenteams, das Equal Pay, bleibt ein Thema beim Deutschen Fußball-Bund. Eine Entscheidung fällt derzeit nicht. Auch ein Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz ändert daran nichts.

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Olaf Scholz (r.) und DFB-Präsident Bernd Neuendorf (2.v.r.) besuchen den DFB-Campus in Frankfurt
Bundeskanzler Olaf Scholz (r.) und DFB-Präsident Bernd Neuendorf (2.v.r.) besichtigen den DFB-Campus in FrankfurtBild: Markus Gilliar/GES/picture alliance

"Equal Pay" im Fußball: Scholz positioniert sich

Die Spannung war groß: Wie würde sich Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) nach seinem Besuch des neuen Campus des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) in Frankfurt in Sachen Equal Pay äußern? Schließlich war auch er es, der dieses Thema vor und während der Euro 2022 in England vor allem via sozialer Medien befeuert hatte. Deshalb dürfte die Ernüchterung bei denen, die sich nun schnellstmöglich eine Gleichbezahlung bei den Nationalmannschaften der Frauen und Männer erhofft hatten, nach dem Statement des Bundeskanzlers eher im Vordergrund stehen. "Ich finde, das ist etwas Politisches, deshalb macht es schon Sinn, dass man über gleiche Prämien diskutiert", sagte Scholz nach einer Diskussionsrunde mit Bernd Neuendorf.  

Der DFB-Präsident wollte ebenfalls keine konkrete Botschaft übermitteln. "Ich bin zumindest bereit, in unseren Gremien mit den Vertretern und Vertreterinnen der A-Nationalmannschaften darüber zu reden, ob unser über Jahrzehnte gewachsenes Prämiensystem noch zeitgemäß ist (...) und es gegebenenfalls auch angepasst werden kann", sagte Neuendorf. Es müsse aber auch "zur Kenntnis" genommen werden, "dass trotz gleicher Tätigkeit die Märkte immer noch sehr unterschiedlich sind".

Euro 2022 erzeugt ungewöhnlich großes Interesse

Die Diskussion um das Equal Pay im Sport beschäftigt bereits seit längerer Zeit das Land. Zuletzt hatten sich die Stimmen, die eine gleiche Bezahlung bei der Nationalmannschaft gefordert haben, verstärkt - auch weil die Euro 2022 ein fast schon unerwartet großes, öffentliches Interesse entfachte. Bundeskanzler Scholz, der selbst einmal feststellte, er sei "bekanntlich kein großer Fußballfachmann", hatte in verschiedenen Tweets seine Meinung zu dem Thema kundgetan.

"Wir haben 2022. Frauen und Männer sollten gleich bezahlt werden. Das gilt auch für den Sport, besonders für Nationalmannschaften", teilte der 64-Jährige mit. Und Scholz ergänzte im Rahmen des EM-Endspiels zwischen England und Deutschland in London - wohl auch nicht ganz unbeeindruckt als Tribünengast in England vor Ort: "Ich bin fest davon überzeugt, dass gleiche Bezahlung eine wichtige Rolle spielt, gerade wenn es um solche Wettkämpfe geht."

Viel mehr als nur Geld

Allerdings geht es den Frauen offenbar in erster Line und zu diesem Zeitpunkt gar nicht so sehr darum, eine finanzielle Gleichbehandlung zu erreichen. Die konkreten Forderungen lauten anders: Es geht den Beteiligten zunächst einmal um mehr Sichtbarkeit, Chancengleichheit, Akzeptanz. Und so wären Anstoßzeiten in der Bundesliga zur Primetime ein wichtiger Schritt. 

Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg, die an diesem Dienstag im Urlaub weilte, sagte im Vorfeld des Kanzlerbesuchs beim DFB dem Radiosender Bayern1: "Wir haben gesagt, wir wollen erst mal 'Equal Play' haben, dass wir bessere Strukturen haben, dass wir Talent-Gerechtigkeit haben, dass alle Mädchen Fußball spielen können."

Bessere Verteilung der Prämien

Natürlich spreche aus ihrer Sicht auch nichts gegen eine Angleichung der Zahlungen bei Titelprämien. Allerdings verlange Voss-Tecklenburg keineswegs, dass die Prämien der Frauen sofort auf das Niveau der Männer angehoben werden. "Bei den Männern ein bisschen weniger, bei den Frauen ein bisschen mehr", schlug die Bundestrainerin vor. 60.000 Euro hätte jede Spielerin für den EM-Titel erhalten, die Männer ein Jahr zuvor 400.000 Euro.

Martina Voss-Tecklenburg, Pressekonferenz zur Europameisterschaft der Frauen
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg will mehr Sichtbarkeit für den Fußball der FrauenBild: Frank Rumpenhorst/picture alliance/dpa

Mit dieser Lösung ließe sich auch das Argument vieler Gegner dieser Angleichungen entkräften, dass das Geld erst einmal zu gleichen Teilen erwirtschaftet werden müsse und man nicht mehr ausgeben könne als eingenommen würde. Und  Voss-Tecklenburg hinterließ noch eine Botschaft: "Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass es nicht nur Lippenbekenntnis und Symbolpolitik ist", so die Bundestrainerin, die dabei nicht nur den Fußball, sondern den "gesamten Sport" im Blick hatte. Die Politik müsse sich "stärker einbinden lassen". 

Wichtig sei, "dass sich auch bekannte Persönlichkeiten und Gesichter für uns einsetzen", sagte Nationaltorhüterin Merle Frohms. Ex-Kanzlerin Angela Merkel habe bei der Euro 2022 jedes Spiel geschaut und sich mit Voss-Tecklenburg ausgetauscht, hatte die Bundestrainerin verraten. Bundeskanzler Scholz gehört zumindest auch zu diesem Fanklub.