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Brandenburg bereitet sich aufs Hochwasser vor

25. Mai 2010

Nachdem das Hochwasser an Oder und Weichsel seit einer Woche das Leben in Polen bestimmt, haben erste Vorboten der Wassermassen auch Ostdeutschland erreicht. In Teilen Brandenburgs gilt Alarmstufe I.

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Hubschrauber über polnischem Hochwassergebiet (Foto: ap)
Die Wassermassen haben Teile Polens im GriffBild: AP

Drei Millionen Sandsäcke – dieser Vorrat liegt derzeit in Beeskow bei Frankfurt/Oder. Die zuständigen Behörden hoffen, dass die Säcke auch in den nächsten Tagen in diesem Lager liegen bleiben können. Denn eine erste leichte Flutwelle der Oder hat zwar über Pfingsten den Osten Deutschlands erreicht, doch noch reichen die üblichen Hochwasserschutzvorrichtungen für die Wassermassen aus.

Steigende Pegel in Brandenburg

Pegel am Flussufer (Foto: dpa)
Die Pegelstände in Brandenburg werden ständig kontrolliertBild: picture alliance/dpa

Alarmstufe Eins gilt am Dienstag (25.05.2010) beispielsweise im brandenburgischen Ratzdorf. Dort war der Oderpegel von Sonntag auf Montag um fast 20 Zentimeter gestiegen. 4,70 Meter - das bedeutet, dass der Wasserstand regelmäßig kontrolliert und gemeldet werden muss. Auch in Eisenhüttenstadt wurden die Werte der ersten Stufe erreicht.

Für Mittwoch rechnet die Hochwassermeldezentrale in ihrem täglichen Bericht in Eisenhüttenstadt und Ratzdorf mit der Alarmstufe 2. Und Ende der Woche soll der sogenannte Hochwasserscheitel den oberen Grenzabschnitt der Oder zwischen Deutschland und Polen erreichen. Zwischen 5,60 und 5,80 Metern könnte sich der Pegel in Ratzdorf dann bewegen, das bedeutet Alarmstufe 3. Die höchste Alarmstufe 4, also Katastrophenalarm, soll wohl nicht erreicht werden.

Überflutete Landschaft (Foto: ap)
Die nächsten Tagen werden zeigen, ob die Wassermassen der Oder - wie hier in Polen - auch Teile Brandenburgs überflutenBild: AP

Krisenstab nimmt Arbeit auf

Um die Hochwasserlage zu entspannen, wird das Fluten der Polder, also von unbebautem flachen Gelände entlang der Oder, vorbereitet. Außerdem hat der brandenburgische Ministerpräsident Matthias Platzeck angekündigt, ab Dienstag einen Krisenstab einzurichten. Auch die polnische Grenzstadt Slubice (früher: Dammvorstadt) bei Frankfurt/Oder hat erste Vorsichtsmaßnahmen getroffen. So nehme das dortige Krankenhaus keine neuen Patienten auf, teilte das Stadtamt in Slubice mit. Ab Mittwoch sollen Schwerkranke in andere Städte gebracht werden.

Hubschrauber überfliegt überschwemmten Weg (Foto: ap)
Da Wege überschwemmt sind, bleibt meist nur der LuftwegBild: AP

In Polen ist die Hochwasserlage an den beiden größten Flüssen, Weichsel und Oder, nach wie vor ernst. In zehn schlesischen Landkreisen gilt weiterhin Hochwasseralarm. Tausende von Menschen kämpfen gegen die Flut, indem sie versuchen, gebrochene Dämme wieder zu schließen und die Wassermassen von ihren Häusern fernzuhalten. Nach Behördenangaben starben bisher mindestens 15 Menschen durch die Flut. Der Scheitel der Oder-Flutwelle bewege sich auf Glogow (Glogau) in Niederschlesien zu. Weiter angespannt ist die Situation an der Weichsel bei Plock, 100 Kilometer nordwestlich von Warschau. Hunderte Feuerwehrleute, Soldaten und freiwillige Helfer versuchten dort, nach einem Deichriss in Swinary die Wassermassen unter die Kontrolle zu bekommen.

In Polen: Kampf gegen die Wassermassen

Militärboot mit Menschen und Pferd (Foto: ap)
Mensch und Tier werden in Sicherheit gebrachtBild: AP

Die Weichsel hat ein Gebiet von mehr als 8000 Hektar Land mit 23 Ortschaften überflutet. Mit Sprengung der Deiche wurde versucht, die Weichsel in ihr Flussbett zu zwängen. Aus der Krisenregion wurden 2400 Menschen in Sicherheit gebracht. Der Hochwasserscheitel der Weichsel passierte am Montagabend Thorn und floss weiter in Richtung Ostsee.

Gegen die Fluten kämpfen in ganz Polen 14.500 Feuerwehrleute und mehr als 4000 Soldaten. Eingesetzt wurden zudem 6000 Häftlinge. Die Regierung von Donald Tusk will am Dienstag über milliardenschwere Hilfen für die Flutopfer beraten. Die Schäden könnten sich nach ersten Schätzungen auf mehr als 10 Milliarden Zloty (2,5 Milliarden Euro) belaufen.

Autorin: Marion Linnenbrink (dpa, apn)
Redaktion: Marko Langer