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Kein Interesse

14. August 2008

Bei den Kommunalwahlen im Oktober werden von insgesamt 1,3 Millionen im Ausland lebenden bosnischen Staatsbürgern nur wenige tausend ihre Wahlzettel abgeben.

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Straßenszene in SarajevoBild: Marina Martinovic/DW

Bosnien und Herzegowina hat viele Menschen verloren, die in andere Länder abgewandert sind. Während heute im Land selbst etwa 3,8 Millionen Menschen leben, wird die Zahl der im Ausland lebenden Bosnier auf 1,3 Millionen geschätzt. Vor allem nach Nordamerika und Westeuropa sind viele Bosnier gezogen. Die meisten von ihnen gingen dorthin als Arbeitsmigranten oder als Kriegsflüchtlinge nach Ausbruch des Bosnienkrieges 1992. In den Sommermonaten kehren sehr viele für ein paar Wochen in die Heimat zurück. Doch nur wenige von ihnen interessieren sich für die komplizierte politische Landschaft Bosniens und Herzegowinas.

Das wird auch sichtbar werden bei den kommenden Kommunalwahlen in Oktober. Die Frist für die Wählerregistrierung ist vor kurzem abgelaufen. Von den insgesamt 1,3 Millionen im Ausland lebenden Bosniern werden nur 33.500 von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen.

Verschiedene Welten

Die große Mehrheit der Bosnier im Ausland glaubt nicht, dass die bosnischen Politiker in der Lage sind, im Land wichtige Reformen durchzuführen. Das zeigen Umfragen, die unter den Auslandsbosniern durchgeführt wurden.

Die Vorsitzende des bosnischen Diaspora-Vereinigung, Senada Softic-Telalovic, meint, das mangelnde Interesse an den Wahlen sei ein eindeutiger Beweis dafür, dass die Diaspora und die Politik in Bosnien kein besonders gutes Verhältnis pflegten. Zugleich äußert sie sich darüber enttäuscht: „Das ist ein trauriges Bild der Beziehung zwischen den im Ausland lebenden Bosniern und ihrem Heimatland.“

Mangelndes Vertrauen

In Schweden befindet sich eine der größten bosnischen Gemeinden. Dort leben rund 50.000 Bosnier. Für die bevorstehende Kommunalwahl haben sich aber nur 4.000 registriert. Als Grund dafür nennen viele das mangelnde Vertrauen zu den Politikern in der Heimat.

Vedran Hadzovic, Mitglied der Zentralen Wahlkommission in Sarajevo, ist dennoch optimistisch: „Im Jahr 2000 hatten wir 200.000 registrierte Auslandswähler, 2004 nur 27.000, und jetzt haben wir wieder steigende Zahlen - 33.500. Das deutet darauf hin, dass wir zukünftig wieder mit mehr Stimmen aus der Diaspora rechnen können.“

Vertreter der bosnischen Diaspora Vereinigung wünschen sich mehr Kontakt mit den politischen Parteien in Bosnien und Herzegowina. Sie haben schon vor einigen Jahren vorgeschlagen, ein Ministerium zu gründen, das sich um die Bedürfnisse der im Ausland lebenden Staatsbürger kümmert. Doch dieser Vorschlag hat bisher in Sarajevo keine Unterstützung gefunden.

Samir Huseinovic