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Bollwerk gegen die Germanen

Pia Ann Gram

Deutschland ist um eine wichtige Auszeichnung reicher: Die UNESCO hat den deutschen Teil des Limes zum Weltkulturerbe erhoben. Dem Grenzwall wird's gut tun. Denn an der verbliebenen Substanz nagt der Zahn der Zeit.

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Die Saalburg bei Bad Homburg, eine Rekonstruktion eines RömerkastellsBild: AP

Er trennte einen ganzen Kontinent in zwei Teile, diente den Römern als Zollzaun und zum Schutz vor den germanischen Barbaren. Auch knapp 2000 Jahre später schlängelt sich der Limes noch in Bruchstücken auf einer Länge von insgesamt 542 Kilometern von der Region Koblenz in Rheinland-Pfalz über Hessen und Baden-Württemberg bis zum bayerischen Regensburg.

Limes Römischer Wachturm
Blick auf den steinernen römischen Wachturm bei Grab im Rems-Murr-Kreis. Die Rekonstruktion eines Wachturms am Limes mit Palisaden, Graben und Wall wurde 1982 eingeweiht.Bild: dpa

Ungebremste Überbauung gestoppt

Die Auszeichnung zum UNESCO-Weltkulturerbe ist allerdings nicht nur Ehre, sondern auch Verpflichtung für die bundesweit 150 Städte und Gemeinden sowie 20 Landkreise, deren Gebiet der Obergermanisch-Raetische Limes berührt. Die Deutsche Limes-Kommission hofft auf Hilfe finanzieller Art für den kränkelnden Bauhünen, denn Wind und Wetter nagen an der verbliebenen Substanz des Grenzwalls, Pflüge und Traktoren setzen ihm zu und lange wurden Häuser und Straßen einfach auf die Reste der römischen Verteidigungslinie gebaut. Eine ungebremste Überbauung des Limes mit Siedlungen oder Straßen wird nach der Anerkennung als Weltkulturerbe nicht mehr möglich sein.

Grenzbefestigung als Touristen-Route

Deutsche Geschichte Kapitel 1 Römer und Germanen Limesturm bei Taunusstein Illustration Raimo Bergt
Limesturm bei Taunusstein, Illustration Raimo Bergt

Als Deutsche Limes-Straße führt eine abwechslungsreiche Route vom Rhein über Lahn und Main zur Donau. Entlang des Limes-Verlaufes reihten sich 120 größere und kleinere Truppenlager sowie etwa 900 Wachtürme, stets im Abstand von einigen hundert Metern und im Blickkontakt zueinander. Am besten erhalten ist der ehemalige Grenzwall nach Einschätzung der Experten im Taunus und in Baden-Württemberg. Graben und Wall können hier noch erkannt werden, auch die Schutthügel der Wachttürme sind noch da.

Lehrpfade und Wanderwege

In Weißenburg (Bayern) locken die größten römischen Thermen Süddeutschlands, in Aalen (Baden-Württemberg) lockt ein Limes-Museum mit prunkvollen Paradewaffen, Reliefdarstellungen, Gefäßen und Statuen. Die Fundamente eines Original-Römerbades wurden am Limes-Freilichtmuseum in Rainau-Buch (Baden-Württemberg) freigelegt. In vielen Orten führen archäologische Lehrpfade und Wanderwege zu den Spuren des Limes und zu Rekonstruktionen aus jener Zeit.

Auch als Fahrradweg geeignet

Konditionsstarke können mit dem Fahrrad dem gesamten Verlauf des Grenzwalls auf dem Deutschen Limes-Radweg folgen. Dabei wechseln sich ebene Strecken mit durchaus bergigen Etappen ab. Die Route führt unter anderem durch den Naturpark Rhein-Westerwald, durchquert Taunus, Odenwald und den Naturpark Altmühltal und endet bei Regensburg an der Donau.

Limes Römisches Kastell Welzheim
Eine Gruppe Jugendlicher geht im Archäopark in Welzheim (Rems-Murr-Kreis) durch das rekonstruierte Westtor des Welzheimer Ostkastells, das zum römischen Limes gehört.Bild: dpa

Grenzwall geriet in Vergessenheit

Die Idee einer zusammenhängenden Grenzbefestigung und Kulturschneise stammte von Kaiser Domitian (81-96 n. Chr.). Die Vertreibung der Römer begann schließlich zwischen 213 und 260, als germanische Truppen den "Teufelswall" stürmten und Alemannen und der Volksstamm der Chatten das Grenzland überfielen. Als Vandalen und Burgunder 409 den Rhein überschritten, war die römische Herrschaft endgültig beendet.