1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Biathleten drohen mit Russland-Boykott

21. Dezember 2016

Der Biathlon-Weltverband IBU steht wegen des Dopingskandals um russische Skijäger unter Druck. Branchenführer Martin Fourcade wird sehr deutlich.

https://p.dw.com/p/2Ufoi
Russland Doping
Bild: picture-alliance/AP Photo/L. Jin-man

Kurz vor Weihnachten droht dem Biathlon-Sport eine alles andere als schöne Bescherung. Am Donnerstag wird eine Stellungnahme des Weltverbands IBU zum bisher wohl größten Dopingskandal aller Zeiten im Biathlon erwartet. Eine Expertengruppe sollte mögliche Sanktionen ausarbeiten. Im jüngsten Bericht des WADA-Chefermittlers Richard McLaren war von 31 dopingverdächtigen russischen Skijägern die Rede. Die Namensliste liegt der IBU vor, unter den vermeintlichen Dopern sind nach Angaben des Weltverbands auch aktive Sportler. Um wen es sich dabei handelt, wurde noch nicht bekanntgegeben. Der Imageschaden ist jedoch schon jetzt enorm.

Fourcade droht mit Athleten-Boykott

"Es gibt an Stammtischen viele, die sagen, ohne Doping kann man gar nicht vorn sein", sagt Ex-Weltmeister Arnd Peiffer, der wie viele andere Biathleten lebenslange Sperren für Dopingsünder fordert. "Es schockiert natürlich schon, dass so eine unfassbar große Zahl an Sportlern betroffen sein soll", räumt Weltcup-Spitzenreiterin Laura Dahlmeier ein. Die IBU steht unter Druck. Branchenführer Martin Fourcade hat seine Kollegen zum Boykott aufgerufen, sollten die Funktionäre nicht hart durchgreifen. "Wenn der Verband nicht genügend Mut zur Bewältigung des Problems hat, müssen die Athleten selbst aktiv werden", sagte der Franzose.

Auch der Deutsche Skiverband (DSV) drängt darauf, den Dopingskandal lückenlos aufzuklären. "Der Leistungssport wird ad absurdum geführt, wenn Nationen flächendeckend die Regeln brechen", sagte DSV-Sprecher Stefan Schwarzbach: "Wir müssen jetzt abwarten, was der Weltverband entscheidet. Dann werden wir von Seiten des DSV eine Position beziehen, eventuell auch mit anderen Nationen gemeinsam." Das tschechische Team um Gesamtweltcupsiegerin Gabriela Koukalova und die britische Mannschaft haben bereits angekündigt, aus Protest gegen Doping im russischen Biathlon nicht zum Weltcup in Tjumen (9. bis 12. März) zu reisen. Auch Norwegen hat mit einem Boykott gedroht. In der russischen Stadt soll nach derzeitigem Stand auch die Biathlon-WM 2021 ausgetragen werden.

Ricco Groß: "Mit Eierei aufhören!"

Von den 33 russischen Olympia-Medaillen in Sotschi 2014 holten die Biathleten vier, darunter einmal Gold. In der Staffel besiegten Alexei Wolkow, Jewgeni Ustjugow, Dmitri Malyschko und der momentan größte Fourcade-Herausforderer Anton Schipulin das deutsche Silber-Quartett um Schlussläufer Simon Schempp. Schipulin sagte beim letzten Weltcup des Jahres in Nove Mesto: "Mein Gewissen ist rein." Ricco Groß, seit 2015 Cheftrainer der russischen Männer, beklagte, dass sein Team nun mit Argusaugen beobachtet werde. "Man soll endlich mit der Eierei aufhören und die Namen nennen", forderte der viermalige Olympiasieger aus Deutschland. Die schweren Vorwürfe beeinträchtigten seine Mannschaft. "Einige Athleten werden definitiv grundlos mitbelastet." Immer wieder habe er seinen Biathleten klar gemacht: "Wer betrügt, der fliegt."

sn/jhr (dpa, sid)