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Die Gartenakademie in Münster

10. August 2010

In einen typisch deutschen Schrebergarten gehört ein typisch deutscher Gartenzwerg. Den aber wird man bei Wilm Weppelmann vergeblich suchen. Hier werden Filme gezeigt, Vorträge gehalten und auch Künstler treten auf.

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Beamer im Garten und Stühle (Foto: Nader Alsarras)
Alles steht bereitBild: Nader Alsarras

Langemarkstraße Nummer 73 im westfälischen Münster. Es ist ein ruhiger Sommerabend in der gepflegten, aber unscheinbaren Kleingartenkolonie, die denselben Namen wie die Straße trägt. Was sie von den anderen Kleingartenkolonien in Deutschland unterscheidet? Auf den ersten Blick nichts. Bis auf die kleinen Schilder mit den Pfeilen, die den Besucher zur "Freien Gartenakademie" führen.

Ein Bariton neben dem Gemüsebeet

Wilm Weppelmann (Foto: Nader Alsarras)
Wilm WeppelmannBild: Nader Alsarras

In der Gartenakademie herrscht an diesem Abend Hochbetrieb. Wilm Weppelmann hat zu einer Filmvorführung eingeladen. Der große schlanke Mann ist Gärtner, Künstler, Organisator und Techniker in einer Person. 2005 hat er den Schrebergarten übernommen. Neben diversen Blumen und Zierpflanzen, einigen Bäumen, einem kleinen Teich und mehreren Gemüsebeeten, verfügt der zaunlose Garten über eine kleine Rasenfläche, auf der Stuhlreihen für die Zuschauer und der Beamer stehen. Doch in Weppelmanns Gartenakademie werden nicht nur Filme gezeigt. Die Akademieabende, die seit 2006 regelmäßig stattfinden, sind thematisch sehr unterschiedlich: Neben Filmvorführungen gibt es auch Lesungen, Kabarett-Abende, Vorträge und sogar Konzerte.

Ein wenig kurios ist es schon, wenn ein Bariton und ein Pianist samt Konzertklavier Schuberts Winterreise in einem Schrebergarten aufführen. Auch eigene Kreationen und neue Formate möchte der umtriebige Künstler entwickeln und plant für dieses Jahr einen Performance-Abend mit dem Konzeptkünstler Timm Ulrichs. Der kuriose Effekt reicht Weppelmann jedoch nicht. Er ist fest davon überzeugt, dass im "Garten" auch soziale, politische, wissenschaftliche und philosophische Themen stecken.

Alternativ und kommunikativ

Flash-Galerie Zuhörer in der Gartenakademie Gartenserie
Die Gartenakademie im Regen - aber wozu gibt es schließlich Regenschirme...Bild: Nader Alsarras

Pünktlich zum Filmbeginn fängt es an zu regnen. Aber immerhin: Die Technik funktioniert, und die Zuschauer sind zahlreich erschienen. Gezeigt wird der Dokumentarfilm "The Garden" von dem US-amerikanischen Regisseur Scott Hamilton Kennedy. Es geht um einen so genannten "Community Garden" in Los Angeles, und wie die Benutzer dieses urbanen Gartens - vorwiegend Einwanderer aus Lateinamerika - sich gegen die Pläne der Stadtverwaltung wehren. Sie will den Garten in ein Industriegebiet verwandeln.

Währenddessen regnet es immer stärker, doch weder die Gäste noch der Gastgeber lassen sich von dem Regen beeindrucken. "Garten findet bei jedem Wetter statt", sagt Weppelmann und spannt eine Plastikplane über die Köpfe der Gäste. Die meisten von ihnen sind begeisterte Gartenakademie-Besucher und Stammgäste bei Wilm Weppelmann. Die Atmosphäre sei toll, sagt ein Gast, und auch die Tatsache, dass die Akademieabende bei "Wind und Wetter" stattfänden. "Es ist alternativ, aber sehr kommunikativ, man lernt viel, man kriegt viel Neues mit, man lernt neue Leute kennen. Das Wissen wird einem auf ganz interessante Art und Weise mitgeteilt", sagt eine andere Besucherin.

Volles Programm bis 2013

Nach dem Film versammeln sich die Gäste. Ein eingeladener Redner spricht über das Thema "Community Garden" und das Publikum beteiligt sich rege an dem Gespräch. Der quirlige Kulturgärtner Weppelmann wirkt erschöpft. Doch dieser Eindruck täuscht. Müde ist er keinesfalls, im Gegenteil. Er recherchiert weiterhin fleißig für seine Veranstaltungen und hat die Akademie-Abende bis 2013 schon durchgeplant. Und das, obwohl für ihn die Planung und Durchführung der Abende immer einen wirtschaftlichen Drahtseilakt bedeuten. Mit dem heutigen Abend ist er zufrieden und er hofft, dass auch seine Gäste einen bleibenden Eindruck mit nach Hause nehmen.

Autor: Nader Alsarras

Redaktion: Petra Lambeck