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Hilfe für Migranten

9. Dezember 2009

Viele Migranten mit Uni- oder Berufsabschlüssen arbeiten weit unter ihren Fähigkeiten, weil ihre Qualifikationen nicht anerkannt werden. Die Bundesregierung plant jetzt ein Gesetz für ein schnelleres Prüfverfahren.

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Taxifahrer in Düsseldorf (Foto: dpa)
Bild: dpa

Wer in Deutschland in ein Taxi steigt, wundert sich nicht selten darüber, wie gebildet der Mann oder die Frau am Steuer ist. Vielleicht wundert man sich auch, während man von einem tunesischen Lehrer, einem türkischen Archäologen oder einem pakistanischen Ingenieur zu seinem Ziel gebracht wird, dass die deutsche Wirtschaft seit Jahren über einen Fachkräftemangel klagt und die Regierung komplizierte Greencard-Regelungen zusammenstellt. Viele Fachkräfte sind schon da, aber es bleibt ihnen oft nicht viel anderes übrig, als weit unter ihren Qualifikationen zu arbeiten.

Ungenutztes Potential

Annette Schavan (Foto: AP)
Bildungsministerin Annette SchavanBild: AP

Rund drei Millionen Zuwanderer in Deutschland haben einen akademischen oder beruflichen Abschluss. Bei einer halben Million Migranten wird der jedoch nicht anerkannt, schätzen Experten. Dieses Potential an Wissen und Erfahrung ungenutzt zu lassen, will sich die Regierung nicht mehr leisten. "Wir sind wegen der Bevölkerungsentwicklung auf die Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen", sagt Bundesbildungsministerin Annette Schavan und will es den Migranten bald einfacher machen, ihre Zeugnisse und Diplome anerkennen zu lassen.

"Das ist ein wichtiger Schritt für die Integration", stimmt die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Maria Böhmer zu. "Es ist an der Zeit, dass die Ärztin aus der Ukraine hier nicht mehr nur als Pflegekraft arbeiten kann, sondern dass sie hier in ihrem Beruf tätig wird." Das gelte auch für viele Ingenieure und Handwerker.

Transparenz statt Behördenwirrwarr

Das Bundeskabinett hat nun Eckpunkte vorgelegt, wie die Situation verbessert werden soll. "Wir streben eine bundesweit vergleichbare einheitliche Regelung bis zum 1. Januar 2011 an", erklärte Schavan. "Wir werden einen gesetzlichen Anspruch für alle im Ausland erworbenen Qualifikationen und Abschlüsse schaffen." Bislang haben nur Aussiedler und EU-Bürger einen gesetzlichen Anspruch auf die Prüfung ihrer Abschlüsse - und auch das gilt nicht für alle Berufe.

2011 soll auch Schluss sein mit dem für Antragsteller oft frustrierenden Abklappern tatsächlich oder nur vermeintlich zuständiger Stellen. Fachleute sprechen davon, dass es für das Anerkennungsverfahren derzeit etwa 300 verschiedene Anlaufstellen gibt - Behörden, Institute und Handelskammern. "Das war bislang ein sehr intransparentes Verfahren für den Antragsteller", sagt Hubert Schöffmann, stellvertretender Geschäftsführer Berufsbildung bei der Industrie- und Handelskammer München/ Oberbayern. Er freue sich darüber, dass es bald einheitliche Regeln geben soll.

Schavan wünscht sich nun eine zentrale Anlaufstelle, die dem Antragssteller sagt, was er zu tun hat. Auch Einreisewillige sollen sich dort schon vorab darüber informieren können, was ihre Ausbildung in Deutschland wert ist - ob sie als gleichwertig beurteilt wird oder noch zusätzliche Qualifikationen erbracht werden müssen.

Deutsche Abschlüsse sollen ihren Wert behalten

Maria Böhmer (Foto: dpa)
Maria Böhmer - Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und IntegrationBild: dpa

Dabei wird es wohl auch die eine oder andere Enttäuschung geben. "Bei dem hohen Niveau, das die Ausbildung in Deutschland hat, kann es sein, dass ein Ingenieur aus dem Ausland einsehen muss, dass seine Ausbildung eher der eines Technikers entspricht", so Böhmer.

Aber immerhin sieht das geplante Gesetz dann eine Teil-Anerkennung vor, die es dem Zuwanderer ermöglichen würde, als Techniker zu arbeiten. Einen Anspruch auf Hilfen zur Weiterqualifikation, wie das der frühere Regierungspartner SPD fordert, sehen die Eckpunkte der schwarz-gelben Bundesregierung nicht vor.

Wenn ein Abschluss anerkannt ist, wird das aber nicht bedeuten, dass er dem deutschen Abschluss gleichgestellt ist. "Man werde darauf achten, dass das hiesige berufliche Bildungssystem nicht entwertet wird", sagte Schavan. Den Meister- und Gesellenbrief soll es weiterhin nur nach einer Prüfung durch die deutschen Innungen geben.

Autor: Heiner Kiesel
Redaktion: Kay-Alexander Scholz