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Kampf der Rezession

20. Oktober 2008

US-Notenbankchef Bernanke hat ein weiteres staatliches Konjunkturprogramm gefordert. Denn der Ausblick für die US-Wirtschaft ist düster. Die Forderung zeigt die Machtlosigkeit der Notenbank angesichts der Rezession.

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US-Flagge mit Börsen-Kurve
Geht es mit der US-Wirtschaft bergab?Bild: DW-Montage

Es sei "angemessen, dass der Kongress ein Konjunkturpaket in Erwägung zieht", sagte US-Notenbankchef Ben Bernanke am Montag (20.10.2008) in New York. Erstmals sprach sich damit der Notenbankchef für ein Wachstumspaket aus. Bernanke bezeichnete eine lang andauernde Wirtschaftsflaute in Amerika als Gefahr, das Wachstum dürfte für mehrere Quartale schwach bleiben.

Bern Bernanke. Quelle: ap
Notenbankchef Bernanke will die Wirtschaft ankurbelnBild: AP

Ein weiteres Maßnahmenbündel müsse "zügig und zielgenau" sein, um die langfristigen Auswirkungen auf das Haushaltsdefizit zu begrenzen, sagte Bernanke. Er sprach sich damit für ein politisches Ziel der Demokraten aus, die ein Konjunkturprogramm schon länger fordern. Die Bush-Regierung lehnte ein weiteres staatliches Eingreifen bislang ab.

Keine Tabus

Doch für die US-Notenbank ist "Rezession" mittlerweile kein Tabuwort mehr. "Die US-Wirtschaft scheint in der Tat in einer Rezession zu sein", sagte die Chefin der regionalen Notenbank von San Francisco, Janet Yellen.

Denn die Arbeitslosigkeit steigt in den USA weiter an und könnte neusten Prognosen zufolge im nächsten Jahr von derzeit 6,1 Prozent auf 7,5 Prozent noch einmal zunehmen. "Die Arbeitslosigkeit steigt selten so stark an, ohne dass eine Rezession folgt", sagte der Präsident der Chicago Fed, Charles Evans.

Starker Rückgang

Shops in USA. Quelle: ap
Die Amerikaner kaufen weniger einBild: AP

Die Industrieproduktion in den USA verzeichnete im September den stärksten Rückgang seit mehr als 30 Jahren. Auch der private Konsum ging zurück. Dabei hatte die US-Regierung im Sommer mehr als 100 Milliarden Dollar an Steuerschecks versandt, um den privaten Konsum anzukurbeln. Doch der spontane Geldsegen hatte bei den Amerikanern nur vorübergehend die Lust am Einkaufen angekurbelt. Von Juli bis September gingen die Einzelhandelsumsätze in jedem Monat zurück.

US-Notenbankchef Bernanke bezeichnete jetzt die Schwierigkeit, Kredite zu bekommen, als möglichen Grund für die Wirtschaftsflaute. So sei es für Menschen, die sich ein Auto kaufen möchten, zurzeit wesentlich schwieriger, an Kredite zu kommen, als noch vor Monaten, sagte Benrnake.

Leitzins senken?

Analysten vermuten, dass die Notenbank bei ihrer nächsten Zinssitzung in der kommenden Woche den Leitzins erneut senken wird, um den Konsum anzukurbeln. Die Börsen freute das: Nach der Rede Bernankes verzeichneten sie ein Tageshoch. Dennoch sind sich Experten einig: Der Appell Bernankes zeigt die eigentliche Machtlosigkeit der Notenbank angesichts der Rezession. "Der Fed gehen bei der Geldpolitik die Möglichkeiten aus", so Beobachter.

Ist ein Paket nicht genug?

Präsident Bush. Quelle: ap
Präsident Bush hat bereits ein Rettungspaket verkündet - reicht das?Bild: ap

Nach den schweren Turbulenzen auf dem Finanzmarkt in den vergangenen Wochen hatte die US-Regierung bereits ein erstes milliardenschweres Rettungspaket verkündigt. So stieg die Regierung mit 250 Milliarden US-Dollar durch den Erwerb von Vorzugsaktien direkt bei den Banken ein. Washington übernahm Garantien für neue Bankanleihen im Volumen von 1,5 Billionen Dollar – begrenzt auf drei Jahre. Die Regierung garantierte außerdem bis Ende kommenden Jahres Bankeinlagen im Wert von 500 Milliarden Dollar auf Konten, die keinen Zins abwerfen. Im Gegenzug gelten für die Banken Beschränkungen bei Manager-Gehältern.

Dieses Maßnahmepaket war vom US-Notenbankchef ausdrücklich gelobt worden. Es scheine, dass eine schwere Krise von den US-Banken abgewendet worden sei, so Bernanke. Doch offenbar reicht das nicht. (ako)