Die Zukunft hat ein Haus in Berlin
13. September 2017"Ein Knüller", sagt Bundesforschungsministerin Johanna Wanka. "Eine Zäsur. Das Haus steht für das, was Deutschland wissenschaftlich international auszeichnet." Die CDU-Politikerin spricht bei der Schlüsselübergabe des "Futuriums" in Berlin. Ein auffallender Neubau unweit von Bundeskanzleramt und Berliner Hauptbahnhof direkt an der Spree. Das Haus soll den Besuchern Lust machen auf Zukunft, Zukunftsfragen, Zukunftsgestaltung.
"Es war eine Mitte, die keine Mitte mehr war. Was wir hier vorfanden, war keine Stadt, es war keine Landschaft. Es war eigentlich nichts." Architekt Jan Musikowski erinnert sich an seinen ersten Besuch an der Stelle des nun entstandenen Gebäudes im Jahr 2011. Anfang des Jahrzehnts war das Spreeufer östlich vom Hauptbahnhof noch Brache. Seitdem wurde der Bau des Bildungs- und Forschungsministeriums fertiggestellt, dann ein repräsentatives Haus der Unternehmensberatung PricewaterhouseCoopers.
Bauzeit und Kostenplan eingehalten
Und nun das "Futurium". Ein lichtes Gebäude mit fast schwebendem Dach, das irgendwie elegant und jung zugleich wirkt. Für 58 Millionen Euro, die Musikowskis Kollege Christoph Richter als Bausumme nennt, bekommt man schon etwas Sehenswertes. Zwischen Grundsteinlegung und Schlüsselübergabe lagen 27 Monate – was für Berliner Verhältnisse und den schwierigen Untergrund neben der Spree recht zügig ist.
Vor der Schlüsselübergabe meinte der Direktor des Futuriums, Stefan Brandt, das Haus solle "Zukunftsbühne, Zukunftsmuseum, Zukunftslabor und -forum" sein. Keine 20 Minuten später stand Ministerin Wanka am Rednerpult und sagte, das Haus sei "kein Museum, keine Ausstellungshalle, keine Sammlung". Und doch müssen sich beide nicht widersprechen. Wanka sprach von etwas "völlig Neuem".
"Teilchenbeschleuniger"
Der Chef ist überzeugt: "Die längste Reise beginnt mit dem ersten Schritt." Brandt, bis zum Wechsel an das Futurium Geschäftsführer der Hamburger Kunsthalle, sieht das Haus als "Teilchenbeschleuniger für kreative Gedanken" und will es öffnen für Experimentelles und Umstrittenes.
Dazu könne, so Brandt, auch mal eine Experimentalküche gehören, in der Lebensmittel aus Insekten gefertigt werden, oder eine Demonstration künstlicher Intelligenz. Aber das Haus ist eben auch Schaufläche. "Wir möchten agieren als Zukunftsmuseum. Wir werden hier eine große Ausstellung haben, die sich befasst mit unserem künftigen Verhältnis zur Technik, zur Natur und zu uns selbst."
Ein wenig von all dem soll an diesem Samstag zu ahnen sein, wenn das Haus für 18 Stunden offen steht für "Ein Tag Zukunft – Open House im Futurium". Dann dauert es bis Mai 2018. In diesem Monat sollen die "interdisziplinären Programmwochen" starten. Die eigentliche Eröffnung ist wohl erst im Frühjahr 2019 geplant, in knapp 20 Monaten. Warum? Brandt, vor einigen Monaten als Gründungsdirektor ernannt, meint: "Uns geht es um Qualität und nicht um irgendeine deadline".