Benedikt beklagt "Schmutz" in der Kirche
8. September 2016Benedikt XVI. sieht die Entwicklung in der katholischen Kirche in Deutschland äußerst kritisch. Dort gebe es einen "Überhang an ungeistlicher Bürokratie", betont der Vorgänger von Papst Franziskus im Interview-Buch "Letzte Gespräche", aus dem die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) zitiert. Außerdem bescheinige Benedikt der katholischen Kirche in seinem Heimatland eine "Theoretisierung des Glaubens" und einen "Mangel an einer lebendigen Dynamik".
In dem Buch, das am Freitag in mehreren Ländern erscheinen soll, bestätige der 2013 zurückgetretene Papst auch Gerüchte über eine homosexuelle Seilschaft im Vatikan. Eine solche habe es während seines Pontifikats gegeben, und er habe sie zerschlagen lassen. "Ob sich wieder was bildet, weiß ich nicht", fügte der 89-Jährige laut Manuskript hinzu. Benedikt nimmt demnach auch zu den Skandalen um pädophile Priester und korrupte Machenschaften im Vatikan Stellung. Es sei ihm nicht gelungen, die Kirche so vom "Schmutz" zu reinigen, wie er sich das gewünscht habe. Immerhin habe er jedoch Hunderte pädophiler Priester entlassen.
Lob für Franziskus
Über seinen Nachfolger äußerte sich Benedikt rundum positiv. Franziskus setze zwar manch andere Akzente als er, es gebe aber keine Gegensätze, wird das emeritierte Kirchenoberhaupt von der SZ weiter zitiert. Besonders beeindrucke ihn der herzliche Umgang des neuen Papstes mit den Menschen.
In "Christ & Welt", einer Beilage der Wochenzeitung "Die Zeit", widersprach Buch-Autor Peter Seewald zudem Gerüchten, Benedikt sei aufgrund politischen Drucks zurückgetreten. Benedikts zentrale Aussage laute, "ich konnte gehen, weil ich nicht unter Druck stand", sagte Seewald. Er sei damals lediglich physisch und psychisch geschwächt gewesen.
wa/haz (epd, afp)