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Bellingham soll den BVB verstärken

Matt Pearson Jörg Strohschein
20. Juli 2020

Nach Jadon Sancho hat Bundesligist Borussia Dortmund ein weiteres großes Talent aus England verpflichtet: Den 17 Jahre alten Jude Bellingham - er ist jedoch ein anderer Spielertyp.

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Jude Bellingham in einem BVB-T-Shirt im Stadion in Dortmund
Bild: picture-alliance/dpa/BVB/Borussia Dortmund/A. Simoes

Ein Geheimnis war es nicht mehr: Der 17 Jahre alte Mittelfeldspieler Jude Bellingham hat einen langfristigen Vertrag bei Borussia Dortmund unterschrieben. Das gab der Klub am Montag bekannt. Über die genaue Länge des Kontrakts machte der BVB keine Angaben. Dem Vernehmen nach soll Bellingham bis 2023 bleiben mit zwei weiteren Jahren Option. 23 Millionen Euro soll die Verpflichtung gekostet haben. Ein weiterer Beleg dafür, dass die Dortmunder Talente fördern und dann mit gesteigertem Marktwert wieder veräußern wollen. 

"Jude Bellingham hat sich voller Überzeugung für den BVB entschieden und dabei selbstverständlich in erster Linie die sportliche Perspektive, die wir ihm aufgezeigt haben, im Blick gehabt", sagt Sportdirektor Michael Zorc und fügt an: "Er hat ein enormes Potenzial, das wir gemeinsam mit ihm in den kommenden Jahren weiterentwickeln wollen. Schon jetzt verfügt er über erstaunlich viel Qualität im eigenen Ballbesitz genauso wie gegen den Ball, obendrein zeichnet den Spieler auch eine starke Mentalität aus."

Lange Reihe von Teenager-Talenten

Der Spieler von Birmingham City ist der jüngste in einer langen Reihe von Teenager-Talenten, die der BVB mit Blick auf Entwicklung, kurzfristige sportliche Ziele und langfristige finanzielle Gewinne unter Vertrag genommen hat: Ousmane Dembele, Christian Pulisic, Gio Reyna, Jadon Sancho und Erling Haaland sind weitere Beispiele für diese Strategie.  

Diese könnte sich vor allem bei Sancho auszahlen: Manchester United soll besonders interessiert an dem 20 Jahre alten Offensivspieler und auch in Corona-Zeiten offenbar bereit sein, die vom BVB geforderten rund 120 Millionen Euro Ablöse zu zahlen. Acht Millionen Euro hatten die Dortmunder am letzten Tag des Sommer-Transferfensters 2017 an Manchester City für den damals 17-Jährigen Sancho - dessen Qualität bis dahin nur Insider kannten - gezahlt. Zweifellos wäre ein solcher Transfer ein geradezu spektakulärer Erfolg für den Ruhrgebietsklub.

Zwar ist Bellingham im selben Alter wie Sancho damals bei seinem Wechsel nach Deutschland, doch sonst unterscheiden sich ihre persönlichen Geschichten maßgeblich. Sancho wechselte nach Dortmund, obwohl er noch nie für die erste Mannschaft von Manchester City gespielt hatte. Bellingham war dagegen in dieser Saison einer der Schlüsselspieler der zweiten Liga bei Birmingham City, nachdem er im vergangenen August im Alter von nur 16 Jahren und 38 Tagen sein Debüt gab. Damit war er der jüngste Spieler des Klubs aller Zeiten.   

Jude Bellingham während eines Fußballspiels
Der BVB sieht in Bellingham enormes Potential: "Er hat erstaunlich viel Qualität im eigenen Ballbesitz genauso wie gegen den Ball, zudem eine starke Mentalität", so Sportdirektor ZorcBild: imago images/PA Images/B. Coombs

Ein kompletter Mittelfeldspieler

Nachdem er bei seiner zweiten Einwechslung bereits seinen ersten Treffer für Birmingham erzielte, traf er bei seinem Startelf-Debüt ebenfalls sofort. Allerdings sollten die Dortmunder nicht glauben, dass Bellingham ähnliche Tor- und Vorlagen-Quoten wie Jason Sancho erreichen könnte. Bellingham wird in Birmingham am häufigsten als defensiver zentraler Mittelfeldspieler eingesetzt, hat aber auch schon auf beiden Seiten im Mittelfeld gespielt oder auch direkt hinter dem Stürmer - und sogar schon einmal als Stürmer. Diese Vielseitigkeit kommt ihm sicherlich bei seinem Kampf um einen Platz in der ersten BVB-Elf zugute. 

Doch Trainer Pep Clotet, der vor kurzem den Verein verlassen hat und der Bellingham seinen ersten Einsatz verschaffte, glaubt, dass die Zentrale des Mittelfelds die Zukunft des großen Talents ist. "Für mich ist das Judes beste Position, wenn er im Mittelfeld vor den hinteren vier Spielern spielt", sagte Clotet auf der Website von Birmingham City. "Als er sein Debüt hier im St. Andrew's gab, tat er es auf dem Flügel. Aber in meinem Kopf war er immer ein Mittelfeldspieler. Er kann auch nach vorne gehen, er kann verteidigen, er ist sehr komplett, und obwohl er erst 16 Jahre alt ist, kommt er mit der Körperlichkeit im Mittelfeld sehr gut zurecht."

Während die zweite englische Liga vor allem körperlich sehr anspruchsvoll ist, stellt die Bundesliga einen deutlichen Qualitäts- und Intensitätssprung dar. Aber Bellinghams Schnelligkeit und seine schnelle Auffassungsgabe sollten ihm helfen, mit dem von vielen deutschen Mannschaften favorisierten Pressing fertig zu werden. 

Der richtige Platz

Auch andere europäische Top-Teams waren an Bellingham interessiert, unter anderem Manchester United. Doch die jüngsten Erfolge des Klubs bei der Entwicklung von Talenten haben bei dem jungen Spieler den Ausschlag gegeben. 

Und so hoffen sie in Dortmund einerseits, dass Bellingham seine Fähigkeiten weiterentwickeln und ein echter Gewinn für den BVB werden wird. Andererseits, dass sie ihn nicht so schnell wieder verkaufen müssen. Ein Widerspruch, mit dem der Klub in Zukunft leben muss.