Belgiens lebendiges Geisterdorf
Das belgische Dorf Doel will nicht sterben. Bereits vor Jahrzehnten hätte es dem Ausbau des Hafens von Antwerpen weichen sollen. Doch die verbliebenen Bewohner leisten Widerstand.
Trügerische Leere
Die meisten Gassen sind verwaist. Unentwegt hört man das Rattern, Surren und Quietschen der Kräne des Containerhafens von Antwerpen, der fast den ganzen Ort umschließt. Trotzdem leben hier noch fünfzehn Menschen.
Doels älteste Bewohnerin
Emilienne Driesen lebt seit 81 Jahren in Doel. In ihrer Straße ist sie die letzte Anrainerin. Aufgeben kommt für sie trotzdem nicht in Frage. Sie genießt die Aufregung um ihren Heimatort und zählt die Fernsehstationen auf, denen sie bereits Interviews gegeben hat.
Zäher Kampf
Im Ort tanken kann Emilienne Driesen seit Jahrzehnten nicht mehr. Auch der nächste Supermarkt ist sieben Kilomenter entfernt. Als in den 1970er Jahren die ersten Ausbaupläne für den Hafen präsentiert wurden, wohnten noch mehr als 1000 Menschen in Doel.
Mit Streetart gegen die Räumung
Der Großteil der Bewohner zog in den 1990er Jahren gegen Entschädigung weg. Ein hartnäckiger Kern blieb und zog vor Gericht. Graffiti-Künstler sollten das aussterbende Dorf zum Touristenmagnet machen.
Problem Vandalismus
Das vermeintliche Geisterdorf zog jahrelang auch Vandalen an. Emilienne Driesen erzählt von ausufernden Partys und illegalen Autorennen. Um dem ein Ende zu setzen, wurden vergangenen Sommer fast alle Türen und Fenster mit Metallplatten versiegelt.
Kein Haus am Meer
"Später, wenn die vielen schönen Erinnerungen den Platz meiner Trauer eingenommen haben werden, werde ich vielleicht begreifen können, was ich jetzt nur mit Tränen ausdrücken kann", steht an dieser Hauswand geschrieben.
Zurück zur Natur
Doels wilde Natur ist sein Rettungsanker. Im jahrelangen Rechtsstreit argumentierten die Bewohner, die Hafenbetreiber hätten den Naturschutz in ihren Ausbauplänen missachtet. Im Sommer 2016 gab der Europäische Gerichtshof Doels Bewohnern recht.
Doels zweites Leben
Auch der oberste Gerichtshof Belgiens zog nach: Doel darf bleiben. Der Ort ist mittlerweile ein beliebtes Ausflugsziel für Hobbyfotografen, Radfahrer und Schulklassen geworden.
Neue Bewohner
"In der Stadt laufen alle nur eilig von A nach B. Hier in Doel gehen die Leute mit offenen Augen durch den Ort", sagt der Schauspieler Steven Van Nuffelen. Er zog Anfang des Jahres in ein Haus etwas außerhalb von Doel.