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Deutschland - Kanada

Tobias Oelmaier26. Juni 2011

Die Titelverteidigerinnen aus Deutschland haben ihr erstes Spiel der Heim-WM gewonnen. In Berlin besiegten sie Kanada mit 2:1. Zuvor hatte Frankreich Nigeria mit 1:0 besiegt.

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Kerstin Gareferekes (l.) feiert ihr 1:0 gegen Kanada (Bild: AP/Gero Breloer)
Bild: dapd

20 Minuten vor Schluss fingen die Zuschauer an zu singen: "Oh, wie ist das schön, oh, wie ist das schön ...". Zu diesem Zeitpunkt stand es 2:0 für die deutsche Mannschaft, und keiner mochte mehr daran zweifeln, dass der erste Sieg im ersten Spiel in trockenen Tüchern ist. Zu deutlich war die Dominanz über die Kanadierinnen, zu konzentriert ging das DFB-Team zu Werke, als dass noch einer der 73.680 Gäste im Berliner Olympiastadion auch nur einen Pfifferling auf die Nordamerikanerinnen gegeben hätte. Nie zuvor waren außerhalb der USA so viele Zuschauer zu einem Frauen-Spiel gekommen, kein Wunder, dass Mittelfeldspielerin Melanie Behringer die Kulisse als "Wahnsinn" bezeichnete, "Gänsehaut pur" sei das gewesen.

Choreographie bei der Eröffnungsfeier formt die Zahl 2011 auf dem Rasen (Foto: AP/Markus Schreiber)
Die Eröffnungsfeier stimmte die fast 74.000 Zuschauer auf die WM in Deutschland einBild: dapd

Garefrekes vergibt und trifft

Bereits in der 10. Minute waren die Titelverteidigerinnen in Führung gegangen. Kerstin Garefrekes verwandelte eine Flanke von Babett Peter zum 1:0. Das hätte sie eigentlich schon Sekunden vorher erzielen müssen, aber da scheiterte sie noch aus kürzester Distanz an der Torhüterin der Kanadierinnen, an Erin McLeod.

Celia Okoyino Da Mbabi schießt das 2:0 (Foto: AP/Gero Breloer)
Celia Okoyino Da Mbabi schießt das 2:0Bild: dapd

Mit dem Vorsprung im Rücken erspielte sich das deutsche Team mit rasantem Fußball Chance um Chance. Fast alle durften sich mal versuchen, aber es dauerte bis zur 42. Minute, bis Celia Okoyino da Mbabi einen Konter sicher und abgeklärt mit dem 2:0 abschloss. Mit diesem Spielstand ging es auch in die Pause, in der sich Bundeskanzlerin Angela Merkel begeistert zeigte: "Ich finde das ganz toll", sagte die Kanzlerin. Sie sprach von einer "wunderbaren Kulisse" und merkte an, dass sie dem deutschen Team "eine ganze Menge" zutraue.

Christine Sinclair schießt einen Freistoß zum 2:1 (Foto: AP/Gero Breloer)
Christine Sinclair verwandelt einen Freistoß zum 1:2 und lässt Deutschland zitternBild: dapd

Allerdings dürfte auch die Kanzlerin gegen Ende der Partie ins Zittern gekommen sein. Denn nach reihenweise ausgelassenen Möglichkeiten, nach drei Latten- oder Pfostentreffern, kamen plötzlich die Kanadierinnen auf. Ihr Superstar Christine Sinclair verwandelte einen Freistoß aus 23 Metern direkt unter die Latte. Torfrau Nadine Angerer hatte nicht den Hauch einer Abwehrmöglichkeit. Und in der 86. Minute wäre beinahe noch der Ausgleich gefallen. Nach einer trickreich ausgeführten Ecke stand Marie-Eve Nault plötzlich frei am Elfmeterpunkt, war aber zu überrascht, um den Ball volley richtig zu platzieren. Ohne die inzwischen ausgewechselte Kapitänin Birgit Prinz brachte die Mannschaft von Bundestrainerin Silvia Neid den knappen Vorsprung über die Zeit.

Diese Zitterpartie hätten sich die DFB-Damen ersparen können, meinte auch Kerstin Garafrekes: "Schon in der ersten Halbzeit lief es nicht so, wie wir uns das vorgenommen hatten", resümierte sie nach der Partie, aber der Plan, den man in der Pause schmiedete, nämlich über Kombinationsfußball Chancen herauszuspielen, klappte insofern nicht, als dass die Chancen nicht genutz wurden. Unter dem Strich aber stehen die ersten drei Punkte auf dem Weg zur Titelverteidigung.

Auftakt mit Luft nach oben: Frankreich - Nigeria 1:0

Marie-Laure Delie, am Boden, erzielt das erste Tor der WM (Foto: AP/Frank Augstein)
Marie-Laure Delie, am Boden, erzielt das erste Tor der WMBild: dapd

55 Minuten und 42 Sekunden mussten die Zuschauer auf den ersten Treffer dieser WM warten, dann stand Marie-Laure Delie am Fünfmeter-Raum frei, konnte sich den Ball zurechtlegen und überlegt zum 1:0 für Frankreich einschießen. Für die 25.400 Menschen im Stadion in Sinsheim war es eine Erlösung, denn bis dahin war das Spiel zwischen den Französinnen und Nigeria eher ereignisarm dahin geplätschert. Große Torchancen ließen sich an einer Hand abzählen: vier für Frankreich, eine, die weitaus größte allerdings, für die Afrikanerinnen. Die erst 17jährige Desire Oparanozie hätte ihr Team in der 26. Minute in Führung bringen können. Allein war sie von der Mittellinie auf das französische Tor zugelaufen, verfehlte dann aber um gut fünf Meter. Hätte Oparanozie getroffen - der Spielverlauf wäre auf den Kopf gestellt worden. Denn bis dahin waren die Europäerinnen die überlegene Mannschaft, Nigeria schaffte es nur selten aus der eigenen Hälfte.

Machbare Aufgaben für Deutschland

Nigerias Torfrau Precious Dede verhindert einen weiteren Treffer (Foto:Frank Augstein/AP/dapd)
Nigerias Torfrau Precious Dede verhindert einen weiteren TrefferBild: dapd

Nach dem Treffer in der 56. Minute wurde die Partie etwas munterer, wenngleich die großen Torszenen weitgehend ausblieben. Kleine Defizite im taktisch-technischen Bereich machten die Nigerianerinnen mit körperlichem Durchsetzungsvermögen wett, ohne Frankreich allein damit in Gefahr bringen zu können. Die Französinnen ihrerseits ließen die letzte Konsequenz vor dem gegnerischen Tor vermissen. Einzelne Kabinettstückchen im Mittelfeld versandeten, ohne dass sie zu Chancen führten. Dennoch entsprach das 1:0-Endergebnis den Kräfteverhältnissen auf dem Platz. So brachte das Spiel die Erkenntnis: Weder Frankreich noch Nigeria dürften für die deutsche Mannschaft eine große Herausforderung darstellen.

Autor: Tobias Oelmaier
Redaktion: Wolfgang van Kann