"Beauté Congo" - Kongos große Künstler in Pariser Ausstellung
Bunt, schrill, ungewöhnlich: 90 Jahre Kunst aus dem Kongo sind erstmals in einer umfassenden Schau der Pariser Fondation Cartier zu sehen. Leihgaben aus dem Kongo sind in dieser Retrospektive allerdings nicht zu sehen.
Albert Lubaki
1926 entdeckte der belgische Kolonialverwalter Georges Thiery Lubakis Kunst für das europäische Publikum. Eigentlich war er Elfenbeinschnitzer, doch Thiery bewegte ihn zur Malerei. Der Verwalter war fasziniert von der Lebensfreude in den Bildern. Die farbenfrohe Motive hinderten Albert Lubaki allerdings nicht daran, bisweilen auch die harte Hand der belgischen Kolonialherren zu kritisieren.
Antoinette Lubaki
Albert Lubakis Gattin arbeitete mit ihrem Mann gemeinsam. Die Werke der beiden werden heute für Preise im fünfstelligen Bereich gehandelt. In der Ausstellung "Beauté Congo" ist Antoinette Lubaki die einzige Frau. "Leider bin ich keinen weiteren Künstlerinnen begegnet", sagte Kurator und Sammler André Magnin dazu der New York Times.
Djilatendo
Auch Djilatendo wurde vom belgischen Kolonialverwalter Georges Thiery entdeckt - und zwar als der Künstler eine Hauswand mit einem Kriegerbild bemalte. Djilatendo war einer der ersten, dessen Werke in Europa ausgestellt wurden: 1929 in Brüssel.
Pili Pili Mulongoy
1946 gründete der französische Amateurmaler Pierre Romain Desfossés in Lubumbashi das Atelier "Le Hangar" - es war das zweite Mal, dass ein Europäer in den Kongo kam, um dort örtliche Künstler unter seine Fittiche zu nehmen. Die Naturszenen Mulongoys sind heute in Galerien weltweit zu sehen - unter anderem in der Rockefeller-Kollektion des Metropolitan Museum in New York.
Mwenze Kibwanga
Im "Le Hangar" wurde die Natur in den Mittelpunkt gerückt. Mwenze Kibwanga zeigt häufig Jagdszenen - der Mensch ist überall mit dabei. Seine Arbeit brachte ihn bis in die Ausstellungen des Musée royal de l'Afrique centrale in Brüssel und ins Museum of Modern Art in New York. Auch im kongolesischen Nationalmuseum in Kinshasa waren seine Werke zu sehen.
Chéri Samba
Der Kurator von "Beauté Congo", André Magnin, lernte Samba in den Achtzigern in Kinshasa kennen. Der frühere Karikaturist und Werbezeichner war nie an einer der nationalen Kunsthochschulen. Inhaltlich beschäftigt er sich unter anderem mit den Themen Neokolonialismus, Bürgerkrieg oder Kindersoldaten. "Ich kann meine Werke nicht von der Politik trennen", sagte Samba dem Guardian.
Bodys Isek Kingelez
Pappe, Aluminium-Folie und Flaschendeckel - Kingelez recycelt und verarbeitet sie zu futuristischen Städten. Einst riet er seiner Regierung, sie solle aufhören, den Kongo so zu sehen, wie die Welt ihn sehe. Wie viele andere kongolesische Künstler stellt Kingelez damit ein weit verbeitetes Vorurteil in Frage: Afrika als tristen verelendeten Kontinent. Der Künstler starb im März 2015.
Die "wirkliche Weltkarte"
Chéri Samba zeigt die Welt, wie sie seiner Meinung nach sein sollte: Die Nordhalbkugel ist zusammengeschrumpft. "Beauté Congo" ist der Versuch, kongolesische Kunst in den Kanon der Weltkunstgeschichte aufzunehmen. Doch dafür bedarf es wohl mehr als einer Ausstellung in Paris. Zu sehen ist sie noch bis zum 15. November.