BBC verliert UKW-Frequenz in Russland
23. August 2007Der Moskauer Sender "Bolschoe Radio" war der letzte Partner der BBC für die örtliche Ausstrahlung seiner Sendungen über UKW in Russland. Am Freitag, den 17 August, wurde die Ausstrahlung der BBC-Sendungen gestoppt. Der Chefredakteur des Russischen Dienstes der BBC, Konstantin Eggert, sagte im Gespräch mit der Deutschen Welle: "Der neue Eigentümer von "Bolschoe Radio" - die Finanzgruppe "Finam" - teilte uns einen Tag vor dem Stopp der Ausstrahlung mit, dass unsere Programme nicht mehr übernommen werden könnten." Zur Begründung habe "Finam" ein von der russischen Kultur- und Medienaufsicht erhaltenes Mahnschreiben gezeigt, laut dem "Bolschoe Radio" die Ausstrahlung der BBC-Programme beenden müsse, weil sie der Sendelizenz widersprächen, erklärte Eggert.
Ausstrahlung seit 2006 genehmigt
Nach Aussagen von Konstantin Eggert hält BBC die getroffene Entscheidung für "merkwürdig und nicht überzeugend". Der Sender "Bolschoe Radio" habe seine Sendelizenz im Jahr 2006 auf Grundlage eines Konzepts erhalten, das von den russischen Lizenzbehörden genehmigt worden war. In diesem Konzept sei bereits von der geplanten Ausstrahlung des BBC-Programms die Rede gewesen, erklärte Eggert. Darüber hinaus gehe aus den Lizenzunterlagen eindeutig hervor, dass 18 Prozent der Radiosendungen von ausländischen Sendern produziert werden dürften, so Eggert weiter. Die BBC habe deshalb eine Erklärung an die russische Kultur- und Medienaufsicht geschickt.
Spekulationen über Strafaktion des Kreml
Britische und auch russische Medien glauben, dass die UKW-Sendungen der BBC aus politischen Gründen abgeschaltet wurden. Sie betrachten die Entscheidung der russischen Kultur- und Medienaufsicht als Strafe für die britische Regierung. Darüber hinaus vermuten sie, dass der Kreml vor den Präsidenten- und Parlamentswahlen versucht, die russische Informationslandschaft zu kontrollieren. Konstantin Eggert betonte im Gespräch mit der Deutschen Welle: "Diese Entscheidung war für die BBC sehr überraschend und enttäuschend. Wir bedauern den Beschluss der russischen Kultur- und Medienaufsicht und hoffen, dass sie diese Entscheidung zurücknimmt".
Viacheslav Yurin
DW-RADIO/Russisch, 20.8.2007, Fokus Ost-Südost