Bärenstarker Geheimtipp
3. Mai 2008Überraschung: Die eher beschauliche Stadt an der Aare leistet sich mit "Lueg zu dim Bitz" einen EM-Song, der aus der Feder von Rappern stammt. Und darin singt die Band Wurzel 5 über die ganze Welt, die auf die kleine Schweiz schaut. Das hört auch Thomas Lüthi von Bern Tourismus gern. Denn für ihn ist der EM-Gastgeber der Geheimtipp unter den Städten. "Man kennt es nicht so wie Zürich, Genf oder Basel. Es geht hier einfach ein bisschen gemütlicher zu. Man gönnt sich auch mal eine Ruhepause und lässt es sich einfach gut gehen."
Entsprechend gelten die Berner in der Schweiz als ein wenig betulich, beherrscht und schweigsam. Stadtführerin Ardella Bierich bestätigt dieses Bild und relativiert es zugleich. "Das Image der Berner ist tatsächlich, ein bisschen langsam zu sein. Vor allem der Dialekt ist der langsamste von allen Dialekten, die wir hier haben. Die Berner kennen keine Hektik und keinen Stress. Deshalb würde ich sagen: Entschleunigt passt fast besser als langsam."
Badespass und Braunbären - Puppenspiele und Paul Klee
Bern ist seit 1848 Bundeshauptstadt und Sitz des Parlaments - vor allem wegen der zentralen Lage. Eingebettet zwischen Jura und den Alpen leben in der viertgrößten Stadt der Schweiz 128.000 Menschen. Und nicht wenige von ihnen haben im Sommer, so Ardella Bierich, einen beliebten Zeitvertreib. "Man kann in der Badehose stundenlang an unserem Fluss, der Aare, entlang laufen und dann in die Fluten springen. Schwimmen muss man nicht. Man wird automatisch durch die Strömung zurückgebracht. Noch besser geht das mit einem Gummiboot."
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Ein Wahrzeichen der Stadt ist der Bärengraben. In dem Gehege am Rande der Altstadt werden Braun-Bären als Touristenattraktion gehalten. Der Bär ist das Wappentier der Stadt, die seit 1983 zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Marketingchef Thomas Lüthi gibt sich stolz: "Bern als solches ist schon mal eine phantastische Sehenswürdigkeit mit den sechs Kilometer langen Arkaden, mit dem Bundeshaus und dann mit der Aare. Und natürlich mit dem Zytglockenturm."
Die Zytglogge, ein mittelalterlicher Turm mit Uhr und Puppenspiel, ist ein weiteres Wahrzeichen Berns und lockt zu jeder vollen Stunde Touristen an. Die Stadt rühmt sich aber auch ihrer vielen Museen. Thoma Lüthi empfiehlt vor allem das Einstein-Museum. "Es beherbergt die weltweitgrößte Ausstellung zum Thema Einstein. Und dann haben wir noch das Zentrum Paul Klee. Man kann dort 40 Prozent der Werke von Paul Klee, dem berühmten Maler, besichtigen. Und das Gebäude ist auch von der Architektur her phänomenal."
Bern wirkt Wunder - der Slogan der Stadt
Zur Kultur von Bern gehören aber auch das Münster, die vielen Brunnen und die Lauben: Die bedeckten Gehsteige verwandeln die Innenstadt in ein gemütliches Einkaufszentrum. Und manchmal birgt Bern auch Wunder. Wer anderes als Deutschland könnte den Slogan der Stadt bestätigen. 1954 gelang der deutschen Nationalelf das Wunder von Bern.
Sie besiegte im legendären WM-Finale den klaren Favoriten Ungarn mit 3:2. Gespielt wurde im Wankdorf-Stadion, das 2001 abgerissen wurde, trotz Intervention von höchster deutscher Stelle, wie sich Stadionführer Bernhard Frei erinnert. "Der Bundeskanzler Schröder kam nach Bern und wollte unbedingt ein Stück vom Rasen und den Kleiderhaken des damaligen Spielführers Fritz Walter. Die beiden Reliquien sind heute unter Glas im Kanzleramt in Berlin. Und dort steht eben das Wunder von Bern."
Das neue "Stade de Suisse Wankdorf"
Inzwischen ist eine Multifunktions-Arena für 32.000 Zuschauer neu entstanden. Das "Stade de Suisse Wankdorf" ist die Heimat des Erstligisten BSC Young Boys, einem der traditionsreichsten Klubs in der Schweiz. Im Juni finden hier nun drei EM-Vorrundenspiele statt. Dazu werden vor allem Fans aus den Niederlanden, Italien, Frankreich und Rumänien erwartet. Und nicht nur die dürfen sich auf die Gastfreundschaft und den Berner Charme freuen, wie auch Thomas Lüthi betont. "Wir Berner achten darauf, dass es den Gästen gut geht. Wir empfangen die Leute mit offenen Armen und werden sie dann auch wieder mit einem Lächeln verabschieden."