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Aus 30 mach 40: Umbau beim DAX

Brigitte Scholtes Frankfurt am Main
23. August 2021

Der Deutsche Aktienindex wird größer. Seit seinem Start vor 33 Jahren gehörten ihm 30 Mitglieder an. Zum September wird nun die Reform des wichtigsten deutschen Börsenbarometers umgesetzt.

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Coronavirus - Börse in Frankfurt/Main
Bild: picture-alliance/dpa/A. Dedert

Auffälligste Neuerung ist die Zahl der Mitglieder im Deutschen Aktienindex. Statt 30, wie das seit Juli 1988 üblich war, werden künftig 40 Unternehmen dem wichtigsten deutschen Börsenbarometer angehören. "Damit wird er etwas repräsentativer für die Wirtschaft", sagt Chris-Oliver Schickentanz, Aktienstratege der Commerzbank. Das jedoch nur in Maßen: Denn die 'Neuen' sind weitgehend altbekannte Industrieunternehmen wie der Flugzeugbauer Airbus, Siemens Healthineers, die Gesundheitssparte von Siemens, die Porsche-Holding oder der Konsumgüterkonzern Beiersdorf.

Auch der Pharma- und Laborzulieferer Sartorius dürfte in den DAX einziehen. Mit Bechtle steht immerhin ein IT-Systemhaus recht sicher als Aufsteiger fest, ebenso die Aktie der Hannover Rück und von Carl Zeiss Meditec, während sich die Chancen für HelloFresh in den vergangenen Wochen deutlich verringert haben. Der Kochboxenlieferant wetteifert mit dem Sportartikelhersteller Puma und Knorr Bremse - ein Zulieferer für Züge und Nutzfahrzeuge - um die beiden letzten Plätze.

Frankfurter Börse 25 Jahre DAX
Frank Mella hat den Dax vor 33 Jahren entwickelt (Archivbild aus dem Jahr 2013)Bild: picture-alliance/dpa

Börsenwert rückt ins Blickfeld

Denn Kriterium für die DAX-Zugehörigkeit ist künftig vor allem die Marktkapitalisierung, also der Börsenwert des Unternehmens. Der Handelsumsatz zählt nicht mehr. Das war der Grund, warum Airbus, die künftig ein ähnliches Schwergewicht wie Daimler oder die Allianz haben werden, es bisher nicht in den DAX geschafft hat: Die Aktie des deutsch-französischen Flugzeugbauers wird vor allem in Paris gehandelt.

Die Deutsche Börse hat mit der Reform vor allem auf den Wirecard-Skandal reagiert. Der Zahlungsabwickler hatte im vergangenen Juni Insolvenz angemeldet, wurde aber erst im August 2020 von Delivery Hero ersetzt, weil die Regeln das nicht anders zuließen. Der Essenslieferant würde es nach den neuen Kriterien nicht mehr in den DAX schaffen. Denn von nun gilt: Unternehmen müssen vor Aufnahme zwei Jahre lang ununterbrochen profitabel gewesen sein. Das aber ist Delivery Hero bis heute nicht.

Lehren aus dem Wirecard-Skandal

Auch das ist eine Lehre aus dem Wirecard-Skandal, und eine weitere: Jahresabschlüsse und Quartalsberichte müssen fristgerecht eingereicht werden und bestimmte Regeln der guten Unternehmensführung (Corporate Governance) einhalten. "Die Regeln sind stringenter, das kommt dem DAX insgesamt zugute", meint Aktienstratege Schickentanz. "Die Deutsche Börse hat damit das ihre getan, damit ein Fall wie Wirecard so unwahrscheinlich wie möglich wird." Stichtag für die neuen Regeln ist der 1. September, praktisch wirksam werden sie dann am 20.September. Künftig soll die Zusammensetzung des DAX zweimal jährlich überprüft werden - im März und im September.

Wirecard-Firmenzentrale bei München
Gilt als größter Bilanzbetrugsskandal der jüngeren deutschen Wirtschaftsgeschichte: WirecardBild: picture-alliance/dpa/S. Hoppe

Die zehn Unternehmen, die es dann in den DAX schaffen, werden davon profitieren, ist Joachim Schallmayer überzeugt, er ist Leiter Kapitalmärkte und Strategie der Dekabank. Denn deren Aktien würden künftig von den Investoren stärker wahrgenommen. Während der DAX jedoch nicht grundsätzlich seinen Charakter verändern dürfte, sieht Schallmayer deutlichere Auswirkungen beim MDax. Denn der Index der mittelgroßen Werte umfasst künftig nur noch 50 Unternehmen.

Börse in Frankfurt/Main Handelssaal
Blick in den Handelssaal der Deutschen Börse (Archivfoto aus dem Jahr 2015) Bild: Frank Rumpenhorst/dpa/picture-alliance

"Die zehn, die er verliert, stehen aber für fast die Hälfte der Marktkapitalisierung", sagt der Aktienstratege. Andererseits seien nun die Gewichte der verbleibenden Unternehmen besser im Index verteilt, damit dürfte er weniger schwankungsanfällig sein. Wesentliches Kriterium für einen Anleger aber sollte nicht nur die Zugehörigkeit zu einem Index sein, mahnt Anlagestratege Schickentanz von der Commerzbank. Da komme es vor allem auf die Qualität der Unternehmen an. Deshalb sollten Anleger bei der Auswahl ihrer Aktien auch den kleineren SDax und den technologieorientierten TecDax nicht links liegen lassen.