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Aufgesaugt und weg?

(hg)29. November 2002

Die Berliner Firma Eco.Carbon hat ein Material entwickelt, das ausgelaufenes Öl – wie an der spanischen Küste – wie ein Schwamm aufsaugen kann. Allerdings wurde es noch nicht im Großversuch getestet.

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Aufsaugen, bevor es den Strand erreichtBild: AP

Am 19. November brach der Tanker "Prestige" in zwei Teile und sank etwa 250 Kilometer vor der galizischen Küste. Das Öl – etwa 70.000 Tonnen – droht nun, nach und nach auszutreten und aus vier Kilometer Tiefe aufzusteigen. Schon die jetzige Verschmutzung überfordert die Behörden und Freiwilligen in Nordspanien. Um die Ausbreitung des Öls auf dem Wasser zu behindern, werden normalerweise schwimmende Barrieren errichtet. Anschließend saugen Schiffe den Teppich ab. Aber das geht nur bei ruhigem Seegang.

Ölpest an der spanischen Küste
Freiwilliger Helfer bei der ArbeitBild: AP

Britische Teams benutzen außerdem Chemikalien, die von Flugzeugen oder Booten direkt auf das Öl gesprüht werden. Ergebnis: Die zähe, schwarze Masse löst sich in kleine Tröpfchen, die leicher abgebaut werden können. Aber das Leben im Wasser wird durch die eingesetzte Chemie belastet.

Vorteile für die Kohle

Ölverschmutzer Vogel, Spaniens Küste droht eine Ölpest
Ölverklebter VogelBild: AP

Die Berliner Firma Eco.Carbon hat jetzt eine alternative Reinigungsmethode entwickelt: Einen riesigen Schwamm, bestehend aus Kohlegranulat. Das Material saugt das Öl auf und verhindert die Verschmutzung der Umwelt. Die Erfindung muss jetzt unter realen Bedingungen erprobt werden. "Man braucht etwa 100 Matten, um eine Tonne Öl aufzusaugen", erläutert Andreas Jonas von Eco.Carbon. "Und die genaue Anzahl wird nicht von der Größe des Ölteppichs bestimmt, sondern von der Ölmenge. Und die betroffene Fläche muss auch nicht komplett zugedeckt sein."

Das Kohlegranulat ist wasserbeständig und befindet sich innerhalb einer schwimmenden Matte. Die ist leicht und bleibt an der Wasseroberfläche. Vorteil: Das Granulat aus zerstoßener Kohle ist billig und sicher herzustellen. Sobald das Öl aufgesagt ist, bleibt es gebunden und kann nicht mehr austreten. Nachteil: Die Matten sind danach giftiger Sondermüll.

Ölpest in Spanien
Helfer bei der ArbeitBild: AP

Lukratives Geschäft

Im Laborversuch hat sich das neuartige Verfahren schon bewährt, aber noch muss es seine Tauglichkeit in der harten Praxis unter Beweis stellen. Trotzdem hat die Berliner Firma ihre Erfindung bereits an mehrere Bekämpfungsteams und Feuerwehren verkauft. "Nach unserern Tests sind wir sicher, dass die Matten auch bei hohem Wellengang nicht untergehen", meint Jonas. Damit wäre das Verfahren wesentlich effektiver in der Ölbekämpfung als herkömmliche Methoden.

Ölpest
ÖlpestBild: AP

"Die Küstenwachen müssten besonders an gefährdeten Küstenabschnitten Lager aufbauen, damit die Matten im Krisenfall schnell an den Unglücksort gebracht werden können", meint der Wissenschaftler. Um das Geschäft zu sichern, erforscht die Firma außerdem andere Methoden der Ölbekämpfung. Rund um die Welt haben sie an den Stellen, an denen Öl austritt, Bakterien gesammelt, die dieses anscheinend zersetzen können. Die Firma züchtet jetzt solche Organismen, um herauszufinden, welche besonders geeignet sind. Aber auch diese Anstrengungen können Unglücke wie das der "Prestige" nicht verhindern. Wenn das Schiff auf dem Meeresgrund den Rest seiner Ladung verliert, kann nur noch wenig für die spanische Küste getan werden.