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Politik

Auch zweiter Streiktag bremst Frankreich aus

4. April 2018

Die Staatsbahn SNCF, genauer: deren kämpferische Beschäftigte, zwingen die Bürger der Grande Nation weiter zur Immobilität. Die geben sich bislang gelassen. Und auch von Präsident Macron ist - noch - nichts zu hören.

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Kein Reisender auf den Bahnsteigen des Bahnhofs von Nizza (Foto: Reuters/E. Gaillard)
Nizza: Gespenstische Ruhe im Bahnhof von NizzaBild: Reuters/E. Gaillard

Der landesweite Streik gegen Reformen bei der französischen Staatsbahn SNCF hat auch an diesem Mittwoch wieder Millionen Pendler getroffen. Zwar beteiligten sich laut SNCF etwas weniger Beschäftigte am Ausstand als am Vortag. Auf den Verkehr hatte dies jedoch kaum Auswirkungen. Besonders der Schienenverkehr im Großraum Paris mit seinen über zwölf Millionen Menschen war erneut weitgehend lahmgelegt, da nur jeder fünfte Nahverkehrszug fuhr. In der Region leben fast ein Fünftel aller Einwohner Frankreichs. Von den TGV-Fernzügen war nur einer von sieben unterwegs, etwas mehr als am Dienstag. Rund ein Drittel der Züge zwischen Frankreich und Deutschland fuhren. Auch Nachbarländer wie Spanien, Italien und die Schweiz waren zu großen Teilen abgehängt.

Fast 50 Milliarden Euro Schulden bei SNCF 

Anlass der Proteste sind Pläne der Regierung, den Verkehr - wie von der Europäischen Union gefordert - bis 2020 für ausländische Anbieter zu öffnen. Zudem will Paris die mit fast 50 Milliarden Euro verschuldete SNCF sanieren. Dafür sollen auch traditionelle Privilegien bei Frührente und Arbeitszeiten der Beschäftigen abgebaut werden. Die Gewerkschaften fürchten, die Öffnung des Marktes und die Sanierung werde letztlich auf eine Privatisierung der SNCF hinauslaufen. Der Streik gilt daher als erste große Machtprobe zwischen Gewerkschaften und Präsident Emmanuel Macron.

Beschäftigte aus den Reihen der Gewerkschaft CGT vor dem Saint-Charles-Bahnhof in Marseille (Foto:: Getty Images/AFP/B. Langlois)
Marseille: Beschäftigte aus den Reihen der Gewerkschaft CGT vor dem Saint-Charles-Bahnhof Bild: Getty Images/AFP/B. Langlois

Bislang gibt sich die Pariser Regierung hart. Zwar will man die Liberalisierung des Bahnverkehrs so lange aufschieben, wie es die EU erlaubt. Auch sollen Änderungen für die Beschäftigten vor allem neu Eingestellte betreffen. An den Reformen soll aber grundsätzlich festgehalten werden. Damit zeichnet sich ab, dass der Streik auch in den kommenden Wochen fortgesetzt wird. Die Arbeitsniederlegungen sollen laut Gewerkschaften über drei Monate laufen, wobei an jeweils zwei Tagen innerhalb von fünf Tagen gestreikt werden soll. Insgesamt sind 36 Streiktage geplant.

Rückkehr zum normalen Fahrplan am Donnerstag?

Für Donnerstag erwartet die französische Bahn eine schrittweise Rückkehr zum normalen Fahrplan. Die TGV-Hochgeschwindigkeitszüge sollen quasi normal fahren. Dies soll nach dem Willen der SNCF auch für die Fernzüge nach Deutschland gelten. Im Regionalverkehr soll durchschnittlich "nur" noch jeder vierte Zug ausfallen.

sti/kle (dpa, rtr)