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Gesellschaft

Vergewaltigtes Mädchen darf nicht abtreiben

1. März 2019

In Argentinien sorgt der Fall einer durch Vergewaltigung schwanger gewordenen Elfjährigen für Schlagzeilen. Jetzt hat Amnesty International schwere Vorwürfe gegen die Behörden erhoben.

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Argentinien Flagge
Bild: Getty Images

Was ist wichtiger – das ungeborene Leben oder das Leben der Mutter, die allerdings selber noch ein Kind ist? Im Fall einer vergewaltigten Elfjährigen hat die Menschenrechtsorganisation Amnesty International die argentinischen Gesundheitsbehörden scharf angegriffen. Bei dem Mädchen war in der 23. Schwangerschaftswoche ein Kaiserschnitt vorgenommen worden. Amnesty warf der Behörde vor, die Rechte des Mädchens mit einer unberechtigten Verzögerung des Eingriffs schwer verletzt zu haben.

Manche Provinzen halten sich nicht an die Regeln

Der Fall war von den Behörden in der nordargentinischen Provinz Tucumán bereits fünf Wochen zuvor erfasst worden war. In Argentinien werden Beendigungen von Schwangerschaften nur in besonderen Fällen gestattet, etwa nach Vergewaltigungen. In besonders konservativen Provinzen ist es aber wiederholt vorgekommen, dass die eigentlich vorgesehen Abläufe nach Vergewaltigungen von Minderjährigen nicht befolgt wurden.

Eine Staatsanwältin habe die Klinik der Elfjährigen angewiesen, die Schwangerschaft nicht zu unterbrechen, sagte die Gesundheitsministerin Rossana Chahla der Zeitung "La Gaceta de Tucumán". Es hätten deshalb Ärzte herbeigeholt werden müssen, um die Operation durchzuführen. Das nur 600 Gramm schwere Baby habe nur geringe Überlebenschancen. Das elfjährige Mädchen befinde sich in zufriedenstellendem Gesundheitszustand.

Der Körper des Mädchens war noch nicht reif für eine Schwangerschaft

"Wenn wir sie nicht operiert hätten, wäre sie gestorben", erklärte eine behandelnde Ärztin. Der Körper der Elfjährigen sei noch nicht reif für eine Schwangerschaft gewesen. Sie sei mit hohem Blutdruck in den Operationssaal gebracht worden. Für zusätzliche Aufregung sorgten Erklärungen des Erzbischofs von Tucumán, Carlos Sánchez, der zum Schutz der Elfjährigen und des Neugeborenen aufrief, und dabei den bis dahin geheim gehaltenen Namen der Vergewaltigten bekanntgab.

Das Mädchen soll von dem 66-jährigen Partner seiner Großmutter wiederholt vergewaltigt worden sein. In Argentinien wurde 2018 ein Gesetz für liberales Abtreibungsrecht im Parlament knapp abgewiesen. Der damalige Gesundheitsminister Adolfo Rubinstein schätzte, in Argentinien würden jährlich rund 350.000 illegale Abtreibungen durchgeführt.

pg/ie (dpa, rtre, La Gaceta)