Mehr Jobs trotz Winter
1. März 2011Selbst der Winter kann dem Arbeitsmarkt in Deutschland derzeit nichts anhaben: Die Zahl der Erwerbslosen ist im Februar leicht gesunken - auf 3,317 Millionen. Das waren 33.000 weniger als im Vormonat und 326.000 weniger als vor einem Jahr, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) in Nürnberg am Dienstag (01.03.2011) mitteilte. Die Arbeitslosenquote rutschte damit um 0,1 Punkte auf 7,9 Prozent. Vor einem Jahr hatte sie noch bei 8,7 Prozent gelegen. Ein Rückgang im Februar war in den vergangenen zehn Jahren die Ausnahme. In diesem Jahr aber blieben vielerorts Schnee und Eis aus. Saisonbereinigt verzeichneten die Statistiker im Vormonatsvergleich mit einem Minus von 52.000 Erwerbslosen den höchsten Rückgang seit April vorigen Jahres. Volkswirte hatten eine Abnahme um nur 15.000 erwartet.
Analysten nahmen die neuen Zahlen enthusiastisch auf: "Das sind herrliche Zahlen", sagte Andreas Scheuerle von der Dekabank. "Es sind Zahlen, die wir im Moment dringender denn je brauchen, denn wir bekommen ein Störfeuer durch die Inflationsdaten. Umso wichtiger ist es, dass sich der Arbeitsmarkt weiter gut entwickelt, dass Beschäftigung aufgebaut wird und zusätzliche Einkommen erwirtschaftet werden."
Arabische Revolutionen kein Risiko
Entscheidend für die momentan gute Entwicklung sei der Konjunkturaufschwung, der zu einem deutlichen Stellenzuwachs geführt habe, teilte die BA mit. Derzeit sind der Behörde 417.000 offene Stellen gemeldet, 120.000 mehr als vor einem Jahr. Hinzu komme, dass das Angebot an Arbeitskräften seit Jahren abnehme.
Und der Arbeitsmarkt soll sich auch in naher Zukunft noch mehr entspannen: Der Vorstandschef der Bundesagentur für Arbeit, Frank-Jürgen Weise, erwartet, dass die Zahl der Erwerbslosen bald wieder unter drei Millionen sinkt. "Noch vor Beginn des Sommers werden wir wahrscheinlich weniger als drei Millionen Arbeitslose haben", sagte er am Dienstag. Spätestens im Oktober oder November werde die psychologisch wichtige Grenze sicher unterschritten.
Der Arbeitsmarkt erlebe derzeit einen starken Konjunkturschub, der auch durch die Aufstände im arabischen Raum und die dadurch steigenden Ölpreise kaum gebremst werden könnte. "Wir sehen das im Moment nicht als Gefahr für den Arbeitsmarkt", so Weise.
Produkte aus Deutschland bleiben attraktiv
Dass der Aufschwung anhalten könnte, dafür spricht auch die hohe Nachfrage nach Produkten "Made in Germany". Diese schiebt das Wachstum der Industrie so stark an wie seit mindestens 15 Jahren nicht. Auftragseingang und Produktion schnellten im Februar in die Höhe, wie der britische Datendienstleister Markit am Dienstag zu seiner Umfrage unter hunderten Betrieben mitteilte. Die steigenden Preise für Rohstoffe machten den Firmen zwar zu schaffen, schrieben die Experten. Doch zunehmend gelinge es, die Kosten an die Kunden weiterzureichen.
Der Markit-Einkaufsmanagerindex, ein Frühindikator für die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland, stieg nach endgültigen Berechnungen auf 62,7 Punkte von 60,5 Zählern im Januar und erreichte damit den höchsten Stand seit Beginn der Umfrage im April 1996. Die Daten deuteten darauf hin, dass die Industrie ihre Produktion kräftig gesteigert habe, schrieben die Markit-Forscher. "Die Investitionsgüter-Produzenten sind der Treiber des Wachstums in der Industrie", sagte Markit-Volkswirt Tim Moore. Angesichts der anhaltend starken Nachfrage stellten die Firmen neue Mitarbeiter in Rekordtempo ein. Damit stockten die Industriebetriebe ihre Belegschaften nunmehr seit elf Monaten auf.
Autor: Jutta Wasserrab (ap, dpa, rtrd)
Redaktion: Klaus Ulrich