BA-Forschungsinstitut sieht Arbeitslosigkeit 2011 auf Rekordtief
16. September 2010Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) prognostiziert, dass die Zahl der Arbeitslosen in Deutschland 2011 auf durchschnittlich etwa 2,96 Millionen sinken wird. Bereits zur Mitte dieses Jahres hätten Beschäftigung und Arbeitslosigkeit das Niveau vor der Wirtschfts- und Finanzkrise erreicht.
Rekord bei Erwerbstätigen erwartet
Die gute Entwicklung schrieb das IAB der schwungvollen Konjunktur, aber auch den Arbeitsmarktreformen zu. Zudem sinkt das Arbeitskräfteangebot aus demografischen Gründen. Der Arbeitsmarkt finde wieder Anschluss an den 2008 jäh beendeten Aufschwung. Die Beschäftigung könne 2011 mit 40,63 Millionen Erwerbstätigen den höchsten Stand seit der Wiedervereinigung erreichen. Das IAB geht dabei von einem Wirtschaftswachstum in diesem Jahr von rund drei Prozent und 2011 von 1,75 Prozent aus. Ähnlich kalkulieren auch andere Forschungsinstitute.
IAB optimistisch für Arbeitsmarktentwicklung
Der Ausblick fiel damit deutlich besser aus als noch im Frühjahr. "Wir gehen davon aus, dass mehrere Effekte eine Rolle spielen bei der guten Entwicklung am Arbeitsmarkt", sagte IAB-Expertin Sabine Klinger. Dazu gehöre die konjunkturelle Erholung: "Wir sind mittlerweile in einer Situation, dass die Wirtschaft wieder wächst - teilweise auch recht kräftig." In den Dienstleistungsbereichen sei durchgängig Beschäftigung geschaffen worden, sagte Klinger. "Das gilt auch jetzt noch während des Aufschwungs, und die Industriebereiche selber stellen ebenfalls wieder ein." Allen voran sei dort die Zeitarbeit zu nennen, die zwar als Dienstleistung gezählt werde, jedoch häufig im verarbeitenden Gewerbe zum Tragen komme.
Brüderle: Vom Krisenmodus auf den Wachstumsmodus umschalten
"Das deutsche Jobwunder löst Hunderttausende persönliche Konjunkturprogramme aus", sagte Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) in der Haushaltsdebatte im Bundestag. Das stärke die Nachfrage im Inland. "Der Aufschwung hat Flügel bekommen." Die Wirtschaft werde 2010 um deutlich mehr als 2,5 Prozent wachsen. Brüderle betonte, in Bayern und Baden-Württemberg gebe es quasi Vollbeschäftigung. Jetzt müsse der Bund vom Krisenmodus auf den Wachstumsmodus umschalten und die Staatshilfen auslaufen lassen.
Konjunkturprogramme der Regierung verhinderten schlimmeres
Der wirtschaftliche Einbruch habe sich weniger stark auf den Arbeitsmarkt ausgewirkt als befürchtet, schreiben die IAB-Forscher. Im verarbeitenden Gewerbe seien nicht so viele Stellen abgebaut worden wie es dem Produktionseinbruch entsprochen hätte. Zum anderen wurden die Entlassungen teils durch einen Stellenzuwachs im Dienstleistungsbereich kompensiert. Flexible Arbeitszeitmodelle und die Kurzarbeit wurden intensiv genutzt. Zudem hätten eine moderate Lohnentwicklung und die Hartz-Reformen positiv gewirkt.
Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) erwartet, dass der Monatswert der Arbeitslosenzahl noch in diesem Jahr erstmals seit zwei Jahren wieder unter drei Millionen bleibt. Im August gab es noch 3,188 Millionen Arbeitslos.
Autorin: Shenjun Liu (afp, dpa, dapd)
Redaktion: Martin Schrader