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Kerber: Aus nach Quarantäne

Tobias Oelmaier
8. Februar 2021

Deutschlands beste Tennisspielerin Angelique Kerber scheidet bei den Australian Open in Melbourne in der ersten Runde aus - und erklärt das mit der Quarantäne nach ihrer Ankunft. Aber ist das der einzige Grund?

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Tennis Australian Open Angelique Kerber
Bild: Dean Lewins/AAP/dpa/picture alliance

"Ich bin keine, die Ausreden sucht", lamentierte Angelique Kerber nach ihrem Erstrunden-Aus bei den Australian Open gegen die US-Amerikanerin Bernarda Pera, "aber natürlich hat es einen Einfluss, wenn du zwei Wochen lang keine Bälle schlagen kannst." Mitte Januar war die ehemalige Weltranglistenerste in Melbourne angekommen, musste aber die ersten beiden Wochen in strenger Quarantäne im Hotelzimmer verbringen.

Ihr Pech: Ein anderer Passagier auf ihrem Flug war positiv auf das Coronavirus getestet worden. So durfte sie nicht einmal, wie viele ihrer Konkurrentinnen, wenigstens für fünf Stunden Training täglich ihre Isolation verlassen.

Dass "die Chancengleichheit gleich Null" sein würde, dass "die Vorbereitung dahin ist" ob dieser Umstände, hatte Ex-Profi und Daviscup-Gewinner Marc-Kevin Goellner schon im Vorfeld gegenüber der DW gemutmaßt. Nun ist also der worst case eingetreten für Deutschlands beste Tennisspielerin. Sie selbst war auch mit äußerst niedrigen Erwartungen angetreten, trotz "der besten Vorbereitung der vergangenen Jahre", die aber dann zunichte gemacht wurde durch die Quarantäne. "Es wird spannend, das ist alles bei mir momentan eine Wundertüte", sagte sie noch vor gut zwei Wochen.

Viele Rückschläge

Die Wundertüte gegen die solide spielende Pera war leer - das 0:6 und 4:6 ist ein Debakel für Kerber, die das Grand-Slam-Turnier 2016 sogar gewonnen hatte. "Wenn ich das alles vorher gewusst hätte, hätte ich es mir zwei Mal überlegt", schimpfte sie nach der Niederlage. Wobei eine Kerber in guter Verfassung sicher auch mit den widrigen Voraussetzungen zurecht gekommen wäre. So aber schien ihr die Ausrede, die sie ja gar nicht sucht, ganz recht zu sein.

Denn gegenüber ihrem Erstrunden-Aus bei den French Open in Paris im September gegen die ebenfalls international eher unauffällige Kaja Juvan aus Slowenien war kein Fortschritt zu erkennen. Kurz zuvor war sie bei den US Open im Achtelfinale an der Lokalmatadorin Jennifer Brady gescheitert. Tatsächlich läuft Angelique Kerber, die ihren 33. Geburtstag in ihrem Hotel allein in Quarantäne verbringen musste, seit dem Sommer 2018 ihrer Form hinterher, liegt in der Weltrangliste nur noch auf Platz 20.

Tennis Australian Open Angelique Kerber
"Der Rhythmus hat gefehlt" - Angelique Kerber bei ihrem Erstrunden-Aus in MelbourneBild: Dean Lewins/AAP/dpa/picture alliance

Was ist noch drin in der Karriere?

"Nach der Quarantäne hat der Rhythmus gefehlt", gab sie nach dem Pera-Match bei der Pressekonferenz zu. Der erste Satz war bereits nach 18 Minuten weg. "Man hat auch gesehen, die Bälle waren immer zwei, drei Zentimeter im Aus statt drin bei mir. Das macht es am Ende auch nicht leichter." Dabei hätte sie gegen die Nummer 63 der Tenniswelt, wäre sie psychisch gefestigt und in Normalform, gar nicht in diesen Grenzbereich gehen müssen. Es hätte möglicherweise gereicht, die Bälle sauber zurückzuspielen und auf Fehler ihrer Gegnerin zu warten.

Aber vor allem mental scheint Kerber angeschlagen, auf Rückschläge kann sie nicht souverän reagieren. So bleibt es abzuwarten, ob es wirklich "nur" an den unglücklichen Umständen gelegen hat, oder ob die Zeit der Weltklassespielern Angelique Kerber inzwischen abgelaufen ist. Die nächste Chance, ihr Können bei einem Grand-Slam-Turnier zu zeigen, hätte sie ab Ende Juni in Wimbledon - wenn die Corona-Pandemie eine Austragung des renommiertesten Tennis-Events der Welt zulässt. Sie selbst lässt ihre Zukunft offen: "Wie meine weiteren Pläne sind, weiß ich tatsächlich noch überhaupt nicht", sagte sie: "Das werde ich in den nächsten Tagen entscheiden."