1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Andasol - Die Zukunft unter der Sonne Andalusiens

Cornelia Derichsweiler25. Juni 2008

In Südspanien entsteht das größte Solarkraftwerk der Welt. Hier soll bald umweltfreundliche Energie für 600.000 Menschen produziert werden. Das Besondere: das Kraftwerk produziert auch Strom wenn die Sonne nicht scheint.

https://p.dw.com/p/EQaL
Sonnenkollektoren stehen hinter- und nebeneinander
Tausende Sonnenkollektoren stehen in Reih und GliedBild: DW / Leidel

Eine Kolonne von Baufahrzeugen rollt über das staubige Gelände von Andasol 1. Ein riesiges Areal, so groß wie 70 Fußballfelder. Gewölbte Sonnen-Spiegel, soweit das Auge reicht: millimetergenau installiert, in langen geraden Reihen. Im Hintergrund erheben sich die schneebedeckten Gipfel der Sierra Nevada. Initiiert und entwickelt wurde das größte Sonnenkraftwerk von der süddeutschen Firma Solar Millennium, gebaut wird sie von einem spanischen Partner. "Der Standort ist ganz einfach ideal", schwärmt Oliver Vorbrugg. Er ist der technische Leiter bei der spanischen Tochter von Solar Millennium: "Je weiter wir im Süden sind, desto mehr scheint die Sonne", sagt er, "ein weiterer Vorteil ist, dass wir auf 1100 Metern Höhe sind, das heißt, je höher wir liegen, desto weniger Wolkenbildung und Feuchtigkeit, also mehr Strahlung."

Landschaft in Andalusien, Feld mit roten Blumen, im Hintergrund eine Farm mit Bäumen
Weite Landschaften prägen in Andalusien das BildBild: picture-alliance / Bildagentur Huber

Ein weiterer positiver Aspekt sei das unbegrenzte, flache Land in Andalusien, und das sei auch notwendig für Parabolrinnenkraftwerke. Und natürlich sei auch die Nähe zu einer Hochspannungsleitung wichtig, so Vorbrugg weiter: "Unmittelbar hier vorbei führt eine 400 Kilowatt-Leitung." Im Kleintransporter geht es über das Gelände. Vorbei an den Baustellen von Andasol-2 und 3. Dort werden in einer Montagehalle gerade die mehrere Meter hohen Sonnen-Kollektoren zusammengebaut. Später müssen die schweren Kollektoren mit dem Traktor zum Standort gebracht werden. Wichtig ist, dass sie millimetergenau installiert und ausgerichtet werden.

Mehr Energie als die Turbine verarbeiten kann

Schließlich dürfe kein Sonnenstrahl verloren gehen, erklärt Oliver Vorbrugg: "Ein solarthermisches Kraftwerk funktioniert so, dass die Solarstrahlung fokussiert wird, absorbiert wird auf einem Absorber-Rohr." In dem Absorber-Rohr befindet sich Öl, das wird auf 400 Grad erhitzt wird. Das erhitzte Öl wird dann durch einen Wärmetauscher geschickt, der Dampf erzeugt. "Der Dampf wird in der Turbine entspannt, wie das in einem herkömmlichen Kraftwerk auch funktioniert", erklärt Oliver Vorbrugg. "Und dort entsteht dann der Strom."

Hohlspiegel im Solarkraftwerk Andasol
Im dünnen Rohr in der Mitte des Hohlspiegels wird Öl erhitzt.Bild: DW / Leidel

Das Besondere aber an der Solarthermik ist, dass die Wärme auch gespeichert werden kann. Marcello Formica, der Chef des spanischen Büros von Solar Millennium, lässt den Wagen vor zwei riesigen Wärmetanks halten. Sie können auch in der Nacht erneuerbare Energie erzeugen, oder wenn es sein muss, eben am Tag, wenn es bewölkt ist, erklärt er: "Die Besonderheit ist, dass wir am Tage ein überdimensionales Solarfeld haben." Es werde mehr Energie produziert als die Turbine überhaupt verarbeiten könne. "Diese Energie spalten wir ab, und speichern sie in einem flüssigen Salz, das Wärme speichern kann. Auf Abruf sind wir in der Lage, punktuell bis zu 7,5 Stunden additive Energie zu erzeugen."

Hohe Subventionen, teure Investitionen

Schon mit Andasol 1 kann soviel Strom erzeugt werden wie mit allen Photovoltaik-Anlagen in Spanien zusammen: ungefähr 180 Gigawattstunden pro Jahr, genug für 200.000 Menschen. Ein weiterer Vorteil: Man kann die Technologie mit herkömmlicher Kraftwerk-Technik kombinieren und in ein bestehendes Kraftwerk integrieren. Was den spanischen Markt besonders interessant macht, ist die Subventionspolitik: Spaniens Regierung gewährleistet eine Einspeisevergütung von 27 Cent pro Kilowatt-Stunde, und das 25 Jahre lang. Allerdings ist die Investition, die zunächst getätigt werden muss, sehr teuer.

Spaniens Ministerpräsident Jose Luis Zapatero bei Pressekonferenz
Die Regierung Ministerpräsident Zapatero subventioniert großzügigBild: AP

"Die Investitionssumme für ein Solarkraftwerk von 50 Megawatt im spanischen Markt bewegt sich bei ungefähr 300 bis 315 Millionen Euro", rechnet Marcello Formica vor. Wann sich das amortisiere, hänge im wesentlichen von der Sonneneinstrahlung ab und vom Einspeisetarif. In Südspanien seien das 15 bis 17 Jahre. Solar Millennium suchte und fand bald den Partner, der bereit und imstande war, ein solches Großprojekt mit zu stemmen: ACS, das größte spanische Bauunternehmen, ist für die Errichtung der Anlage zuständig und hat inzwischen 75 Prozent der Anteile übernommen. Für ACS-General Manager José Alfonso Nebrera bedeutet dies einen Einstieg in die Welt der Zukunftsenergie.

Der Markt von Morgen liegt in der Wüste

"Wir haben vorher bereits Windparks betrieben" sagt er begeistert. "Jetzt steigen wir in die Solarthermik ein und hoffen, dass das nur die erste von vielen Zentralen dieser Art sein wird. Natürlich war seine Firma am Anfang froh, vom technischen Know-How des deutschen Parnters zu profitieren. In Zukunft aber will ACS in der Solarthermik auch auf eigenen Beinen stehen. Allein in Spanien sind derzeit acht Projekte geplant, darunter auch eigene. Den Markt von Morgen aber liege in Nordafrika. "Es gibt Berechnungen, unter anderem vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt, die besagen, dass mit einer kleinen Wüstenfläche Nordafrikas der Strombedarf ganz Europas gedeckt werden könnte", erklärt Nebrera. Langfristig werde es dann wahrscheinlich irgendwann soweit kommen, dass die Solarenergie einen wesentlichen Teil der europäischen Stromversorgung übernehme.