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Aminata Touré, erste afrodeutsche Ministerin

Cristina Krippahl
7. Juli 2022

Mit 29 Jahren Ministerin - das allein ist in Deutschland schon besonderes. Aminata Touré ist gleichzeitig auch die erste Afrodeutsche in diesem Amt. Seit Ende Juni ist sie Sozialministerin in Schleswig-Holstein.

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Deutschland, Kiel | Aminata Touré nach der Vereidigung als Ministerin
Aminata Touré nach ihrer VereidigungBild: Marcus Brandt/dpa/picture alliance

An Arbeit wird es Aminata Touré in den nächsten Jahren kaum mangeln. Seit Ende Juni ist sie Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung in Schleswig-Holstein - und damit die erste afrodeutsche Landesministerin in Deutschland.

"Natürlich ist das eine besondere Rolle. Ich bekomme jetzt schon zahlreiche Nachrichten von Menschen, die mir schreiben, dass ihnen das ganz viel bedeutet", sagte die Grünen-Politikerin dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) und den Kieler Nachrichten kurz vor ihrer Amtsübernahme.

Hohe Ziele

In ihrer Amtszeit will sich die 29-Jährige für mehr Gleichberechtigung einsetzen und den Rechtsradikalismus bekämpfen. Beide Themen sind ihr wichtig, seit sie 2017 erstmals in den Landtag gewählt wurde.

Ihr Ministeramt ist der bisherige Höhepunkt einer bemerkenswerten Karriere. 2019 wurde Touré zur Vizepräsidentin des Landtags gewählt - auch das als erste Afrodeutsche und bisher jüngster Mensch in Deutschland.

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Seit 2012 ist Aminata Touré Mitglied der GrünenBild: Marcus Brandt/dpa/picture alliance

Touré wurde 1992 in Neumünster geboren. Hier hatten sich ihre Eltern nach der Flucht aus Mali niedergelassen. Die ersten fünf Jahre ihres Lebens verbrachte die heutige Ministerin in einer Gemeinschaftsunterkunft. Erst mit 12 Jahren wurde sie deutsche Staatsbürgerin.

Wurzeln in Afrika, Heimat in Deutschland

Touré bezeichnet sich selbst als afrodeutsch - ihre Wurzeln liegen in Afrika, aber Deutschland ist ihre Heimat. "Ich hatte immer beide Welten in mir, aber ich wollte an einem gewissen Punkt nicht mehr zwischen Ländern wählen müssen. Daher benutze ich einen Begriff, den eine feministische Bewegung schwarzer Frauen in Deutschland geprägt hat: Afrodeutsch."

Die Angst ihrer Familie vor der Abschiebung war ein wichtiger Grund für sie, sich politisch zu engagieren. 2012 trat sie den Grünen bei. Im gleichen Jahr begann sie, Politikwissenschaften und Französisch zu studieren.

Seit vielen Jahren tritt Touré für eine bessere und schnelle Integration von Flüchtlingen ein. Das hat ihr nicht nur viel Zuspruch eingebracht, sondern viele Anfeindungen und anonyme Drohungen.

Symbolbild Antirassismus Demonstration in Deutschland
Touré will, dass Deutschlands Politik diverser wirdBild: Marius Becker/dpa/picture-alliance

Doch die Senkrechtstarterin der deutschen Politik will sich davon nicht beeindrucken lassen. Ihr Wille zum Erfolg ist ein Ergebnis der Erziehung ihrer Eltern, die ihr immer sagten, dass sie als Angehörige einer Minderheit 200 Prozent geben müsse, wo andere 100 gaben.

"Aber am Ende des Tages wünsche ich mir eine Gesellschaft, in der die Notwendigkeit nicht besteht, dass man immer doppelt so viel geben muss, nur weil man in irgendeiner Form anders ist", sagte sie dem RND.

Ihre Erfahrungen haben sie auch in der Überzeugung bestärkt, dass die deutsche Politik diverser werden muss. "In der Politik ist die Mehrheit männlich, die Mehrheit ist weiß, die Mehrheit hat studiert, die Menschen sind alt. Aber unsere Gesellschaft ist viel diverser und was wir als Menschen erlebt haben, hat einen Einfluss auf die Entscheidungen, die wir treffen", sagte sie der DW.

Daher hofft Touré auch ein Vorbild für andere Menschen sein, die ethnischen Minderheiten angehören.

"Für viele Menschen wird es sehr viel einfacher sein, in die Politik zu gehen, wenn vor ihnen schon mal jemand da war. Ich möchte nicht, dass eine schwarze Frau in der Politik eine Seltenheit ist. Ich möchte, dass es normal wird."

Aminata Touré im Porträt

Mitarbeit: Hugo Flotat-Talon

Übersetzung aus dem Englischen: Daniel Pelz