1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Agrar-Gipfel in Rom

3. Juni 2008

Die Nahrungsmittelpreise werden 2008 um 40 Prozent steigen. Ein UN-Krisengipfel in Rom soll schnelle Lösungen finden. Eine "weltweite koordinierte Politik" sei notwendig, sagte Italiens Präsident zur Eröffnung.

https://p.dw.com/p/EBkA
Proteste in Ägypten (Archiv, Quelle: AP)
Weltweit sind die Nahrungsmittelpreise in den letzten Monaten massiv angestiegenBild: Getty Images/AFP/K. Desouki

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hat am Dienstag (3.6.2008) in Rom ein dreitägiges Gipfeltreffen zu den Auswirkungen der globalen Nahrungsmittelkrise eröffnet. Die weltweite Nahrungsmittelproduktion müsse bis 2030 um 50 Prozent erhöht werden, um die wachsende Nachfrage zu decken, sagte Ban zum Auftakt der Konferenz. An den Beratungen der Welternährungsorganisation (FAO) nehmen etwa 40 Staats- und Regierungschefs teil.

Italiens Präsident Giorgio Napolitano (Archiv, Quelle DPA)
Fordert weltweite koordinierte Politik: Italiens Präsident NapolitanoBild: pa / dpa

Der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano sagte zum Auftakt der Beratungen, angesichts der dramatischen Ernährungskrise sei "eine koordinierte weltweite Politik" dringlich. Die Entwicklung treffe vor allem arme Länder, inzwischen sei fast eine Milliarde Menschen unterernährt.

Welchen Einfluss haben Subventionen?

Während der Konferenz werden kontroverse Debatten über die Sicherung der Nahrungsmittelversorgung erwartet. Dabei geht es zum einen um den Einfluss von Subventionen und Zöllen im internationalen Agrarhandel, zum anderen um die Rolle der Anbauflächen für die Produktion von Biosprit.

"Die Zeit des Redens ist vorbei, jetzt ist die Zeit zu handeln", sagte der Generaldirektor der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft, Jacques Diouf. Leider reagiere die internationale Gemeinschaft nur dann, "wenn die Medien das schmerzvolle Spektakel der Leiden der Welt in die Häuser der wohlhabenden Länder übertragen." Mutige Entscheidungen seien notwendig, um eine gefährliche Entwicklung der Krise zu vermeiden.

Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul sagte: "Es ist ein Skandal der Menschheitsgeschichte, dass zu Beginn des 21. Jahrhunderts immer noch 850 Millionen Menschen unter Hunger und Unterernährung leiden." Die Erde könne die wachsende Weltbevölkerung ernähren, doch müssten dafür auch die notwendigen Voraussetzungen geschaffen werden. Zur Linderung der Not aufgrund der akuten Nahrungsmittelkrise hat das Entwicklungsministerium zusätzlich 23 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, zumeist für das Welternährungsprogramm (WFP) der Vereinten Nationen.

Debatte um Biosprit

Die USA und andere Staaten fördern den Trend zu Biokraftstoffen, um die Abhängigkeit vom Rohöl zu verringern. US-Landwirtschaftsminister Ed Schafer sagte auf dem Flug nach Rom, die Produktion von Biokraftstoffen trage nur mit zwei bis drei Prozent zu dem für dieses Jahr erwarteten Preisanstieg von 43 Prozent bei. Die Hilfsorganisation Oxfam beziffert diesen Anteil unter Berufung auf Daten des Internationalen Währungsfonds (IWF) jedoch auf 15 bis 30 Prozent.

Vor dem Sitz der FAO in Rom protestieren Aktivisten der Organisation Oxfam (2.6.2008, Quelle: AP)
Vor dem Sitz der FAO in Rom protestieren Aktivisten der Organisation OxfamBild: AP

Nach Berechnungen der Weltbank sind die Preise für Nahrungsmittel in den vergangenen drei Jahren um 83 Prozent gestiegen. Noch höher war die Teuerung bei einzelnen Grundnahrungsmitteln wie Weizen und Reis. Auf der Konferenz wird auch diskutiert, inwieweit Spekulationen an den internationalen Agrarmärkten zu dem Preisauftrieb beigetragen haben.

Kritik an Mugabes Teilnahme

Für diplomatischen Zündstoff sorgte in Rom die Teilnahme der Präsidenten des Iran und von Simbabwe, Mahmud Ahmadinedschad und Robert Mugabe. Die australische Regierung kritisierte die Teilnahme Mugabes als "obszön" - dem simbabwischen Präsidenten wird vorgeworfen, mit der Vertreibung weißer Landbesitzer eine schwere Agrarkrise in seinem Land verursacht zu haben. (mg)