Afrika im Fokus
5. Mai 2010Nein, die Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika sei nicht der Grund, dass sich der Jahresbericht Afrika widme, sagt Norbert Kloppenburg, Vorstandsmitglied der KfW Bankengruppe. Aber dieser Zufall komme der staatlichen Förderbank sehr gelegen: "Weil wir uns von der WM auch erhoffen, dass das etwas verzerrte Bild Afrikas in der Öffentlichkeit durch die WM korrigiert wird."
Denn das Bild des "verlorenen Kontinents" sei längst überholt. Afrika befinde sich im Aufbruch - politisch wie wirtschaftlich, so Kloppenburg weiter. Vor dem Ausbruch der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise konnte der Schwarze Kontinent ein jährliches Wachstum von fünf bis sieben Prozent vorweisen. Diese erfreuliche Entwicklung wurde jedoch durch die Krise gebremst.
Um die Folgen der Wirtschaftskrise für Afrika einzudämmen, wurde an diesem Mittwoch (05.05.2010) ein regionaler Investitionsfonds vom Entwicklungshilfeministerium und der KfW Förderbank gegründet. Er soll rund 300.000 Kleinunternehmen in Afrika südlich der Sahara zugute kommen und dadurch bis zu einer halben Million Arbeitsplätze schaffen oder sichern.
Afrika steht im Mittelpunkt der Entwicklungspolitik
Das Afrika-Engagement der KfW Entwicklungsbank wurde in den letzten Jahren stetig ausgeweitet. So haben sich die finanziellen Zusagen von 500 Millionen Euro im Jahr 2005 auf über 800 Millionen Euro im vergangenen Jahr erhöht. Das entspricht mehr als einem Fünftel der gesamten Förderleistung von rund 3,5 Milliarden Euro im Jahr 2009. Nobert Kloppenburg von der KfW nennt zwei Beispiele: "In Südafrika haben wir über lokale Einrichtungen 100 Bolzplätze finanziert. Sie sollen die Jugendlichen aus dem gewalttätigen Umfeld heraus holen und sie spielerisch mit den Themen Toleranz, Fairplay in Berührung bringen."
Ein anderes Beispiel sei ein Friedensfonds von 50 Millionen Euro, den die KfW im Kongo aufgelegt habe. Die Zivilgesellschaft könne Anträge an den Fonds stellen, um Schulen zu bauen, aber auch um Postkonflikt-Traumata zu bekämpfen, so Kloppenburg.
Engagement rentiert sich auch für die Unternehmen
Während die KfW den öffentlichen Sektor in Entwicklungsländern fördert, konzentriert sich die Tochter DEG, die Deutsche Investitions- und Entwicklungsgesellschaft, auf die Stärkung der Privatwirtschaft. In Sub-Sahara-Afrika hat die DEG im vergangenen Jahr 260 Millionen Euro zugesagt und damit ihre Förderung um knapp die Hälfte im Vergleich zu 2008 gesteigert. Mit Unterstützung der DEG entsteht beispielsweise das erste Zementwerk in Namibia – gebaut vom deutschen Mittelständler Schwenk Zement. Für das Unternehmen ist es das erste Auslandsengagement überhaupt.
Während bisher nur circa 200 deutsche Unternehmen den Schritt nach Afrika gewagt haben, ist China mit 1200 Firmen auf dem Kontinent bereits überall präsent. Ist der Zug für die deutsche Wirtschaft schon abgefahren? Norbert Kloppenburg von der KfW antwortet mit einem klaren "Nein": "Wenn wir als KfW alle Lieferungen und Leistungen international ausschreiben, dann sehen wir, dass bis zu 80 Prozent der Lieferungen und Leistungen aus Deutschland kommen. Das heißt, deutsche Unternehmen gewinnen." Er schließe daraus, dass deutsche Unternehmen zur Zeit noch zögerlich seien, da sie nach Unterstützung seitens der KfW oder Entwicklunghilfe Ausschau halten. Wenn ihnen geholfen würde, dann seien sie bei Ausschreibungen auch dabei. Dann haben die deutschen Firmen "mit ihren Produkten, Lieferungen und Leistungen sehr gute Chancen, um in diesem internationalen Wettbewerb zu bestehen."
Autorin: Zhang DanhongRedaktion: Henrik Böhme