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Musik

Africa Festival in Würzburg: Musik und mehr

Aude Gensbittel
29. Mai 2017

Beim Africa Festival in Würzburg konnte das Publikum vier Tage lang bei bestem Wetter und entspannter Stimmung viele Facetten des afrikanischen Kontinents kennenlernen. Mehr als 80.000 Besucher kamen zur 29. Ausgabe.

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Africa Festival Würzburg 2017 | Faada Freddy
Faada Freddy aus dem Senegal beeindruckte das Publikum mit seinem A-Cappella-ProgrammBild: DW/A. Gensbittel

Berühmte Namen der afrikanischen Musik waren dieses Jahr wieder in Würzburg dabei. Der senegalesische Sänger Faada Freddy, bekannt geworden mit der Hip-Hop-Gruppe Daara J, trat zum Beispiel mit seinem Soloprogramm "Gospel Journey" auf: ein bezauberndes A-Cappella-Konzert mit Body-Percussion. Mali war durch Musiklegende Salif Keita vertreten, der schon zum sechsten Mal beim Africa Festival auftrat, aber auch durch die Sängerin Fatoumata Diawara, Protagonistin des Dokumentarfilms "Mali Blues" von Lutz Gregor über die musikalische Landschaft Malis.

Fafa Ruffino, afrikanisch und universell

Das Africa Festival gibt auch neuen Talenten die Chance, ihre Musik in Deutschland und Europa bekannter zu machen. Eine Newcomerin der 29. Ausgabe war etwa die Sängerin Fafa Ruffino aus Benin. Ihren Stil, eine Mischung aus Jazz, Soul, Blues und Funk, beschreibt sie selbst als "afrikanisch, universell und multikulturell". Ihre Lieder sind durch eine besondere Sprachenvielfalt geprägt: sie singt auf Französisch, aber auch in verschiedenen westafrikanischen Sprachen wie Fon, Yoruba, Mina oder Dendi. "Ich spreche sieben afrikanische Sprachen, weil meine Großeltern aus vier verschiedenen Ländern stammen: Benin, Burkina Faso, Nigeria und Ghana", erklärt die Musikerin, die sich als "richtige Westafrikanerin" bezeichnet.

Africa Festival Würzburg 2017 | Fafa Ruffino
Newcomerin mit großem Talent: Fafa Ruffino aus BeninBild: DW/A. Gensbittel

"Überall, wo ich hingehe, fühle ich mich zu Hause", so Fafa Ruffino. Über ihre Begegnung mit dem deutschen Publikum hat sie sich sehr gefreut. "Sei es durch Kunst, Musik, Theater oder Film, es ist unserer kulturelles Schaffen, das uns ermöglicht, Botschaften der Menschlichkeit zu senden", sagt die Sängerin. "Ohne Kultur kann man nichts erreichen."

Viel mehr als nur Musik

Tatsächlich bot das Africa Festival seinen mehr als 80.000 Gästen viel mehr als nur Musik: Neben einer Vielzahl von kulinarischen Spezialitäten gab es Kunsthandwerk, eine Ausstellung des Fotografen Youri Lenquette mit Bildern aus Senegal, ein Kinderprogramm mit Märchenerzähler und Akrobaten und mehrere Dokumentar-Filme über afrikanische Themen. In der sogenannten "Bambushalle" konnten sich die Besucher über Projekte verschiedener Organisation informieren, die in Afrika tätig sind. Der Verein "Tabanka" unterstützt zum Beispiel dörfliche Initiativen in Guinea-Bissau mit Weiterbildungen in Naturheilkunde und technischer Hilfe in der Verarbeitung von Heilpflanzen.

Modemacherin Rama Diaw aus dem Senegal beim Africa Festival in Würzburg
Rama Diaw wurde für ihre Arbeit als Modedesignerin ausgezeichnetBild: DW/A. Gensbittel

Fester Bestandteil des Africa Festivals ist die Modenschau der senegalesischen Designerin Rama Diaw. Seit fünf Jahren zeigt sie in Würzburg ihre Kreationen, die Moderne und Tradition mischen und bei Afrikanerinnen und Europäerinnen gleichermaßen beliebt sind. "Meine Marke erkennt man durch sehr moderne Schnitte und afrikanische Stoffe", erklärt Rama Diaw: "ich stelle hier das moderne Afrika vor." Ihre Arbeit in der Modebranche verbindet sie mit sozialem Engagement. In abgelegenen Dörfern in Senegal bildet sie Frauen aus, die dann mit ihr als Schneiderinnen, Färberinnen und Weberinnen arbeiten können. Bei der Eröffnungszeremonie erhielt die Designerin den Africa Festival Award, der jedes Jahr Künstler mir besonderem Talent würdigt. "Ich habe vor Freude geweint" sagt Rama Diaw. Als sie beim Festival einstieg, habe sie nicht im Traum daran gedacht, diese Auszeichnung selbst einmal zu bekommen: "Ich bin stolz und geehrt, ich freue mich sehr, diesen Preis erhalten zu haben."

Deutschland Würzburg - Africa Festival
Shoppen, essen, sich informieren und Musik hören: entspannte Stimmung auf den Mainwiesen in WürzburgBild: DW/A. Gensbittel

Bekämpfung der weiblichen Genitalverstümmelung

Regen Andrang gab es bei einer Podiumsdiskussion über weibliche Genitalverstümmelung in Afrika. Menschenrechtsaktivisten informierten über die negativen gesundheitlichen Folgen dieser Tradition, die in vielen afrikanischen Ländern noch praktiziert wird, obwohl sie gesetzlich verboten ist. Souleymane Diallo stellte die Arbeit seines Vereins "Mama Afrika" in Guinea vor. 2014  eröffnet die Organisation ein Kindergarten in der Stadt Kankan, im Osten des Landes. Dort werden Mädchen von Klein auf über ihre Rechte informiert, ihr Selbstbewusstsein soll gestärkt werden. Treffen werden mit Eltern und Großeltern organisiert, um sie über Genitalverstümmelung aufzuklären und das Tabu zu brechen.

Deutschland Würzburg - Africa Festival: Diallo aus Guina gegen Genitalverstümmelung
Souleymane Diallo setzt sich in Guinea gegen weibliche Genitalverstümmelung einBild: DW/A. Gensbittel

Natürlich sei es schwierig, ein Umdenken der Bevölkerung zu bewirken, so Souleymane Diallo, aber erste Erfolge zeichneten sich ab. "Es gibt Veränderungen bei den Eltern: sie merken, dass unsere Arbeit nützlich ist und dass uns die Zukunft der Kinder am Herzen liegt." Dabei gehe es nicht nur um Genitalverstümmelung, sondern auch um Bildung. Die Kinder sollen lesen und schreiben lernen, um besser für die Zukunft gewappnet zu sein. Mit dieser Gesamtstrategie will Souleymane Diallo die Eltern überzeugen: "Natürlich soll man Traditionen respektieren, aber die Leute müssen verstehen, dass manche Traditionen nicht gut sind."

Auch wenn die 29. Ausgabe gerade erst zu Ende ist, laufen die Vorbereitungen für das nächste Africa Festival schon auf Hochtouren. Im Jubiläumsjahr 2018 sollen Künstler eingeladen werden, die das Festival in den letzten drei Jahrzenten besonders geprägt haben. Es wird auch eine Hommage an wichtige Musiker geben, die in Würzburg zu Gast waren und heute nicht mehr leben, wie zum Beispiel Papa Wemba, Miriam Makeba und Lucky Dube.