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Die Afghanen haben gewählt

14. Juni 2014

Wieder eine rege Beteiligung und keine massive Störung durch die Aufständischen: Die Präsidenten-Stichwahl in Afghanistan fand unter - vergleichsweise - erträglichen Umständen statt.

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Stichwahl in Afghanistan: Die Präsidentschaftskandidaten Abdullah und Aschraf Ghani (Foto: picture-alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa

Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen hat die Bevölkerung Afghanistans über den künftigen Präsidenten des Landes entschieden. Als Favorit ging Ex-Außenminister Abdullah Abdullah (links) in die Stichwahl, er hatte im ersten Durchgang Anfang April die meisten Stimmen erhalten. Sein Herausforderer war der ehemalige Weltbank-Ökonom Aschraf Ghani.

Dem 53-jährigen Ex-Außenminister Abdullah, der auch auf seine Erfahrungen als Widerstandskämpfer gegen Sowjet-Besatzer und fundamentalistische Taliban verweisen kann, wurden gegen den Intellektuellen Ghani die besseren Karten zugesprochen. Allerdings gab es keine zuverlässigen landesweiten Wählerbefragungen. Im ersten Durchgang war Abdullah auf 45 Prozent der Stimmen gekommen, Ghani auf 31,6 Prozent.

Wahlbeteiligung bei 60 Prozent

Die Wahlbeteiligung war wider Erwarten erneut beträchtlich. Es hätten etwa 60 Prozent - sieben Millionen der rund zwölf Millionen Berechtigten - ihre Stimme abgegeben, teilte die afghanische Wahlkommission mit. Bei der ersten Runde am 5. April war eine Beteligung von etwa 55 Prozent registriert worden.

Die vorläufigen Ergebnisse der Wahl sollen erst am 2. Juli bekanntgegeben werden, die Endergebnisse werden für den 22. Juli erwartet. Die Vereidigung des neuen Präsidenten ist dann für den 2. August geplant.

400.000 Sicherheitskräfte im Einsatz

Landesweit waren rund 400.000 Sicherheitskräfte im Einsatz, um die Wahllokale abzusichern. Dennoch töteten Aufständische nach Regierungsangaben bei landesweit 150 Anschlägen und Angriffen mindestens 46 Menschen. Unter den Toten seien 20 Zivilisten, elf Polizisten und 15 Soldaten, sagte Innenminister Omar Daudsai. Zudem seien etwa 19 Taliban getötet worden. "Dem Feind" sei es trotz der Opfer nicht gelungen, den Urnengang zu verhindern, betonte Daudsai.

Der afghanische Präsident Hamid Karsai und Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier bei einem Treffen im Februar 2014 (Foto: picture-alliance/dpa)
Er muss abtreten: Noch-Präsident Karsai - hier mit Bundesaußenminister Steinmeier bei einem Treffen im FebruarBild: picture-alliance/dpa

Die Wahl des neuen Präsidenten ist eine Zeitenwende: Erstmals soll es eine Stabübergabe von einem gewählten Präsidenten des Landes zum nächsten geben. Der scheidende Präsident Hamid Karsai, der das Land seit dem Sturz der radikalislamischen Taliban im Jahr 2001 geführt hat, durfte nach zwei Amtszeiten nicht erneut kandidieren.

Steinmeier: Afghanistan nicht mit Irak zu vergleichen

Karsai sprach von einem großen Schritt in Richtung Stabilität und Frieden. Die US-Regierung lobte die Wahl und sagte dem künftigen Präsidenten Unterstützung zu. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier nannte die Wahl ermutigend. "Selbstverständlich ist nicht alles gut in Afghanistan", sagte Steinmeier der "Welt am Sonntag". Dennoch lasse sich die Lage in Afghanistan nicht mit der im Irak vergleichen. "Das afghanische Volk kann stolz sein auf das, was es erreicht hat. Es hat ein starkes Fundament für die Zukunft", erklärte NATO-Generalsekretär Anders Fogh Rasmussen in Brüssel.

sti/ml (dpa, afp, rtr)